Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

ZDF-ShowWie eine Blankenheimer Familie vor der Kamera den Gartentraum realisiert

Lesezeit 6 Minuten
Das Ehepaar und deren Tochter stehen in ihrem Garten in Blankenheim-Lommersdorf und arbeiten in einem Beet.

Jetzt ist Pflanzzeit: Henrike und David Nett mit der kleinen Edda in ihrem Garten am Ortsrand von Lommersdorf.    

Familie Nett hat die frühere Lommersdorfer Schule umgebaut. Vor der Kamera des ZDF wurde nun die Außenanlage gestaltet.

Das Ehepaar Nett weiß anzupacken. Das konnten Fernsehzuschauer im ZDF miterleben, als die beiden mit professioneller Unterstützung im „Duell der Gartenprofis“ an ihrem neuen Zuhause, der früheren Grundschule in Lommersdorf, den Traum der fünfköpfigen Familie vom grünen Paradies wahr machten.

Während die 35-jährige Henrike Nett vor laufender Kamera 20 bis 40 Kilo schwere Basalt-Bruchsteine schleppt, macht sie lächelnd klar, dass ihr vor deren Gewicht nicht bange ist: „Wenn man sonst drei kleine Kinder durch die Gegend trägt...!“ Ein Statement, das die Zuschauer vor den Bildschirmen Anfang April beeindruckt haben dürfte.

Da waren Henrike und David Nett und die drei Kinder Edda (3), Matti (5) und Are (8) bei den Arbeiten im 300 Quadratmeter großen Garten zu sehen. Aufgezeichnet wurde die Gartengestaltung tatsächlich im September des vergangenen Jahres. Da war Familie Nett schon nach einem Komplettumbau in die ehemalige Schule eingezogen.

Alles zum Thema ZDF

2018 wurde das Paar auf die alte Schule in Lommersdorf aufmerksam

Die Vorgeschichte ist ein paar Jahre älter: 2018 waren David und Henrike Nett zusammen mit dem damaligen Blankenheimer Bürgermeister Rolf Hartmann bei einem Rundgang durch Lommersdorf auf die seit Jahren leerstehende Grundschule am Ortsrand aufmerksam geworden. David Nett stammt aus Lommersdorf. Die Schule hatte er in seiner Kindheit selbst besucht. Doch diese kaufen, um darin zu wohnen? Interessenten bot die Gemeinde gute Konditionen an: Die Förderbedingungen der damals noch gültigen „Eigenheimzulage“ der Gemeinde könnten auch für den Umbau der alten Schule angewendet werden, hieß es. Henrike und David Nett sagten zu.

Die beiden hatten sich während des Studiums in Köln kennengelernt. David Nett ist Maschinenbauingenieur, die aus Heimbach stammende Henrike Ergotherapeutin. Mit Are, dem ältesten der drei Kinder, war das junge Paar aus Köln nach Lommersdorf gezogen und lebte zu dem Zeitpunkt bei Davids Großeltern.

Für den Ausbau zum Wohnhaus war eine Menge Ausdauer erforderlich

Aber den Wunsch nach einem Eigenheim mit dem Umbau einer ganzen Schule zum Wohnhaus zu realisieren? Da ging es mal eben um 700 Quadratmeter Wohnfläche, aufgeteilt auf drei eingeschossige Gebäude mit je einem 30 mal 12 Meter großen und drei Meter hohen ehemaligen Klassenraum. Und hohen Fenstern zur Hang- und Gartenseite. Die beiden trauten es sich zu. Das Nachmachen aber empfehlen sie nur dann, wenn „die Partnerschaft stabil ist“, wie Henrike meint, und man genügend „Ausdauer“ habe, so David im Rückblick.

Ab 2019 wurde aus der ehemaligen Grundschule nach und nach mit viel Eigenleistung das neue Zuhause für die heute fünfköpfige Familie. Das Konzept: 300 Quadratmeter für die Familie selbst, weitere 400 Quadratmeter unterteilt in drei neue Mietwohnungen und die Ergotherapie-Praxis von Henrike Nett, die im August eröffnet werden soll. Und schließlich Platz für eine Werkstatt, die sich David Nett einrichten will. Aus der Schule wurde zudem ein KfW-Niedrigenergiehaus 55 gemacht, was eine Förderung der Umbaukosten ermöglichen sollte.

An ein Haus, das am linken Bildrand zu erkennen ist, grenzen eine Terrasse und ein Garten an.

Für den Blickschutz zwischen der großen Terrasse und den Mietwohnungen im Anbau wurden Cortenstahlplatten gesetzt.

Zunächst wurden Mauern hochgezogen, um die Fensterfronten der Klassenräume wohnlicher zu machen. Und Wände neu eingezogen, wo Mietwohnungen vorgesehen waren. Alle Böden kamen raus, die komplette Hauselektrik und die Fenster wurden erneuert, eine Wärmepumpe mit Ringgrabenkollektor installiert. Smart-Home-Technik ist nun verfügbar: Heizung, Verschattungen oder auch das Schließsystem können per App gesteuert werden. Auf den leicht geneigten Dächern in Südausrichtung waren zuvor schon PV-Module aufgestellt worden, die verpachtet sind.

Ostern 2022 zog die Familie ein. Jedes der drei Kinder hat ein eigenes Zimmer, der große Wohn- und Essbereich wird durch großzügige Fenster mit Tageslicht geflutet. Von hier aus geht es auf die helle, überdachte Terrasse, die noch einen Sonnenschutz erhalten soll. Und drum herum? Beim Einzug gab es viel ungestaltetes Grün. Ein Bepflanzungskonzept? Fehlanzeige.

Gartenprofi des ZDF half bei der Gestaltung der Außenanlagen

„Wir haben nach Ideen gesucht, wie wir den Garten gestalten können“, so Henrike Nett. Im Juni 2024 wurden sie auf die ZDF-Reihe „Duell der Gartenprofis“ aufmerksam. Für diese Reihe wurden neue Kandidaten gesucht, die mit Tipps professioneller Gartengestalter ihr Grün gestalten wollen. Die Netts bewarben sich – und hatten eine Woche später die Zusage vom ZDF. Im September des vergangenen Jahres rückte Garten- und Landschaftsplaner Frank Riese aus Erftstadt samt Kamerateam in Lommersdorf an.

Riese wusste, was zu tun ist, um den Netts ihren Gartentraum zu erfüllen. Die einzige Auflage dabei: Innerhalb einer Woche musste alles fertig und sendefähig sein, so will es das Kleingedruckte des TV-Formats. „Also haben wir unsere Kinder bei Oma und Opa in Lommersdorf geparkt und uns an die Arbeit gemacht“, so David Nett.

Biologischen Station Euskirchen lieferte Wildblumen-Saatgut

Frank Riese hatte mit Blick auf die freie Hanglage des Grundstücks sofort erkannt: Es soll zwar alles grün werden, aber der Sichtschutz zu den künftigen Mietern unterhalb war auch nicht ganz unwichtig. Nur bitte keinen blickdichten Gartenzaun. Also wurden einzelne Cortenstahl-Elemente gesetzt, dazu Bepflanzungen. Ein Brunnen, ebenfalls aus Cortenstahl, und ein Roter Schlitzahorn sollen als Blickfang aus dem Wohnzimmer aufs Grün dienen.

Drumherum wurde die 300 Quadratmeter große Gartenfläche mit Pflanzbeeten strukturiert, die eine geschwungene Einfassung haben, was zusätzlich belebt. Eingepflanzt wurden standorttypische Bäume, Sträucher und Stauden. Von der Biologischen Station des Kreises Euskirchen gab es über das Projekt „Zukunftsdörfer“ Saatgut für Wildblumen, die ans Klima in der Lommersdorfer Höhe gewöhnt sind – natürlich möglichst insektenfreundliche Arten. Bei der Bepflanzung galt stets, dass eine Blühfolge berücksichtigt wurde.

Die drei Kinder haben jetzt eine eigene Kinderterrasse, etwas blickgeschützt durch einen Gebäudevorsprung. Die kahle Wand wurde durch Apfelbaumspaliere aufgelockert. Nur beim Rasen mussten Netts Kompromisse machen: Da für die TV-Sendung alles schön grün sein sollte, diese aber im Herbst für den Sendetermin Anfang April vorproduziert wurde, musste Rollrasen verlegt werden. Der wirkt jetzt umso akkurater vor der alten Blühwiese.

„Es ist alles angegangen!“, freut sich Henrike Nett. Edda, Matti und Are tollen auf dem Kindertrampolin in der warmen Sonne. Tulpen, Narzissen und anderes mehr blüht drumherum um die Wette. Und das Konzept für die Nutzung der alten Schule scheint aufzugehen. Alle drei Mietwohnungen sind belegt, die KfW-Förderung ist bewilligt.

Doch die Netts haben ja noch genug rund ums Haus zu tun. Was soll etwa aus dem großen Mosaik an der Stirnseite mit dem Lehrer und seinen Schülern werden? Eigentlich gehört es zur Geschichte des Gebäudes dazu. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, so Henrike Nett. Gut möglich, dass es eines Tages abgenommen und an anderer Stelle wieder aufgetragen wird.