Medusa Knopf ist aktuell im Film „Zone of Interest" zu sehen. Die Schauspielerin, die in der Eifel lebt, spielt das Kindermädchen Elfryda.
Oscarprämierter FilmMedusa Knopf lebt in der Eifel und spielt in „Zone of Interest“
„Meine Rolle und die Dreharbeiten haben mein Leben verändert. Ich bekomme jetzt deutlich mehr Anfragen für Rollen und werde auf der Straße auch häufiger erkannt“, erzählt Medusa Knopf. Die 48-Jährige spielt in dem aktuell in den Kinos laufenden Film „Zone of Interest“ das Kindermädchen Elfryda. Der Streifen ist gerade mit dem Oscar für den besten internationalen Film ausgezeichnet worden. Die Schauspielerin lebt schon seit einigen Jahren in der Eifel.
Geboren wurde Medusa Knopf am 19. Februar 1976 in Willich, aufgewachsen ist sie im benachbarten Mönchengladbach. Nach der Schulzeit machte sie eine Ausbildung zur Polizeimeisterin in Linnich. „Polizeibeamtin war mein zweiter Traumberuf. Ursprünglich wollte ich Tierärztin werden“, sagt die Schauspielerin. Weil dafür aber die schulischen Leistungen nicht ausgereicht hätten, sei sie zur Polizei gegangen. Während der Ausbildung habe sie nebenbei noch in der Gastronomie gearbeitet.
Der Wunsch der leidenschaftlichen Reiterin, zur Reiterstaffel der Polizei versetzt zu werden, blieb aber unerfüllt. 17 Jahre war sie nach eigenen Angaben anschließend für die Kölner Polizei im Einsatz. Dann bekam sie zwei Kinder und jobbte während der Elternzeit wieder in der Gastronomie.
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„Nach der Elternzeit hatte ich dann keine Lust mehr auf den Polizeidienst“, erzählt die 48-Jährige. „In der Zeit wurde ich dann von einer Filmproduktion angerufen, die für eine Serie einen echten Polizeibeamten suchten. Früher war das nicht so einfach, als aktiver Polizist vor der Kamera zu stehen“, sagt Knopf. Sie habe dann an einem Casting teilgenommen und auch den Zuschlag erhalten. Bei den Dreharbeiten habe sie dann einen Schauspielkollegen kennengelernt, der ihr dringend geraten habe, eine Ausbildung zu machen. „Damals war ich aber schon 36 Jahre alt. Und bei staatlichen Schulen ist das Maximalalter für den Beginn einer Ausbildung auf 28 Jahre begrenzt. „Außerdem hatte ich zwei Kinder, um die ich mich kümmern musste.“
Aufnahmeworkshop an einer Schauspielschule besucht
Trotzdem suchte sie sich schließlich eine Schauspielschule in Köln, die staatlich anerkannt ist, aber auch ältere Bewerber annimmt. „Dort habe ich dann an einem Wochenende an einem Aufnahmeworkshop teilgenommen. Schon in der folgenden Woche konnte ich anfangen Schauspiel zu studieren.“ Von 2015 bis 2019 besuchte sie die Theaterakademie in Köln. „Ich habe sofort gemerkt, das ist genau mein Ding“, sagt Knopf. Während der Ausbildung habe sie schon Rollen in Fernsehfilmen und -serien übernommen und so unter anderem ihr Leben finanziert.
Dann sei etwas passiert, mit dem sie niemals gerechnet habe: „Das war total spannend. Meine Schauspielagentur rief mich an und stellten mir kurz die Geschichte des Films ,Zone of Interest' vor.“ Jonathan Glazer plane, in Polen einen Film über die Familie Höß zu drehen. Mit den Vorarbeiten für den Film habe Glazer schon vor Jahren begonnen. Er habe das Projekt aber wegen Corona verschieben müssen.
„Meine Agentur hat mir geraten, mich zu bewerben und ein Castingvideo zu drehen. Das habe ich dann auch gemacht. Und das fand Jonathan anscheinend so toll, dass er mich haben wollte“, berichtet die Schauspielerin. „Das war unglaublich. Ich konnte es kaum fassen und habe zu Hause Freudengesprünge gemacht.“ Knopf bekam die Rolle des Kindermädchens Elfryda.
Schauspieler lernten sich schon vor den Dreharbeiten kennen
„Zone of Interest“ erzählt von Rudolf Höß, der von Mai 1940 bis November 1943 Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz war, und seiner Familie, die in einem Haus direkt neben dem KZ gelebt haben. Gedreht wurde der Film im Sommer 2021 an Originalschauplätze unmittelbar neben der heutigen KZ-Gedenkstätte Auschwitz. Medusa Knopf: „Ich hatte zehn oder elf Drehtage über sechs Wochen verteilt.“
Für Regisseur Glazer sei es wichtig gewesen, dass sich alle vor den Dreharbeiten schon kennenlernen: „Deshalb waren wir schon eine Woche vorher da, sind mit den Kindern, die im Film mitspielen, in den Kletterwald und zum Bowlen gegangen oder haben miteinander geredet. Die Kinder kamen aus verschiedenen Familien und sollten einen Zugang zu uns haben.“
In dieser Woche sei auch am Set noch gar nicht alles fertig gewesen: „Für die Dreharbeiten mussten das Haus umgestaltet und der Garten angelegt werden.“ Die ganzen Requisiten und Möbel für das Haus seien vor dem Dreh herangekarrt worden. „Da lagen viele nationalsozialistische Zeitungen herum. Es war sehr interessant, darin zu blättern.“
Auf ihre Rolle als Kindermädchen hatte sich Knopf intensiv vorbereitet. „Jonathan hatte mich gebeten, mir anzulesen, wie Kindermädchen in den 1940er-Jahren mit Kindern umgegangen sind.“ Daraufhin habe sie sich viel mit Johanna Haarer beschäftigt: „Sie war in der NS-Zeit so etwas wie eine Art ,Kinderpäpstin' und hat mehrere Bücher veröffentlich.“ Als sie sich deren Werke durchgelesen habe, sei es ihr kalt den Rücken hinuntergelaufen: „Da stand zum Beispiel drin, dass man Kinder schreien lassen und nicht verwöhnen sollte. Essen sollte es nur zu festgelegten Zeiten geben. “
Zweimal Auschwitz besucht und auf sich einwirken lassen
Haarers Bücher waren nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland ohne die nationalsozialistische Terminologie wieder aufgelegt worden. „Ich fand das alles sehr erschreckend. In der Rolle des Kindermädchens habe ich natürlich auch das Grauen an dem Ort gespürt, aber das Grauen der Kinder war mir präsenter.“ So intensiv habe sie sich noch nie mit einer Rolle beschäftigt.
Um sich richtig in ihre Rolle einfühlen zu können, sei sie auch zweimal vor den Dreharbeiten in Auschwitz gewesen: „Ich habe das viele Stunden auf mich einwirken lassen.“ Als sie zum ersten Mal im Haus von Höß gestanden habe, sei das sehr beklemmend gewesen: „Ich habe mich immer gefreut, wenn wir im Garten gedreht haben.“
Sehr gute Zusammenarbeit mit den Kollegen und der Crew
Die Zusammenarbeit mit den Kollegen und der Crew sei sehr gut gewesen: „Wir haben uns alle gut verstanden. Es hat nie Zank gegeben. Wir waren wie eine große Familie.“ Bei „Zone of Interest“ drehte Knopf zum ersten Mal im Ausland: „Ich bin aber immer, wenn ich einige Tage frei hatte, heim in die Eifel gefahren, damit die Kinder noch wissen, wie die Mama aussieht.“
„Filme von Glazer sind Kunstwerke und keine Blockbuster, die man sich eben mal anschauen kann“, schwärmt Knopf: „Das sind Filme, die man vielleicht sogar mehrfach ansehen muss, um sie ganz zu verstehen und die Fülle an Informationen zu verarbeiten.“ Glazer gehe mit vielen Dingen sehr subtil um.
Im vergangenen Jahr war Knopf in Cannes bei den Filmfestspielen, wo der Film auch ausgezeichnet worden war. „Das war schon beeindruckend. Als ich dann gehört habe, dass der Film für fünf Oscars nominiert ist, war ich sprachlos.“ Die Preisverleihung habe sie sich natürlich angeschaut: „Ich war schon optimistisch, dass der Film zumindest einen Oscar bekommt. Schließlich war der Film schon in einigen Ländern erfolgreich und groß in den Medien gewesen.“ Über den Preis habe sie sich aber trotzdem riesig gefreut.
Wenn es um neue Rollen geht, ist die 48-Jährige völlig offen: „Ich finde jede Anfrage interessant. Jede Rolle hat etwas Neues.“ Besonders gerne würde Knopf mal in einem Film mitspielen, bei dem sie die meiste Zeit auf dem Pferd sitzt: „Ich bin seit meiner Kindheit ein Pferdemädchen. Mein erstes eigenes Pferd habe ich aber erst 2020 bekommen.“
In der Corona-Zeit die Liebe zum Wandern entdeckt
Knopf hat außer Reiten aber auch noch andere Hobbys: „Ich habe vor einigen Jahren angefangen, Schlagzeug zu spielen. Früher habe ich auch schon andere Instrumente gespielt.“ Außerdem habe sie in der Corona-Zeit das Wandern entdeckt: „Da ist die Eifel natürlich prädestiniert. An der Eifel liebe ich die Natur und die Ruhe.“
Lieblingsregisseure oder Schauspielkollegen hat sie nicht, aber „ich würde noch gerne einmal mit Sandra Hüller zusammenspielen. Sie ist eine gute Schauspielerin und wir haben uns gut verstanden.“ Hüller spielt in „Zone of Interest“ Hedwig Höß, die Frau des Lagerkommandanten. „Ich würde auch nicht nein sagen, wenn Jonathan mich noch mal fragen würde. Er ist ein sehr akkurater Mensch, der ganz genau weiß, was er will.“ Glazer sei aber auch sehr warmherzig und habe alle Schauspieler immer wieder auch in den Arm genommen.
„Ich finde diesen Beruf als solches interessant, weil man an wechselnden Orten ist und die Darsteller und die Crew immer andere sind.“ Außerdem könne man immer wieder in andere Rollen schlüpfen. Ihre beiden Kinder, ihr Vater Gerd und ihre Schwester Barbara seien stolz, dass sie in einem so prominenten Film mitgespielt habe. Ihre Mutter ist vor zwei Jahren gestorben.