Neben den Aktionen, die zum Tag des Buches am 23. April in der Region geplant sind, stellen einige Leser, ihre aktuell liebsten Werke vor.
Tag des BuchesLese-Fans präsentieren ihre Lieblingswerke in Rhein-Sieg
Ob in der magischen Welt von Harry Potter gegen das Böse kämpfen, gemeinsam mit den Figuren von Sebastian Fitzek mitleiden oder dank Dora Helds Geschichten mit dem eigenen Vater verreisen – Bücher eröffnen ihren Lesern andere Welten, Zugang zu Abenteuern und Emotionen. Nach einem langen Arbeitstag oder entspannt im Urlaub bieten die literarischen Werke demjenigen, der sie in den Händen hält, eine besondere Art der Unterhaltung.
Passend zum Welttag des Buches am kommenden Sonntag, 23. April, stellen einige Lese-Enthusiasten, die sich bestens mit der Materie auskennen, ihre liebsten Geschichten sowie Aktionen zu dem Tag vor.
„A Line to kill“ von Anthony Horowitz
Christel Engeland, Buchhändlerin in der Buchhandlung Kayser in Rheinbach, kann die Frage nach ihrem aktuellen Buchfavoriten klar beantworten: „Mein Lieblingsbuch ist, A Line to kill’ von Anthony Horowitz, dem diesjährigen Preisträger des Rheinbacher Glasdolchs“, berichtet. Es handelt sich dabei um einen Roman aus der Reihe ,Hawthorne ermittelt’.
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Engeland schätzt das Buch, weil der Autor darin Humor beweise, indem eine fiktionalisierte Form seiner selbst sowohl Chronist als auch Assistent ist, dabei mit seinen Vermutungen aber meist danebenliegt. In diesem Fall, der auf einer kleinen Insel spielt, gehe es unter anderem um den Literaturbetrieb und alte Nachbarn. „Ab dem heutigen Montag, dem 17. April, gibt es das Buch auch endlich auf Deutsch unter dem Titel ,Wenn Worte töten’“, freut sich Engeland.
Zum Welttag des Buches plant die Buchhandlung Kayser, ein Dutzend Bücher auszuwildern, also sie als Geschenke quer über die Stadt zu verteilen. Außerdem beteiligt sich die Buchhandlung Kayser wieder an der großen Buch-Gutschein-Aktion, einer deutschlandweiten Kampagne zur Leseförderung. „In diesem Zusammenhang besuchen uns um den Welttag des Buches herum vor Ladenöffnung zu verschiedenen Terminen zwölf Klassen aus Rheinbach und Umgebung – alles 4. oder 5. Klassen.“ Dabei ginge es um den Austausch über Bücher, das Büchermachen, Lieblingsbücher, Lesen, Vorlesen und den Buchhandel. Engeland: „Jedes Kind bekommt das Buch ,Volle Fahrt ins Abenteuer’ von Katharina Reschke und Timo Grubing, der die Illustration übernommen hat, geschenkt.“
Bücher von David Safir
Ilka Grasmeder liest gerne Autoren wie Dora Heldt, Rita Falk oder Anne Gesthuysen. „So ein richtiges Lieblingsbuch habe ich eigentlich nicht. Ich finde immer das Buch toll, welches ich gerade lese. Ob es Fantasiegeschichten, da auch gern mal ein Jugendbuch, Krimis, Romane oder gelegentlich auch mal ein Sachbuch sind“, erklärt Grasmeder, die in der Katholischen Öffentlichen Bücherei (KöB) in Meckenheim-Lüftelberg arbeitet.
Gerade die Bücher von David Safir über Altkanzlerin Angela Merkel als Mordermittlerin à la Miss Marple inklusive Ehemann Joachim als Mister Stringer haben es Grasmeder angetan: „Besonders zum Schmunzeln waren immer die Stellen, an denen der Autor eine Situation im Buch mit einer vermeintlichen Situation im politischen Leben von Frau Merkel vergleicht, und natürlich der menschelnde Mops Putin.“ Sie wartet schon mit Spannung auf den dritten Fall.
Auch die Gereon-Rath-Krimis von Volker Kutscher habe Grasmeder verschlungen. „Grundsätzlich müssen es schöne oder spannende Geschichten sein. Übrigens müssen es grundsätzlich Bücher aus Fleisch und Blut, also Papier sein, keine E-Books“, lautet ihr Urteil zu der Frage, ob Bücher in elektronischer Form das gleiche Leseerlebnis bieten können wie Bücher in physischer Form.
„Elefantensommer“ von Holly Goldberg Sloan
Gerd Engel, der sich in dem Verein Rheinbach liest engagiert, hat in den letzten Wochen vor allem an einem Buch Gefallen gefunden: „Elefantensommer“ von der amerikanischen Autorin Holly Goldberg Sloan. „Ich hatte von ihr schon, Glück ist eine Gleichung mit 7’ und, Short’ gelesen, die mir beide gut gefallen haben“, so Engel. Ihr neues Buch ist ab zehn Jahren, könne aber fast schon als All-Age-Buch durchgehen. „Auch mich hat es trotz des für den erfahrenen Leser früh absehbaren guten Endes gefesselt, berührt und ermutigt“, erläutert Engel weiter.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die liebenswerte elfjährige Ich-Erzählerin Sila, die als Kind türkischer Immigranten in Arizona um ihre in der alten Heimat feststeckenden Mutter trauert. Das Schicksal der Familie und anderer Menschen, unter anderem einem Witwer sowie einem Asperger-Autisten und seiner besorgten Mutter, verknüpft sich auf schicksalhafte und letztlich glückliche Weise über die gemeinsame Fürsorge für die von einem Zirkus ausrangierte Elefantendame Veda. „Es geht um Zivilcourage, Tierliebe, Freundschaft, Toleranz und Zuversicht.“
„,Man musste weitermachen, auch wenn das Leben nicht immer fair war’, lautet treffend der drittletzte Satz des Buches, das auf leichte und unterhaltsame Weise Mut macht – nicht nur Kindern“, begründet er seine Wahl. Der Verein Rheinbach liest hatte bereits vor ein paar Jahren das Format „Bücherstimmen“ ins Leben gerufen. „Das findet dieses Jahr etwas zeitversetzt aufgrund der Raumbelegung am 5. Mai im Ratssaal des Himmeroder Hofs in Rheinbach statt“, erzählt die 1. Vorsitzende von Rheinbach liest, Monika Flieger. Dabei handele es sich um ein Büchergespräch mit interessanten Rheinbachern, die ihr derzeitiges Lieblingsbuch vorstellen, WDR-Sprecher lesen Passagen daraus, außerdem gebe es Musik.
Flieger: „Uns liegen auch das Vorlesen und Lesen für Kinder sehr am Herzen. Hier binden wir auch gerne die Schulen ein. Wir möchten dieses Jahr mittels eines, Welttag Bücher Gutscheins von Rheinbach liest’ den 4. und 5. Klassen, die die Buchhandlungen Kayser und kunterbunt zum Welttag des Buches besuchen werden, auch die Möglichkeit geben, für ihre Klassen oder Schulbücherei ein paar tolle Bücher auszusuchen.“
„Exit Racism: rassismuskritisch denken lernen“ von Tupoka Ogette
Erika Mager, Büchereileitung der Katholische Öffentliche Bücherei Oedekoven, liest gerne neue Romane, auch schon mal einen guten Krimi oder Sachbücher, die sich mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen beschäftigen. „Mein Lieblingsbuch ist immer das, was ich gerade lese, und da ich sehr schnell lesen kann, wechselt das im Schnitt dreimal die Woche“, erklärt sie ihre Lesegewohnheiten.
Ein sehr wichtiges Buch sei ihrer Meinung nach „Exit Racism: rassismuskritisch denken lernen“ von Tupoka Ogette. Das empfehle sie gerne, auch schon Jugendlichen. „In dem ziemlich schmalen Bändchen lernt man recht schnell, wie tief verwurzelt der sogenannte strukturelle Rassismus in uns allen verwurzelt ist und wie schwierig es ist, überhaupt über Rassismus in Deutschland zu reden“, so Mager.
Neben all der Wohlfühlbücher, die eine gute Bücherei natürlich anbieten solle, dürfe es zwischendurch auch gerne gesellschaftskritische Lektüre sein. Das fange für sie schon bei den Kinderbüchern an, die die vielfältigsten Lebensentwürfe spiegeln sollten. „Da für eine ausgewogene Mischung zu sorgen, habe ich mir auf die Fahne geschrieben.“ Zum Welttag des Buches veranstaltet die Katholische Öffentliche Bücherei Oedekoven am kommenden Sonntag, 23. April, von 14 bis 17 Uhr einen Bücherflohmarkt. Dabei können Besucher durch die aussortierten Bücher, Hörbücher, Spiele und Kinderbücher stöbern. Außerdem sind Bastelaktionen für Kinder geplant. Der Eintritt zu dem Markt ist frei. Auch die KöB Oedekoven macht bei der Aktion „Ich schenk Dir eine Geschichte“ mit: „Jedes Kind bekommt ein Buch geschenkt. In diesem Jahr heißt es: ,Volle Fahrt ins Abenteuer’.“
Zuschüsse für KöB wurden gekürzt
Damit Katholische Öffentliche Büchereien wie diese auch weiterhin ein vielfältiges Angebot an Literatur anbieten können, braucht es bald voraussichtlich neue Wege der Finanzierung. „Die Büchereien in Alfter, Meckenheim und Rheinbach werden gemeinsam von Kirchengemeinde und Kommune unterhalten. An diesen drei – aktuell hauptamtlich geführten – Standorten gilt es, neue Perspektiven zu entwickeln, da die diözesanen Zuschüsse für diese sogenannten Vertragsbüchereien gekürzt wurden“, erklärt Elisabeth Bremekamp, Referatsleiterin des Referats Katholische Öffentliche Büchereien des Erzbistums Köln.
Im Juni 2021 kündigte das Erzbistum Köln an, die finanzielle Förderung von Vertragsbüchereien bis Ende 2023 einzustellen. Für die Katholischen Büchereien in Alfter und Meckenheim würden dazu aktuell vertrauliche Gespräche laufen, für die Bücherei St. Martin in Rheinbach wurde bereits ein neuer Kooperationsvertrag geschlossen, so Bremekamp. In diesem neuen Vertrag ist die Finanzierung der Bücherei St. Martin neu geregelt worden: Die Stadt zahlt nun mehr als das Doppelte im Vergleich zum vorherigen Vertrag, damit so die Bücherei in Rheinbach weiterhin bestehen kann (wir berichteten).