Trotz KrisenEinzelhandel im Kreis Euskirchen mit Weihnachtsgeschäft zufrieden

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Viele Menschen besuchen den Weihnachtsmarkt in Bad Münstereifel.

In Bad Münstereifel sorgt der Weihnachtsmarkt vor allem am Wochenende für eine enorme Besucherfrequenz. Findigen Einzelhändlern gelingt es, zum Beispiel durch den Verkauf von Geschenkartikeln von diesem Besucheransturm zu profitieren.

Geschäftsleute aus dem Kreis Euskirchen ziehen eine erste Bilanz des Weihnachtsgeschäfts. Das Ergebnis nach den Einschränkungen der Coronazeit und der Flutkatastrophe ist überraschend positiv.

Die Adventswochen sind für den Einzelhandel traditionell die umsatzstärksten Wochen des Jahres. Doch wie wirken sich die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten und die unsichere Lage auf dem Energiesektor auf die Kauflaune der Bürger aus? Wird gespart, auf Geschenke vielleicht sogar ganz verzichtet? Bis zum Fest sind es noch gut zwei Wochen – Zeit also für eine „Halbzeitbilanz“ für den Einzelhandel im Kreis Euskirchen.

„Wir haben uns unsere Ziele gesteckt, und wie es momentan aussieht, können wir diese Ziele auch erreichen“, gibt Christian Lange eine erste verhalten-optimistische Prognose zum Verlauf des aktuellen Weihnachtsgeschäfts ab. Der Euskirchener Geschäftsmann, der das gleichnamige Schuhgeschäft in der Neustraße führt und auch Vorsitzender des Stadtmarketingvereins Zeus ist, hat im Käuferverhalten jedoch Veränderungen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit festgestellt: „Die Kundenfrequenz in der Innenstadt ist geringer, aber die Kunden kaufen gezielter ein.“ Nach Rabatten werde dabei kaum gefragt: „Es wird gekauft, wie es angeboten wird“, hat Lange festgestellt.

Günter Blauen, Geschäftsführer des Modehauses Prinz, ist es hingegen noch zu früh, um eine Zwischenbilanz zu ziehen: „Die wichtigsten zwei Wochen kommen ja erst noch. Wir freuen uns in Euskirchen, dass wieder etwas mehr Normalität in der Stadt Einzug gehalten hat und dass wir jetzt das Weihnachtsdorf und den verkaufsoffenen Sonntag haben.“ Dass die aktuellen Rahmenbedingungen nicht gerade förderlich für die Kauflust der Kunden seien, darüber müsse man nicht erst groß diskutieren.

Weihnachten 2022: Gekauft werden Klassiker, kein Schnickschnack

Auch für Hans-Peter Neusser, Filialgeschäftsführer von Galeria in Euskirchen, steht nach Corona und der hochwasserbedingten Pause im Kaufhaus in der Berliner Straße die Freude über das bereits Erreichte im Vordergrund: „Wir sind froh, endlich wieder unsere Kunden in der Galeria in einem weihnachtlich dekorierten, schönen, neuen Haus begrüßen zu dürfen“, sagte er auf Anfrage dieser Zeitung. Im aktuellen Weihnachtsgeschäft sind laut Neusser wieder einmal echte „Klassiker“ gefragt: „In diesem Jahr sind besonders Spielwaren, Uhren und Schmuck sowie Parfümerie-Artikel die absoluten Renner.“

Einen weiteren Klassiker nennt Christian Lange: „Gutscheine. Die gehen immer.“ Und das sei vielleicht auch Ausdruck eines veränderten Kaufverhaltens: „Geschenkt wird nichts ,Unnötiges’, sondern Artikel, die wirklich gebraucht werden. Und da hat der Beschenkte mit einem Gutschein ja alle Möglichkeiten“, so Lange.

Weihnachtsmarkt bringt Frequenz im City Outlet Bad Münstereifel

Ortswechsel: Bad Münstereifel. Neben der Kreisstadt hat sich die Stadt des City Outlets wieder zu einem zweiten großen Geschäftszentrum im Kreis Euskirchen entwickelt. Der Stadtmarketingverein ist zufrieden mit dem bisherigen Weihnachtsgeschäft: „Die Einzelhändler, die sich uns gegenüber geäußert haben, sind alle zufrieden“, sagt Pressesprecher Hubert Jost. Weil in Bad Münstereifel Not immer noch erfinderisch macht, bieten einige Einzelhändler auch sonntags bestimmte Produkte wie Geschenkartikel an.

Die Geschäfte selbst sind wegen des Sonntagsöffnungsverbots geschlossen. Aber die Händler nehmen am Weihnachtsmarkt teil und haben sogar Flächen vor ihren Geschäften gemietet. Denn es zeigt sich, dass der Weihnachtsmarkt, auch wenn er immer noch kleiner ist als vor Corona und der Flut, doch sehr gut angenommen wird. „An den Wochenenden ist es sehr voll“, schildert Jost. Auch in der Woche sei der Andrang zufriedenstellend. „Aber von Woche zu Woche wird es besser“, so Jost.

Den Weihnachtsmarkt als Frequenzbringer lobt auch Matthias Dürr, Leiter Retail & Marketing der City Outlet GmbH: „Unsere Markenpartner sind in allen vertretenen Branchen aktuell mit den Umsätzen sehr zufrieden.“ Absolut positiv sei dabei auch das gastronomische Angebot in der Stadt. Aktuell sind 30 Outlet-Geschäfte geöffnet. Im Januar gibt es die nächste Neueröffnung.


Verbände beurteilen Lage unterschiedlich

  • Die Lage des Einzelhandels ist angespannt, sagt Jannis Vassiliou, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands Bonn, Rhein-Sieg, Euskirchen: „Kunden- und Umsatzfrequenzen sind im Vergleich zu den Jahren 2019 und 2021 teils gesunken. Eine Mehrheit der Unternehmer beurteilt des Weiteren die aktuelle Lage in den Unternehmen als mittelmäßig.“
  • Der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht hingegen einen Aufwärtstrend beim privaten Konsum: „Vor der Weihnachtszeit lässt die Konsumzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher etwas nach. Ihre Anschaffungsneigung befindet sich zwar weiterhin auf einem niedrigen Niveau, doch sie steigt zum zweiten Mal in Folge an“, so der Verband. (thw)

Geschenke aus zweiter Hand?

  • Die Bereitschaft, Second-Hand-Geschenke zu kaufen und zu verschenken, nimmt immer weiter zu. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) in Zusammenarbeit mit dem Onlineshop und Verkaufsservice Sellpy: Rund 40 Prozent aller Befragten zeigten sich demnach offen für die Idee, Geschenke aus zweiter Hand zu kaufen.
  • „Auch vor dem Hintergrund der derzeitigen Wirtschaftslage werden bestehende Verhaltensmuster beim Geschenkeinkauf überdacht“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Das Weihnachtsgeschäft biete damit Chancen für die Umsetzung innovativer Angebote. Insbesondere Jüngere seien aufgeschlossen für „Gebrauchtes“ zum Fest. (thw)
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