Mit den Kindern Jakob (7) und Paula (4) haben Lukas und Sabrina Herr eine Radtour bis zur Nordsee gemacht. Eine weitere Tour soll folgen.
575 Kilometer in zwölf EtappenFamilie aus Nettersheim radelt von der Eifel an die Nordsee

Oft mit den Fahrrädern unterwegs sind (v.l.) Lukas, Sabrina, Jakob und Paula Herr aus Nettersheim.
Copyright: Wolfgang Kirfel
„Es war jeden Tag schon ein bisschen spannend, wie weit wir kommen und ob wir den richtigen Weg finden werden“, erzählt Lukas Herr aus Nettersheim von seinem kleinen Abenteuer, das er mit seiner Frau Sabrina und den Kindern Jakob (7) und Paula (4) jetzt erlebt hat. In zwölf Etappen ist die Familie von Nettersheim bis nach Dornumersiel an der Nordsee geradelt und hat dabei in 14 Tagen genau 574 Kilometer zurückgelegt. Jetzt sind sie wieder wohlbehalten zu Hause angekommen.

Am Kölner Dom wurde nach der ersten Etappe ein Zwischenstopp für ein Erinnerungsfoto eingelegt.
Copyright: privat/Lukas Herr
„Jakob wollte unbedingt mal nach Langeoog fahren, und Lukas hat sich einen Radurlaub gewünscht“, erzählt Sabrina Herr, wie es zu der außergewöhnlichen Reise gekommen ist. Im vergangenen Jahr hatten die Schulsozialarbeiterin und der Berufsfeuerwehrmann mit den Kindern als kleine Generalprobe eine Fahrt nach Daun unternommen und dort in der Jugendherberge übernachtet. „Wir sind auch sonst viel mit den Rädern unterwegs“, so die 35-Jährige.
Im Vorfeld Etappen zwischen 20 und 75 Kilometer Länge geplant
Danach entschied die Familie, in diesem Jahr die Wünsche der beiden Herrn zu kombinieren und sich auf die knapp 600 Kilometer lange Tour bis an die Nordsee zu machen. Das Nordseebad Dornumersiel liegt gegenüber den Inseln Langeoog und Baltrum. „Wir hatten Etappen im Vorfeld zwischen 20 und 75 Kilometer geplant“, sagt Lukas Herr. „Das Packen war schon eine Herausforderung. Jeder hatte für die drei Wochen nur drei Outfits dabei“, berichtet seine Frau. Während die Mutter auf der Tour ein E-Bike nutzte, war ihr Mann konventionell unterwegs.
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Wenn es das Wetter zuließ, wurde in einem Zelt übernachtet. Doch einige Male war der Regen zu stark.
Copyright: privat/Lukas Herr
Auf der Strecke mussten die kleinen und großen Radler zeitweise schlechtem Wetter und starkem Gegenwind, mehreren Pannen und der einen oder anderen Tücke bei der Routenführung trotzen. „Wir wollten ursprünglich im Zelt schlafen. Doch wenn Gewitter oder Starkregen angekündigt waren, haben wir auf den Campingplätzen nach festen Unterkünften gefragt“, sagt Sabrina Herr. „Wir haben in einem Weinfass und in einem Bauwagen geschlafen“, so Jakob begeistert.
Los ging es mit der 66 Kilometer langen Strecke nach Köln, wo vor dem Dom noch ein Foto gemacht wurde. Weiter ging es dann über Dormagen, Düsseldorf, Hattingen und Datteln bis nach Haltern am See. „Wir sind viel am Dortmund-Ems-Kanal entlang gefahren und haben den Schwänen zugesehen“, so der Familienvater. Von Haltern am See führte die Strecke dann über Münster, Lingen und Heede nach Papenburg, Südbrookmerland und schließlich Dornumersiel.
Bluetooth-Musikbox mit Liedern zum Mitsingen sorgte für Unterhaltung
„Um die Kinder bei Laune zu halten, gab es in den Pausen auch schon mal Gummibärchen oder ein Eis“, sagt Sabrina Herr mit einem Schmunzeln. Jakob und Paula hängten auch ab und zu ihre Räder an die der Eltern und gönnten sich ein kleines Päuschen. Für Unterhaltung und gute Laune auf der Tour sorgte Mutter Sabrina mit einer Bluetooth-Musikbox an ihrem Rad und Liedern zum Mitsingen. Abends habe es oft Nudeln und Eier gegeben, die auf dem Campingkocher mit einer Platte zubereitet worden seien, erzählt Sabrina Herr.
„In Düsseldorf mussten wir zu einem Elektronikmarkt und sind dafür quer durch die Stadt gefahren. Plötzlich standen wir mit unseren Rädern auf der Königsallee neben Bentley und Porsche“, berichtet Lukas Herr. In Recklinghausen habe man sich wegen eines Starkregens unterstellen müssen. „Ich habe dann wegen einer festen Unterkunft rumtelefoniert. Am Ende haben wir dann in einem Bauwagen geschlafen“, so der 34-Jährige.
Ständer gebrochen und Schaltung nicht mehr ganz funktionstüchtig
Die längste Etappe mit gut 76 Kilometern war die Fahrt von Haltern nach Münster, die 5:20 Stunden dauerte. „Am Abend konnten wir dann müde, aber sehr glücklich einen Sprung in den Waldsee wagen“, erinnert sich der Vater.
Auch Pannen konnten die Familie nicht aufhalten. „Bei Sabrina ist zweimal der Ständer gebrochen, und bei mir ist eine der Packtaschen in die Schaltung geraten. Danach konnte ich die beiden größten Gänge nicht mehr einlegen, aber das war kein Problem“, schildert Lukas Herr. Ansonsten habe man aber Glück mit dem Material gehabt.
„Wir haben abseits der Autobahn viel von Land und Leuten gesehen. Deutschland ist landschaftlich reizvoll, und die meisten Menschen waren sehr freundlich“, sagt der Vater. Zum Teil habe man mangels Alternativen auch öffentliche Straßen nutzen müssen: „Aber die Autofahrer waren sehr nett und haben stets Rücksicht genommen.“ Für Jakob war die Kanufahrt auf der Ems das schönste Erlebnis. „Ohne Oma Heidi und Opa Ferdi Reger hätten wir die Tour nicht machen können. Sie haben unser Auto mit an die Nordsee genommen, damit wir dort unsere Urlaubssachen hatten und die Rückfahrt gesichert war“, betonen Sabrina und Lukas.
Die Tour soll nicht die letzte ihrer Art gewesen sein. „Die Lust nach mehr ist geweckt. Wir wollen so eine Fahrt wiederholen“, sagt Lukas, und Sabrina nickt zustimmend.