Schnuppertag auf dem Campus62 junge Leute an Biologie und Chemie interessiert

Lesezeit 5 Minuten
Es geht um Milliliter: Konzentriert arbeitet Yasemin Sentürk bei der Probenentnahme mit der Pipette

Es geht um Milliliter: Konzentriert arbeitet Yasemin Sentürk bei der Probenentnahme mit der Pipette

Chemie und Biologie waren die Kernthemen für praktische Selbsterfahrungen an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Auf dem Campus Rheinbach gab es zwei Schnuppertage für 62 Teilnehmer.

62 angehende Studenten haben am 3. oder 4. April – je nach ihren Interessen – einen Tag lang Hochschulluft geschnuppert. Sie haben an einer Probevorlesung teilgenommen und selbständig in Laborprojekten gearbeitet. Der erste Tag war der Chemie gewidmet. Beim Thema „Kunststoffverpackungen – Ein Leben vor und nach dem Müll“ erhielten 25 junge Menschen Einblick in den Studiengang „Nachhaltige Chemie und Materialen“ der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS). Bei der praktischen Laborarbeit ging es um Mikroplastik.

Professor Dr. Christopher Volk (r.) achtet auf richtige Handhabung der Materialien bei der Arbeit im Labor

Professor Dr. Christopher Volk (r.) achtet auf richtige Handhabung der Materialien bei der Arbeit im Labor

Am zweiten Tag hat die Bonner Rundschau den „Schnuppis“, wie die Schnupperstudenten hier liebevoll genannt werden, beim Studienthema Applied Biology (angewandte Biologie) über die Schulter geschaut. Die englische Form ist hier Programm: Der Schnupperstudientag fand zwar auf Deutsch statt, aber dieser reguläre Studiengang wird auf Englisch durchgeführt. Kein Problem für Schnupperstudent Paul Simons (20). Er hatte nicht nur Biologie als Leistungskurs (LK) im Abitur, sondern unter anderem auch Englisch. „Ich hatte auch LK Geschichte, aber ich glaube, im Bereich Biologie habe ich bessere Chancen auf einen guten Arbeitsplatz“, sagt er. Nach dem Abitur machte er ein Jahr Bundesfreiwilligendienst und will nun mit dem Bio-Studium an der H-BRS anfangen.

„Wir bieten unseren Studenten einen hohen Praxisanteil und eine große Nähe zu den Lehrenden“, sagt Jana Schuster, unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit an der Hochschule zuständig. Und mit den Probestudientagen, die man schon öfter durchführte, möchte man die jungen Menschen für ein Studium auf dem Rheinbach-Campus begeistern. Bei Paul Simons scheint das schon einmal gelungen zu sein.

Die Wissenschaftliche Mitarbeiterin Dagmar Kochler (r.) erklärt den Schnupperstudenten die nächsten Schritte der Laborarbeit

Die Wissenschaftliche Mitarbeiterin Dagmar Kochler (r.) erklärt den Schnupperstudenten die nächsten Schritte der Laborarbeit

37 Teilnehmer stehen am Biologie-Tag mit weißem Laborkittel und manchmal auch mit Schutzbrille im Labor. „Etwa die Hälfte sind noch Schüler, die anderen haben schon Abitur“, sagt Professor Dr. Christopher Volk, der mit Kollegen einen Teil der Gruppe im Labor betreut: „Wenn ein Viertel von denen später auch zu uns käme, wäre das schon gut.“ Wieviele aufgrund eines solchen Schnuppertages dann tatsächlich ein Studium bei der H-BRS beginnen, habe bisher noch niemand systematisch nachgehalten. „Aber manche Gesichter erkennt man dann doch, oder die Studierenden sagen, dass sie bei einem Schnuppertag dabei waren“, berichtet Dr. Nicole Strauß, die die zweite Gruppe betreut. „Wir hatten hier sogar schon einmal eine Mutter beim Schnuppertag, die dann begeisterter war, als ihr Kind, das sie begleitet hatte“, sagt Strauß, die das Schnupperstudium mit organisiert hat.

1072 Menschen studieren derzeit auf dem Rheinbacher Campus im Fachbereich angewandte Naturwissenschaften. Gerade im Bereich Applied Biology oder auch Chemie seien durchaus noch Kapazitäten frei, erklärt Volk. Der Standort Rheinbach zeichne sich dadurch aus, dass sich das Studium hier auf in der Wirtschaft und Lehre gefragte Studiengänge konzentriere. Klassische Zoologie oder Botanik stehe nicht im Lehrplan, stellt Volk heraus. Für ihn stellt sich der Aufwand für einen solchen Tag als durchaus lohnend dar, immerhin konkurriere die Hochschule mit anderen Standorten, wie Bonn, Köln oder auch Düsseldorf.

Ich will unbedingt hierher. Hoffentlich werde ich angenommen
Yasemin Sentürk, Teilnehmerin am Schnupperstudientag

Die Gruppe der Probestudenten wird im Labor mit konkreten Aufgaben aus dem Studienalltag konfrontiert: Mittels PCR-Test, einem Verfahren, das von Coronatests her bekannt ist, soll festgestellt werden, ob Huhn-, Schwein- oder Rinder-DNA in einer Probe enthalten ist. Die Probe muss zunächst vermehrt werden: Polymerase chain reaction heißt das Verfahren – die Anfangsbuchstaben der Polymerase-Kettenreaktion, wie es auf Deutsch heißt, bilden die PCR-Abkürzung. Diese Proben werden dann gefärbt und in ein zuvor vorbereitetes Gel getropft. Ein leichter elektrischer Strom im Gel sorgt dafür, dass die negativ geladene DNA zum Pluspol, der Kathode, wandert.  Das Gel wirkt dabei als Filter. Lange DNA-Stränge sind länger unterwegs, als kurze, und im Vergleich mit Proben bekannten DNA-Inhaltes kann dann unter UV-Licht aufgrund des Abstandsmusters festgestellt werden, in welcher Probe welche DNA enthalten ist. Dazu musste zuvor gemessen, gewogen, erhitzt und geschüttelt werden. Es ging um Milliliter und Milligramm. Und in den reaktionsbedingten Wartezeiten waren die Probestudenten auch nicht untätig: Blutgruppenbestimmung des eigenen Blutes stand etwa auf dem Programm. Praxis also, wie sie auch nach einem Studium an der H-BRS in der Wissenschaft und Wirtschaft gefragt und erforderlich ist.

Bei der 19-jährigen Yasemin Sentürk hat der Schnuppertag schon verfangen: Sie habe einen „tollen Eindruck“ von dem Tag und sagt begeistert: „Ich will unbedingt hierher. Hoffentlich werde ich angenommen. Wenn nicht, dann werde ich noch ein Semester warten und mich wieder bewerben.“ Mit ihren Abitur-Leistungskursen Biologie und Englisch hat sie jedenfalls gute Voraussetzungen.

Gegen Ende des Tages stand noch der Austausch mit der Studierendenvertretung auf dem Programm, und eine Teilnahmebescheinigung gab es auch noch.

Für alle die, die den diesjährigen Schnupperstudientag verpasst haben, ist die Studienberatung der H-BRS die richtige Anlaufstelle. Außerdem gibt es am 25. Mai von 10 bis 14 Uhr in Rheinbach einen Studien-Infotag. Dafür ist keine Anmeldung erforderlich.

Die H-BRS wurde am 1. Januar 1995 als Bestandteil der „Vereinbarung über die Ausgleichsmaßnahmen für die Region Bonn“ gegründet. Sie hatte als Folge der Hauptstadtverlagerung nach Berlin unter anderem den Auftrag, den Strukturwandel in der Region zu fördern und einen Beitrag zur strukturellen Weiterentwicklung des Wirtschaftsraumes zu leisten. Sie hat heute drei Standorte mit unterschiedlichen Studienschwerpunktbereichen: Rheinbach, angewandte Naturwissenschaften und auch Wirtschaftswissenschaften, Hennef, Sozialwissenschaften und am Hauptstandort, St. Augustin, Informatik, Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften. www.h-brs.de/de.

Rundschau abonnieren