Swisttal:Die „Linde“ eröffnet wieder

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Thomas Reichelt sitzt am Tisch in seinem vollständig erneuerten Restaurant.

Endlich können Thomas Reichelt und die Familie wieder Gäste in den renovierten Räumen des Gasthauses "Zur Linde" empfangen.

Thomas und Andreas Reichelt befinden sich auf der Zielgeraden. Die letzten Vorbereitungen für die Wiedereröffnung des Gasthofs „Zur Linde“ laufen auf Hochtouren. Damit kehrt ein Herzstück der Heimerzheimer Gastronomie am kommenden Donnerstag, 9. Februar, zurück.

Annähernd 19 Monate sind seit der Flut vergangen. Seitdem gaben sich die Handwerker im Lokal direkt am Swistbach die Klinke in die Hand. Von einer Sanierung zu sprechen, halten die Gastgeber schlichtweg für untertrieben: „Wir sprechen von einem Neubau“, sagt Thomas Reichelt (48). Gemeinsam mit seinem Bruder Andreas (41) führt der Küchenchef den Traditionsbetrieb in sechster Generation.

Das Erdgeschoss und die Kellerräume samt Kegelbahn wurden in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 von den Wassermassen völlig zerstört. Jetzt erstrahlt die Gaststätte in neuem Glanz. Die gewohnte Aufteilung mit Thekenbereich, Saal und separatem Raum ist geblieben, allerdings ist vieles nun moderner als zuvor. „Wir haben mit unserer Renovierung den Schritt vom traditionellen Brauhaus hin zum modernen Landhausstil vollzogen“, beschreiben die Brüder den Weg in eine neue Ära. Tische und Theke sind aus hellem Holz.

Gegenüber der Eingangstür wurde eine behindertengerechte Toilette eingebaut. „Diese Investition hätten wir früher oder später sowieso vornehmen müssen“, sagt Thomas Reichelt. Im Thekenbereich wurde eine Wand entfernt. Neben der neuen Theke ist eine separate Ecke entstanden, in der sich vermutlich rasch der Stammtisch etablieren wird. Die Dekoration offenbart so manches Detail, das an die Tradition des Gasthauses erinnert. Gastronomie wird in der „Linde“ schließlich seit 1850 betrieben.

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Auf große Leinwände haben die Reichelts historische Fotos gezogen, die nun die Tapeten schmücken. Sie zeigen nicht nur die Vorgängergenerationen, sondern auch Feste, die in der „Linde“ einst stattgefunden haben. Ein 1961 geschmiedetes eisernes Gitter hat die Flut überlebt und dient weiterhin als Garderobe. Die Halterungen der neuen Tischlampen wurden mit kleinen eisernen Linden und Pferden verziert. Als Lasttiere spielten Pferde bei der Etablierung der Gastronomie eine zentrale Rolle. Bis in das 20. Jahrhundert hinein diente das Anwesen den Fuhrbetrieben als wichtige Station auf dem Weg von der Eifel. Bevor sie von Heimerzheim Richtung Vorgebirge weiterzogen, wurden die Ochsengespanne am Gasthaus mit Pferden verstärkt. So war der Anstieg leichter zu überwinden. Der Saal mit großem Buffet und mehreren Sitzecken bietet Platz für maximal 60 Gäste.

„Lindenstübchen“

Darüber hinaus verfügen die Reichelts über einen separaten Raum für kleine Gesellschaften, den sie „Lindenstübchen“ getauft haben – eine Anlehnung an ihre Behelfsgastronomie, die die Brüder während der Auszeit auf ihrem Grundstück in Zelten aufgebaut hatten, um die Gäste mit Getränken, Baguettes und Currywurst zu versorgen. Die brandneue Kegelbahn wurde unter anderem mit einem Eichentisch ausgestattet, der aus sechs alten Tischplatten entstanden ist. Auch die Abläufe in der neuen Küche wurden optimiert. Das betrifft vor allem die Aufteilung und die Kühlmöglichkeiten. Thomas Reichelt kocht zudem künftig mit Induktion. Sämtliche Modernisierungen wie ein neues Kassensystem müssen sich allmählich einspielen. Ihr Personal konnten die Reichelts teilweise halten. „Wir starten mit einer Mischung aus etablierten Mitarbeitern und neuen Arbeitskräften“, erklärt Andreas Reichelt. Auch Mutter Veronika Reichelt wird die Söhne weiterhin unterstützen.

Die Küche wird wie gewohnt mit einer Mischung aus rheinischen Klassikern vom Speckpfannkuchen bis hin zum Sauerbraten sowie Schnitzeln und Steaks aufwarten. Zusätzlich wird Thomas Reichelt stets wechselnde, saisonale Leckereien zubereiten. Andreas Reichelt und sein Service-Team zapfen Gaffel Kölsch, Bitburger Pils, Bitburger alkoholfrei und ein Saisonbier. Das Weinsortiment wurde überarbeitet und ausgeweitet. „Wir konzentrieren uns auf deutsche Anbaugebiete“, versichert Andreas Reichelt. Für das Frühjahr werden die Gastgeber ihren Garten wiederaufbauen, um auch die Außengastronomie mit neuem Schwung zu betreiben. Gasthaus Restaurant Zur Linde, (ab 9.2.) mittwochs bis freitags und sonntags 11.30 bis 14 Uhr und ab 17 Uhr, samstags ab 17 Uhr.

Gasthof Frings

Im Dorfkern schreiten die Sanierungsarbeiten auch im Gasthof Frings voran. Das Erdgeschoss des Gebäudes, dessen markante steinerne Außenfassade unter Denkmalschutz steht, wurde komplett zerstört. Das Wasser stand hier bis zu einer Höhe von 2,10 Meter. „Wir sind fast fertig“, sagt Jörg Trimborn, der Junior der Besitzer. Die Suche nach einem neuen Betreiber für die Gastronomie laufe auf Hochtouren. Der Gasthof wurde bis zur Flut als marokkanisches Restaurant betrieben. Der damalige Gastwirt steht jedoch künftig nicht mehr bereit. „Die Zeiten sind nicht sehr günstig. Es ist daher aktuell schwierig, einen passenden Gastronomen zu finden. Trotzdem rechnen wir damit, bis zum Sommer einen neuen Gastgeber präsentieren zu können“, so Trimborn.

Café Amorini

Auch im Café Amorini wird fleißig gearbeitet. Elisabeth und Konstantin Wegener, deren Café ebenfalls komplett zerstört wurde, hatten die lange Auszeit mit einem Wagen überbrückt, von dem sie Kaffeespezialitäten und ein Sortiment an Kuchen und Gebäck anboten. Nachdem der Wagen zunächst auf dem Fronhof stand, zog er im Sommer des vergangenen Jahres vor die Türe des Cafés. Dort blieb der Verkauf bis November geöffnet. Seitdem konzentrieren sich die Wegeners auf den Innenausbau des Cafés.

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