„Eifel e-Bike“Kreis Euskirchen ist mit Elektro-Fahrrad-Verleih Vorreiter in NRW

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NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (v.l.), der Landtagsabgeordnete Klaus Voussem, Landrat Markus Ramers und RVK-Projektleiter Christian Seul.

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (v.l.), der Landtagsabgeordnete Klaus Voussem, Landrat Markus Ramers und RVK-Projektleiter Christian Seul.

Bad Münstereifel – Bequem mit Bus oder Bahn anreisen und dann aufs E-Bike: Das ist seit Mittwoch im Kreis Euskirchen auch ohne eigenes Elektro-Fahrrad möglich. Im Beisein von NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) fiel der Startschuss für das Projekt „Eifel e-Bike“.

„Man kann nach Ankunft an einer Mobilstation – Bahnhof sagt man ja nicht mehr – auf ein klimaneutrales Verkehrsmittel umsteigen“, so Sabine Preiser-Marian, Bürgermeisterin von Bad Münstereifel, an der kurstädtischen E-Bike-Station.

Fein aufgereiht steht die E-Bike-Armada in Bad Münstereifel.

Fein aufgereiht steht die E-Bike-Armada in Bad Münstereifel.

Klimaneutralität war das große Schlagwort der Eröffnungsveranstaltung. „Unsere Generation hat eine große Verantwortung gegenüber unseren Nachkommen“, meinte Minister Wüst. Der Bereich Mobilität habe bislang nicht unbedingt zur Reduzierung der CO2 -Emissionen beigetragen. Gleichzeitig ist ihm wichtig, dass besonders klimaneutrale Mobilität keine Sozialfrage sein dürfe.

Saubere Mobilität im Trend

Aber auch die Fitness soll keine Rolle spielen. „Die schöne Topografie in Ihrer Region verleitet nicht unbedingt zum Radfahren“, meinte Wüst. Dieser „Nachteil“ werde mithilfe des innovativen Projekts nun zum Vorteil umgekehrt.

Überhaupt sei saubere Mobilität momentan der große Trend. Und der Kreis Euskirchen ist in dem Fall Vorreiter in Nordrhein-Westfalen. Als zweiter Landkreis im gesamten Bundesgebiet bietet er ein flächendeckendes E-Bike-Verleihsystem an. „So etwas hat Nordrhein-Westfalen noch nicht gesehen. Und wenn wir in ein paar Jahren merken, es war der falsche Weg, dann haben wir alle was gelernt“, so Wüst.

Ins Goldene Buch der Stadt trug sich Minister Hendrik Wüst ein.

Ins Goldene Buch der Stadt trug sich Minister Hendrik Wüst ein.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Voussem, der laut Wüst nicht nachgelassen habe, für das Projekt im Kreis Euskirchen zu werben, ist sich aber sicher, dass „Eifel e-Bike“ erfolgreich sein wird. Im Hinblick auf seine Statur meinte er lachend: „Das hilft auch Menschen wie mir, über topografische Hürden zu kommen.“ Gleichzeitig dankte Voussem dem Kreis Euskirchen dafür, dass er den Förderantrag gestellt hatte.

Ganz ohne Auto geht es nicht

Landrat Markus Ramers gab den Dank besonders an Susanne Kratzke weiter, die im Kreishaus unter anderem für den ÖPNV zuständig ist und das Projekt von Kreisseite federführend begleitet hat. „Es wurde bei uns im Haus viel Herzblut in das Projekt gesteckt“, meinte Ramers.

Ganz so schlimm sei die Topografie im Kreis Euskirchen außerdem nicht: „Die Tour de France fährt heute zweimal über den Mont Ventoux, bei uns ist es nicht ganz so hügelig.“ Da es sich beim Kreis Euskirchen um einen Flächenkreis handele, sei der Verzicht auf Autos schlicht nicht möglich. „So ganz ohne Autos werden wir nicht auskommen“, meinte er. Er begrüße aber jedes Auto, dass nicht mehr gefahren werde. Und das Projekt „Eifel e-Bike“ sei ein wichtiger Baustein in der Umsetzung.

„Eifel e-Bike“ kurz und knapp

Das Projektgebiet von „Eifel e-Bike“ erstreckt sich über den Kreis Euskirchen mit Ausnahme der Gemeinde Weilerswist, weil diese bereits vor zwei Jahren  eine Partnerschaft mit dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis eingegangen war.

120 E-Bikes stehen über die restlichen zehn Kreiskommunen verteilt. Es gibt elf feste Stationen mit jeweils zehn bis zwölf Ladedocks sowie 22 virtuelle Stationen. Die festen Stationen sind: die Bahnhöfe in Bad Münstereifel, Blankenheim-Wald, Dahlem, Euskirchen, Euskirchen-Kuchenheim, Hellenthal, Kall, Mechernich und Nettersheim sowie Schleiden-Gemünd Mitte und der Mühlenberg in Zülpich. Hinzu kommen pro Kommune je zwei bis vier virtuelle Stationen, an denen es zwar keine physischen Ständer zur Entleihe oder Rückgabe der Fahrräder gibt, an denen aber dennoch Fahrten mit den E-Bikes begonnen oder beendet werden können. Betrieben werden die Stationen mit Ökostrom von der e-regio.

Die Ausleihe erfolgt bei Smartphone-App von „nextbike“, die es kostenlos in den App-Stores gibt, über das VRS e-Ticket oder per Telefon. Registrieren können sich Personen ab 16 Jahren. Die Räder können 45 Minuten im Voraus reserviert werden. Die Nutzung kostet standardmäßig zwei Euro pro 30 Minuten. Inhaber eines VRS-Abotickets zahlen einen Euro pro 30 Minuten. Durch eine Übernachtpauschale können die Pedelecs von 17 bis 8 Uhr für nur drei Euro (Abo: zwei Euro) genutzt werden. Der Tageshöchstsatz beträgt 18 oder zwölf Euro. Mit dem Gutschein-Code 831583 können Interessierte über die nextbike-App ein „Eifel e-Bike“ kostenlos bei einer halbstündigen Fahrt testen.

Landrat Ramers ist sich außerdem sicher, dass die Menschen im Kreis Euskirchen mit den E-Bikes pfleglich umgehen. „Anders als in einer größeren Stadt am Rhein, in der welche abhanden gekommen sind“, sprach er die Probleme in Köln an.

Für die RVK als Verkehrsbetrieb ist das Projekt „Eifel e-Bike“ ebenfalls ein weiterer Baustein in Sachen Klimaneutralität. Im Kreis Euskirchen werden bereits Wasserstoffbusse eingesetzt. Fast die gesamte Busflotte sei außerdem auf Biomethan umgerüstet worden. „Durch die E-Bikes wird der ÖPNV noch einmal attraktiviert, und die Hemmschwelle, den ÖPNV zu nutzen, sinkt“, meinte RVK-Geschäftsführer Dr. Marcel Frank.

Aufgeladen werden die E-Bikes an ihren Stationen mit regenerativem Strom des Energieversorgers e-regio, dessen Geschäftsführer Markus Böhm von nachhaltiger und zukunftsfähiger Mobilität überzeugt ist.

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