Konzert der „Reindeers“Oldtimer, Petticoats und Rock ’n’ Roll im Rheinbacher Autokino

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„Miss Petticoat 2018“, Kristina Stüttgen, hatte eine Maske, die zu ihrem 1950er-Jahre-Kleid passte.

„Miss Petticoat 2018“, Kristina Stüttgen, hatte eine Maske, die zu ihrem 1950er-Jahre-Kleid passte.

Rheinbach – Noch über ein Jahr lang müssen sich die Liebhaber historischer Fahrzeuge und die Freunde des Rock 'n' Roll gedulden bis zur nächsten Auflage der „Rheinbach Classics“, denn für 2020 ist diese traditionsreiche Großveranstaltung wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Doch bis zum 16. Juli 2021, wenn die Innenstadt wieder vom Sound der Musik und der Motoren beherrscht wird, wollte der ausrichtende Verein „Rheinbach Classics“ um den Vorsitzenden Lars Prior die Fans nicht warten lassen. Deshalb organisierte er gemeinsam mit dem „Rheinbacher Autokino“ ein spezielles Event mit einem Konzert der Gruppe „Reindeers“ und dem Kinofilm „Rush – Alles für den Sieg“ im Anschluss. Der Zuspruch zu der stimmungsvollen Konzert-Kino-Kombi war am Samstagabend allerdings enttäuschend.

Zuspruch war enttäuschend

Was ist das wichtigste Utensil eines Autokinos? Ein Starthilfekabel. Besonders dann, wenn eine Schar von Oldtimern die Reihen füllt. Autokino-Chef Oliver Wolf hatte für alle Fälle vorgesorgt und hielt ein leistungsstarkes Batteriestarterset einsatzbereit. Dabei hatten die Veranstalter für jede Menge musikalische Energie auf der Bühne gesorgt, denn die Karlsruher Gruppe „Reindeers“ heizte mit Rock 'n' Roll vom Feinsten ordentlich ein. „Wir haben uns echt Gedanken gemacht und unser Programm auf das außergewöhnliche Konzert abgestimmt“, gibt Sänger und Gitarrist Max Kumm zu, denn einen Auftritt im Autokino hatten die fünf jungen Musiker auch noch nicht. Zudem war es der erste Auftritt nach der Coronapause. „Wir sind überglücklich, dass wir hier auftreten dürfen.“

Für die „Reindeers“ war es der erste Auftritt nach dem Lockdown.

Für die „Reindeers“ war es der erste Auftritt nach dem Lockdown.

Ohnehin haben die fünf Musiker beste Erinnerung an Rheinbach („Die Stadt ist uns richtig ans Herz gewachsen“), schließlich trat die Gruppe schon sechsmal bei den „Rheinbach Classics“ auf dem Himmeroder Wall auf und war jedes Mal hellauf begeistert von der Atmosphäre und den Besuchern in ihrem Retro-Look. Vor allem der direkte Kontakt zu den Rock 'n' Roll-Fans, die den Himmeroder Wall vor der großen Bühne immer in eine Riesen-Tanzfläche verwandelt hatten, wird dem Quintett in Erinnerung bleiben, versicherte Kumm. Auf den direkten Kontakt mussten sie auch diesmal nicht völlig verzichten, denn weil nur ein knappes Dutzend Fahrzeuge ins Autokino gerollt waren, war genügend Platz für ein von Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) genehmigtes Tänzchen mit Sicherheitsabstand neben dem Auto.

Tjede Kaukewitsch und Christoph Ehrhardt tanzten auf dem Dach ihres Bullis.

Tjede Kaukewitsch und Christoph Ehrhardt tanzten auf dem Dach ihres Bullis.

Doch nicht nur neben ihrem Auto, sondern auch auf dem Dach ihres Youngtimers VW Bulli T4 aus dem Baujahr 1998 schwangen Tjede Kaukewitsch und Christoph Ehrhardt aus Dernau die Beine, sehr zum Vergnügen der übrigen Zuschauer. Das junge Paar hat den Bulli innen selbst ausgebaut und mit einer Küche und einem breiten Bett ausgestattet, auf dem es sich aber während des Konzertes die zweijährige Deutsch-Drahthaar-Dame „Una“ gemütlich gemacht hatte. „Wir sind Fünfzigerjahre-Fans, deshalb bot sich ein Abstecher nach Rheinbach an“, so Ehrhardt. Und im kommenden Jahr wollen wir wiederkommen, entweder mit eigenem Auto oder nur als Besucher.

Schon zum Inventar der „Rheinbach Classics“ gehört hingegen Freia Heicker, war sie mit ihrem Opel Olympia Rekord Coupé aus dem Jahr 1964 doch schon fast ein Dutzend Mal mit von der Partie und hat so manche Oldtimer-Rallye mitbestritten. In einem Autokino war die Sankt Augustinerin noch nie, deshalb hatte sie ihre Freundin Barbara Schäfer als Beifahrerin mitgebracht, die schon jede Menge Autokino-Erfahrung besitzt. „Allerdings war das in den 1970er Jahren, da haben wir im Autokino noch selbst geküsst“, lacht sie augenzwinkernd. „Und ich hole jetzt alles nach, was ich früher verpasst habe“, ergänzt Freia Heicker.

Freia Heicker war mit Barbara Schäfer dabei.

Freia Heicker war mit Barbara Schäfer dabei.

Während der Olympia Rekord nur 67 PS und der Bulli bloß eine Pferdestärke mehr aufweisen kann („nur Schieben ist schneller“), hat der Plymouth Duster von René Henseler und Jeanette Hachmeister aus Meckenheim deutlich mehr Dampf unter der Haube. Der V8-Small Block-Motor mit 5,9 Litern Hubraum leistet gut 200 PS und sorgt bei dem 1974 gebauten US-Fahrzeug für einen unverwechselbaren Sound. Ganz fertig ist der selbst restaurierte Wagen allerdings noch nicht, „denn an einem Oldtimer hört die Arbeit nie auf“, schmunzelt Henseler. Doch an diesem Abend wird nicht geschraubt, sondern entspannt. Zur stimmungsvollen Musik aus den 1950er Jahren, für die die beiden ein besonderes Fable haben, und dem Film über die Rivalität der einstigen Formel eins Piloten Niki Lauda und James Hunt schmeckte die Riesentüte Popcorn ganz besonders gut.

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