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Nach der PanneVerendete Fische im Schlamm: So soll es am See in Kommern weitergehen

4 min
Der Kadaver eines Fischs liegt im Schlamm.

Ein Kadaver im Schlamm: Nicht alle Fische konnten gerettet werden, als der Mühlensee vor gut zwei Wochen schneller leerlief als geplant.

Bevor die Arbeiten am Kommerner Mühlensee beginnen können, muss der Schlamm erst einmal trocken werden. 

Heute sei es ja nicht ganz so schlimm, sagt die ältere Dame, als sie an diesem Freitagmorgen mit ihren Hündchen ihre Runde am Mühlensee dreht – beziehungsweise an dem, was vom Mühlensee noch übrig geblieben ist.

Große Flächen von Schlamm prägen das Bild, dazwischen fließt ein Rinnsal in Richtung der Empore, die am anliegenden Restaurant einige Meter über den See ragt und sich bei Hochzeitspaaren großer Beliebtheit als Fotostandort erfreut. Hauptsächlich dient die Empore jedoch als Ablassbauwerk. Und als solches steht sie jetzt im Mittelpunkt der Techniker.

Auf einem Schild steht in roter Farbe: „Achtung! Betreten des Seegrundes verboten! Einsink-Gefahr!!“

Ein Sicherheitshinweis für die Besucher.

In den vergangenen Tagen, als es wärmer war, setzt die Dame mit Hund ihre Beschreibung fort, habe es „teilweise schon bestialisch gestunken“. Eine weitere Passantin geht unterdessen auf die Empore und blickt kopfschüttelnd auf den Schlamm. „Die armen Fische“, sagt sie und macht mit ihrem Handy ein Foto.

Der Mühlensee von Kommern war eine grüne Oase im Mechernicher Stadtgebiet. Er soll es auch wieder werden, möglichst innerhalb der kommenden beiden Jahre. Mehr noch: In dieser Zeit soll das Areal so umgestaltet werden, dass es nicht nur als Erholungsstätte dient, sondern im Notfall auch so viel Wasser aufnehmen kann, dass der Bleibach verstärkt entlastet wird, wenn es zu weiteren Flutereignissen kommt. Gerade die Kommerner haben da 2016 und 2021 schlimme Erfahrungen machen müssen.

Stadt Mechernich hofft, dass es keine Verzögerungen geben wird

„Wir hoffen, dass das Vorhaben im Zeitrahmen bleibt“, sagt Mario Dittmann. Er gehe bisher auch davon aus, fügt der Betriebsleiter der Mechernicher Stadtwerke hinzu. Eine Sprecherin des Erftverbandes in Bergheim, der für die Hochwasserschutzmaßnahme verantwortlich zeichnet, will sich derzeit aber nicht festlegen: „Die eigentlichen Bauarbeiten sind für Ende 2025/Anfang 2026 geplant. Es ist noch unklar, ob es durch die jetzige Situation zu Verzögerungen kommt.“

Die jetzige Situation ist durch den Zwischenfall entstanden, der vor gut zwei Wochen neben den Verantwortlichen auch Bürger und vor allem Tierfreunde aufgeschreckt hat.

Er setzt zumindest ein Fragezeichen hinter den Zeitplan. Ein defekter Schieber war abgerissen, der Mühlensee lief schneller leer als geplant – und erst recht zu schnell, dass man alle Fische kontrolliert hätte umsiedeln können, wie es geplant war. Eine Reihe lebloser Tiere, deren Überreste nun aus dem Schlamm ragen, zeugen noch an diesem Freitagmorgen davon. Immerhin: Viele Fische wurden dank des Einsatzes der Retter kurz nach der Panne noch rechtzeitig umgesiedelt.

In den vergangenen Tagen hat es schon bestialisch gestunken.
Eine Spaziergängerin am Mühlensee

Beim Erftverband versuchen die Mitarbeiter nun händeringend, die Folgen dieses Vorfalls zu beseitigen oder zunächst mal zu mindern. „Der Verschlussmechanismus, der den Grundablass des Sees regelt, ist derzeit vom Schlamm bedeckt und muss freigelegt werden“, erläutert die Sprecherin des Verbandes. Um das Wasser aus dem verbleibenden Schlamm im See zu bekommen, werde eine Drainage geplant. Der Schlamm muss also trockengelegt werden.

Die Empore ist vollständig zu sehen, denn sie steht auf dem Trockenen.

Die „Hochzeitsempore“ ist ein Abflussbauwerk.

Der Verband suche derzeit eine Firma, die eine Baustraße zum Grundablass unter der Empore anlegen könne. „Diese soll aus Lavagestein gebaut werden, das den breiigen Schlamm wegdrückt. Die entstehende Baustraße wird als Dammbauwerk parallel zum Absperrdamm des Sees angelegt“, so die Sprecherin. Dieser Damm werde durch die durchlässige Lavagesteinschüttung gleichzeitig als Filter genutzt, der Schlamm vom Wasser trenne.

Der Grundablass am Kommerner Mühlensee muss freigelegt werden

Von der Baustraße aus werde dann der Grundablass freigelegt und geöffnet. Eine Drosselblende soll dafür sorgen, dass nur eine begrenzte Wassermenge nach Kommern weiterfließt.

„Die Arbeiten hierzu sollen so schnell wie möglich beginnen, voraussichtlich Anfang September“, heißt es aus der Pressestelle des Erftverbandes. Wie zu erfahren war, werde dabei eine Preisabfrage als Form einer verkürzten Ausschreibung genutzt, um möglichst wenig Zeit zu verlieren.

Die Drainage des Schlamms erfolge im ersten Schritt dadurch, dass das aussickernde Wasser über den tieferliegenden Grundablass ablaufen kann.

„Es ist noch nicht klar, ob weitere Maßnahmen zur Drainage erforderlich werden“, so die Sprecherin. Der Wasserverband werde die Trübung im Bleibach beobachten und zusätzliche Maßnahmen zum Rückhalt von Sediment vornehmen, falls das erforderlich sei.