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Dritte Dekade des Bonn-TriathlonsDoppelsieg von Lokalmatador Strankmann

Lesezeit 6 Minuten

Verena Walter aus Iserlohn ist mit sechs Podestplätzen die erfolgreichste Frau des Bonn-Triathlons. Sie schafft 2016, 2017 und 2018 einen Hattrick.

  1. Der Bonn-Triathlon ist mittlerweile eine Traditionsveranstaltung und feiert in diesem Jahr sein 30. Jubiläum.
  2. Dass ausgerechnet zum runden Geburtstag der Wettkampf wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste ist besonders ärgerlich.
  3. Teil 3 der Serie zum 30. Bonn-Triathlon mit den dominierenden Frauen.

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis – Die dritte Dekade des Bonn-Triathlons beginnt aus Sicht des veranstaltenden Polizei SV Bonn optimal: Nachdem er 2010 schon Dritter war, gewinnt mit Oliver Strankmann von den SSF Bonn der Lokalmatador 2011 und 2012 die 21. und 22. Auflage und zieht die Zuschauer zahlreich an die Strecke. Schon früh morgens warten die Menschen eng gedrängt am Ausstieg nach dem Rheinschwimmen – ist doch bekannt, dass „Ölli“ Strankmann bei den SSF zunächst Schwimmer war, ehe er sich dem Triathlon hingab.

So ist nicht überraschend, dass er mit goldener Badekappe in Beuel als Erster aus dem Wasser klettert und im Rhein den Grundstein zu seinem Doppelsieg legt. 2010 war er als Dritter von Konstantin Bachor und Nils Goerke auf der Laufstrecke noch abgefangen worden, danach sichert er sich Platz eins vor dem PSV-Athleten Eike Carsten Pupkes (2011) und dem Hawaii-Sieger von 2005, Faris Al-Sultan (2012). 2014 und 2015 wird Strankmann jeweils Dritter und schraubt seine Bilanz damit auf fünf Podiumsplätze und sieben Stadtmeistertitel.

2013 und 2016 Duathlon wegen Rheinhochwassers

Die Chance auf einen dritten Gesamtsieg in Serie nimmt ihm 2013 „Vater“ Rhein, der wieder mal im Juni sein Bett verlässt: Zum zweiten Mal nach 1999 muss das Schwimmen (Strankmanns Paradedisziplin) ausfallen, der Triathlon wird zum Duathlon. Diese Chance nutzt Clemens Coenen (TV Lemgo) zu einem klaren Sieg.

Kein Top-Athlet startet so oft wie Clemens Coenen. Bei 14 Starts landet er 12-mal in der Top Ten.

Jeder beim PSV gönnt ihm dies, zumal er sich mit einer besonderen Geste bei den vielen Helfern (350 bis 400 werden am Wettkampftag gebraucht) bedankt: 2014 verzichtet er auf einen Start, schlüpft selbst in die Rolle des Helfers und stellt sich als Streckenposten an der Radstrecke zur Verfügung. Coenen ist zudem als „Dauerbrenner“ in puncto Teilnahmen der wahre „Mister Bonn-Triathlon“: Seit dem Jahr 2000 absolviert er 14 Starts in Bonn, landet 12-mal in den Top-Ten und beeindruckt 2018 als 39-Jähriger bei seinem letzten Auftritt noch mit Platz sechs.

Die besten Frauen

Die meisten Podestplätze sammelten (bei gleicher Anzahl Rangfolge nach Zahl der Siege):

1. Verena Walter   6 (3/1/2)

2. Beate Görtz      5  (3/–/2)

3. Linda Schücker   5  (–/2/3)

4. Andrea Brede    4  (3/1/–)

5. Nina Kraft     3  (2/1/–)

6. Deb. Verstraeten 3 (1/2/–)

7. Ulrike Schwalbe  3 (1/1/1)

 Kerstin Lohmeyer 3  (1/1/1)

9. Nicole Leder      2  (1/1/–)

 Susanne Fußel   2 (1/1/–)

Beim Duathlon 2013 erlebt zudem eine neue Streckenführung beim Radfahren ihre Premiere. Es bleibt bei einer Distanz von 60 Kilometern, gefahren wird jetzt aber zu 80 Prozent auf autofreien Straßen. Erkauft wird dies mit einem etwas verwinkelten Kurs mit drei Wendepunkt-Abschnitten im Siebengebirge. Allein die 750 Höhenmeter machen sie aber anspruchsvoll und selektiv.

Oliver Strankmann (SSF Bonn) kommt als ehemaliger Schwimmer mehrfach als Erster aus dem Wasser. Er landet 2011 und 2012 zwei Siege in Folge, wird Dritter 2010, 2014 und 2015.

Die dritte Dekade des Bonn-Triathlons wird durch drei Doppelsiege bei den Männern geprägt. Nach Strankmann (2011 und 2012) gelingt dies Johann Ackermann aus Köln (2014 und 2015) sowie Horst Reichel aus Darmstadt (2017 und 2018). Zwar kündigt Ackermann einen dritten Streich für 2016 an, aber erneutes Hochwasser lässt ihn vor einem Start zurückschrecken. Das Rennen wird wie 1999 und 2013 zum Duathlon, aber der PSV hat die Distanzen auf 15 km Laufen, 60 km Rad und 7,5 km Laufen ausgedehnt – die insgesamt 22,5 km Laufen passen dem Halbprofi nicht ins Konzept. So tritt mit dem erst 20-jährigen Sieger Luca Heerdt aus Münster ein „Nobody“ der Szene ins Rampenlicht.

Verena Walter und Beate Görtz dominieren bei den Frauen

Auch Horst Reichel verzichtet auf einen Versuch, als Zweiter nach Lothar Leder (2000 bis 2002) einen Hattrick zu landen, Reichel geht 2019 nicht am Start. So gibt es erneut einen Überraschungssieger: Der 26-jährige Düsseldorfer Ruben Zepuntke landet einen Start-Ziel-Sieg vor Luca Heerdt, obwohl er erst ein Jahr zuvor ins Triathlonlager gewechselt ist. Zuvor war Zepuntke als Radprofi für das Rabobank- und Cannondale-Team im Einsatz, wo ihm der Durchbruch aber verwehrt blieb.

Beate Görtz aus Köln triumphiert dreimal, allerdings nicht in Serie. Sie gewinnt 2011, 2012 und 2014.

Bei den Frauen prägen vor allem zwei Athletinnen die dritte Dekade des Bonn-Triathlons: Verena Walter (Iserlohn) und Beate Görtz (Köln). Walter schafft wie Andrea Brede (2005 bis 2007) einen lupenreinen Hattrick, als sie 2016, 2017 und 2018 triumphiert. Dazu sammelt sie als Zweite (2015) und zweimal Dritte (2012 und 2019) drei weitere Podestplätze und ist damit erfolgreichste Starterin in der Geschichte des Bonn-Triathlons.

Beate Görtz steht zwar auch dreimal ganz oben auf dem Treppchen. Nach ihren Erfolgen 2011 und 2012 misslingt aber 2013 der Hattrick, als sie Dritte wird – ihren dritten Erfolg feiert sie aber 2014. Vier Jahre später (2018) rundet sie mit einem weiteren Bronzerang ihre Bilanz ab, die sie mit fünf Podestplätzen zur Nummer zwei macht (siehe Infotext). Fünfmal in Folge steht auch Linda Schücker (Paderborn) auf einem Medaillenrang (Zweite 2005 und 2006; Dritte 2007, 2008 und 2009). Ein erster Platz bleibt ihr aber verwehrt.

Promi-Starter testen sich im Triathlon

Prominente Sportler hat es immer wieder gereizt, sich selbst mal an einem Bonn-Triathlon zu versuchen. Der Musiker und Extremsportler Joey Kelly absolviert schon im Jahr 2000 die komplette Distanz. 2003 fährt Olaf Ludwig, der Rad-Olympiasieger von 1988, in einer Staffel die 60 km durchs Siebengebirge, die sich aber als Zweite dem Bundesliga-Trio des PSV Bonn geschlagen geben muss. Max Rendschmidt, Kajak-Olympiasieger von 2016, absolviert 2017 den kompletten Triathlon in 3:36 Stunden, was ihm Platz 229 unter 760 gestarteten Männern bringt. (MK)

Hatte der Polizei SV in den ersten 20 Jahren des Bonn-Triathlons mit Marc Allen, Jürgen Zäck, Thomas Hellriegel, Andrea Niedrig, Lothar Leder, Olaf Sabaschus, Timo Bracht und Faris Al-Sultan immer einige der weltbesten Triathleten in Bonn präsentieren können, macht die Entwicklung des Triathlonsports dies in der dritten Dekade unmöglich: Die Antritts- und Preisgelder der Topstars sind für eine solche regionale Veranstaltung nicht mehr zu stemmen, obwohl deutsche Sportler weiter die größten Rennen dominieren.

So sind von den deutschen Hawaii-Siegern weder Norman Stadler (Weltmeister 2004 und 2006) noch Sebastian Kienle (2014) und gar Jan Frodeno (2015, 2016 und 2019) oder Patrick Lange (2017 und 2018) je in Bonn angetreten. Der Veranstaltung tut dies überhaupt keinen Abbruch, der PSV hat seine Nische in ambitionierten Hobbysportlern und mit der immer seltener angebotenen Mitteldistanz gefunden, während die Weltklasse sich entweder auf die Ironman-Distanz (Hawaii, Roth) oder die Kurzdistanz (Weltcup, Bundesliga, Olympische Spiele) konzentriert. Die überwältigende Resonanz gibt dem PSV Recht: Die gut 1500 Plätze für Einzel- und Staffelstarter sind immer in ganz kurzer Zeit ausgebucht.

Zukunft des Bonn-Triathlons ist derzeit stark gefährdet

In diese Richtung zielt auch der Schritt, den Bonn-Triathlon in den 2019 neu geschaffenen Nations-Cup zu integrieren. Hier haben sich drei Veranstalter einer Mitteldistanz zusammengeschlossen, neben Bonn Oud Gastel (Niederlande) und Aarschot (Belgien).

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So könnten die Organisatoren gelassen in die Zukunft schauen, wäre da nicht das Problem, dass Orga-Chef Joachim Sommershof sein Amt aufgibt – und ein Nachfolger nicht in Sicht ist. Zudem müsste für 2021 eine neue Radstrecke ausgetüftelt und genehmigt werden, weil auf der bisherigen Route eine Baustelle geplant ist: „Deswegen ist die Meinung des aktuellen Vorstandes: Diese Herausforderungen erscheinen derzeit fast unlösbar“, erklärt Sommershof – die Zukunft des Bonn-Triathlons ist im Moment stark gefährdet.