Handball-OberligaGoldene Himbeeren und Oscars beim Spiel Palmersheim gegen Nümbrecht

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Niklas Grevelding schließt die Augen angesichts der Tatsache, dass ihn zwei Gegner in die Zange nehmen. Im Hintergrund schaut Felix Fiedler zu.

Wird hier von zwei Nümbrechter Spielern in die Zange genommen: Niklas Grevelding.

Schon einen Abend vor der Oscar-Verleihung wurden beim Heimspiel des TV Palmersheim gegen den SSV Nümbrecht Preise verliehen.

TV Palmersheim – SSV Nümbrecht Handball 23:29 (14:18). Eine oscarreife Vorstellung wurde den Zuschauern am Samstag in der Kuchenheimer Peter-Weber-Halle geboten. Beim Oberliga-Heimspiel des TV Palmersheim gegen den Tabellenzweiten gab es viel Drama, gepaart mit Theatralik zu bestaunen. Manch einer wähnte sich allerdings im falschen Film. Es wurden nicht nur Oscars, sondern auch Goldene Himbeeren in folgenden Kategorien verliehen:

Das beste Drehbuch: Das Happy End suchte der TVP vergeblich

Handball ist ein Sport, bei dem es in fast allen Spielen hart, aber stets sportlich fair zur Sache geht. Die Partie des TVP gegen Nümbrecht zählte nicht dazu. Palmersheim trat als Angstgegner des Favoriten an und zeigte eine respektable Vorstellung, der Gegner biss sich lange Zeit vergebens die Zähne aus. Erst in der Schlussphase des Spiels zollte der TVP Tribut für den hohen Aufwand und überließ dem Gegner die zwei Zähler. Ein Happy End gab es hollywood-untypisch also nicht.

Nümbrechts Tim Hartmann diskutiert mit ausgebreiteten Armen mit dem Schiedsrichter, der an seine Brusttasche greift.

Goldene Himbeere: Tim Hartmann diskutiert mit dem Schiedsrichter.

Der schlechteste Schauspieler: Ein Bad Boy, wie er im Buche steht

Die Goldene Himbeere holte sich Nümbrechts Tim Hartmann, der durch eine Vielzahl an unsportlichen Aktionen schnell den Unmut des Palmersheimer Publikums auf sich zog und mit Pfiffen und „Pfui“-Rufen bei jeder Aktion bedacht wurde. Ein typischer Hollywood-Bad-Boy eben. Hartmann gestikulierte wild in Richtung Palmersheimer Spieler und Tribüne, schrie auch mal seine Mitspieler an und demonstrierte oft, wie die Erdanziehung funktioniert. War dies nach körperlichen Attacken gegen ihn in der Nümbrechter Offensive noch nachvollziehbar, zeigte er in der Defensive oft eine schauspielerische Leistung, die eher an Seifenoper als an großes Kino erinnerte.

Der schlechteste Nebendarsteller war Nümbrechts Torwart

Auch diesen Preis sicherte sich ein Nümbrechter Spieler: Torhüter Tom Rydzewski. Dieser schaffte es speziell in Durchgang eins, mit eigenartigen Psychospielchen ebenfalls das Palmersheimer Publikum gegen sich aufzubringen. Rydzewski ließ stets den Ball liegen, wenn es Freiwurf für den TVP gab, lief bei einem Einwurf und eigenem Ballbesitz hinterm Tor statt davor, stellte gegen einen Sprungwurf von Salih Simsek das Bein heraus, sodass dieser zu Fall kam, und hatte auch großen Redebedarf mit den Heimfans.

Nach ihren Platzverweisen nehmen René Lönenbach (der einen Zeigefinger erhebt) und Paul Blesse, der motivierend jubelt, auf der Tribüne Platz.

Jubeln nach dem 22:24-Anschlusstreffer auf der Tribüne: die Rotsünder René Lönenbach (Nr. 13) und Paul Blesse (rechts daneben).

Die besten visuellen Effekte hatte der Schiedsrichter dabei

Der Preis ging an das kleinlich, aber konsequent pfeifende Schiedsrichtergespann Joachim Ehlers und Walter Felser. Es verhängte acht Zweiminutenstrafen und zeigte früh René Lönenbach nach seiner dritten Hinausstellung die Rote Karte (24.). Auch Paul Blesse musste nach einem Griff in den Wurfarm des Gegenspielers nach einer klaren Tormöglichkeit mit der Roten Karte vom Feld (43.). Palmersheim war eh schon arg gebeutelt, es standen nur drei Wechseloptionen zur Verfügung.

Das beste Kostüm trug ein Fan des SSV Nümbrecht

Diese Award ging an einen Nümbrechter Fan, der mit einem blauen Schlumpfhut und Pauke für Aufsehen sorgte. Er war einer von rund 15 Gästefans, die die Reise nach Kuchenheim auf sich genommen hatten.

Interviews zur Preisverleihung mit Trainer und Spieler

„Es ist schwierig, heute Worte zu finden, denn als Trainer sollte man auch nach solchen Spielen klaren Kopf behalten“, sagte Palmersheims Trainer Peter Trimborn. „Bis zur Hinausstellung von René haben wir sehr ordentlich gespielt. In der Abwehr haben wir gut gearbeitet, aber vorne nicht immer die notwendigen Spielideen entwickelt. Nach der Pause sind wir mehrmals in Schlagdistanz gekommen, konnten aber die gut herausgespielten Chancen nicht verwerten. Am Ende haben wir uns tapfer geschlagen, gehen aber leer aus.“ Sein Spieler Marco Mayer meinte nur: „Ich liebe solche Spiele, wo es hart und nicklig ist.“

Palmersheim: M. Königshoven, Trimborn – Simsek (1), Fiedler (5/2), Johnen, Blesse, Lönenbach (5/3), Adolph, Schouren (7), Mayer, J. Grevelding (2), N. Grevelding (1), L. Königshoven (2).


Landesliga: HSG Euskirchen verliert gegen den Tabellennachbarn

Eine weitere Niederlage hat Landesligist HSG Euskirchen beim direkten Tabellennachbarn Birkesdorfer TV II kassiert. Am Ende stand es nach einer wirklich schwachen ersten Halbzeit 23:25 (9:13) aus Euskirchener Sicht. Nach der zweiten Niederlage in Folge verliert die HSG damit wertvollen Boden im Klassenkampf und kommt nicht aus dem Tabellenkeller heraus. „Uns fehlten im ersten Durchgang das nötige Quäntchen Motivation, was man bei einem direkten Konkurrenten und in einem Auswärtsspiel benötigt“, sagt Trainer Andreas Trimborn.

Seine Mannschaft, die ohne den verletzten Linkshänder Jarl Schramm spielte, verzeichnete in Durchgang eins vor allem eine schwache Torquote. Nach der Pause gab es einen Ruck in der Mannschaft und die HSG steigerte sich von Minute zu Minute. „Wir holen Tor um Tor auf und verlieren dann am Ende sehr unglücklich“, so Trimborn. Die Abwehr stand nach der Pause besser, und auch Aaron Wilden steigerte sich in den zweiten 30 Minuten. Am Ende reichte es aber nicht für Zählbares und der erhoffte Befreiungsschlag blieb aus.

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