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KunstForum EifelReisemitbringsel werden in Gemünd zu Kunst

5 min
Menschen sitzen um einen Tisch herum. Ein Mann steht am Tisch und redet.

Die Zukunft des Fördervereins Maler der Eifel und damit des Ausstellungsbetriebs im KunstForumEifel könnte gesichert sein. Beim Kandidatenvorstellabend fanden sich Bewerber für alle Vorstandsämter.

Für ihre letzte Gruppenausstellung im KunstForum Eifel in Gemünd hat Eva-Maria Hermanns eine ungewöhnliche Zusammenstellung kuratiert.

Die letzte Gruppenausstellung, die der amtierende Vorstand des Fördervereins Maler der Eifel im KunstForumEifel in Gemünd vor den turnusmäßigen Neuwahlen Anfang November eröffnet, heißt „Souvenirs …“. 36 Künstler und Künstlerinnen haben in ihren Privatarchiven und Arsenalen, in Schränken, Kisten und auf dem Dachboden nach Gesammeltem, Mitgebrachtem, Skurrilem oder einfach nur Interessantem gesucht. Und wollen es als Kunstobjekte – in welcher Form auch immer – der Öffentlichkeit zeigen. Damit dürfte die Vernissage am Sonntag sehr unterhaltsam werden.

Eva-Maria Hermanns, freie Kuratorin des seit 2013 amtierenden aktuellen Vorstands des Fördervereins Maler der Eifel, wirkt sichtlich gut gelaunt. Sie wollte zwölf Jahre lang helfen, den Besuchern im KunstForum Eifel das Sehen und Verstehen von Kunst zu erleichtern. Sie kuratierte in diesen Jahren sehenswerte, vielfach aufsehenerregende Ausstellungen, die dazu beigetragen haben, den Ruf der zur Ausstellungshalle umgebauten früheren Grundschule weit über die Kreisgrenze hinaus bekannt zu machen. Der Förderverein Maler der Eifel hat sich unstrittig um die Kunst in der Region verdient gemacht.

36 Kunstschaffende aus der Region haben „Souvenirs“ ausgesucht

Das anspruchsvolle wie innovative Programm des Betreibervereins des KunstForum Eifel wird nun mit der letzten von Eva-Maria Hermanns allein kuratierten Ausstellung fortgesetzt. Damit beweist sie erneut, dass sie einen Blick für unkonventionelle Kunst hat – und ein funktionierendes Netzwerk der Kreativen aufgebaut hat.

36 Kunstschaffende aus dem Kreisgebiet, dem Großraum Köln, aber auch aus Aachen und Bonn waren eingeladen, „Souvenirs“ auszusuchen, teilweise wurden die Objekte aus dem großen Fundus des Fördervereins ergänzt. Herausgekommen ist eine bunte Überraschungskiste aus Seltsamem und Erheiterndem. „Unwichtiges“ wird plötzlich durch die bewusste Zurschaustellung und Inszenierung auf Podesten, in Vitrinen oder als Wandobjekt bedeutsam: Kunst kann bekanntlich alles sein, was man als solche in einem definierten Umfeld wahrnehmen kann. Sei es eine Kirche, sei es ein Museum, seien es die drei Ausstellungsebenen des KunstForum Eifel. Wer das im Hinterkopf hat, der wird an den „Souvenirs“ Freude haben.

Auf dem Weg zur Ausstellung passieren Besucher 40 Paar Schuhe

Was gibt es hier nicht alles zu entdecken: Da wären etwa die den Ausstellungstitel wörtlich nehmenden Reisemitbringsel von Dokumentarfilmer Dietrich Schubert aus Kronenburg oder Tom Krey aus Mechernich von deren Reisen nach Nordafrika (Schubert) oder Mittelamerika (Krey). Oder das wunderliche Archiv aus 100 gleich großen Kistchen, die Anja Schindler aus Klotten an der Mosel 2008 nach einer Expedition nach Etrurien aufbewahrt hat: Steine, Scherben, Knochen. Diese Fundstücke breitet sie im schmalen Vorraum des KunstForum Eifel auf einem meerwasserblau gestrichenen Tisch aus.

Die Kuratorin und der Geschäftsführer stehen vor Wandkästen und halten Ausstellungsstücke in den Händen.

Kuratorin Eva-Maria Hermanns und Geschäftsführer Rainer Martens mit kleinen „Souvenirs“ von Agii Gosse.

Mit Teeblättern und Ponyhaar beklebte Damenschuhe stehen auf einer Treppe.

Marion Menzels „Souvenirs“ sind mit Teeblättern und mit Ponyhaar beklebte Damenschuhe.

Wer dann in die eigentliche Ausstellung geht und das Treppenhaus hinauf zu den beiden oberen Ausstellungsebenen steigt, passiert 40 Paar Damenschuhe von Marion Menzel (Köln), beklebt mit großen schwarzen Teeblättern und Ponyhaar. Einige der abgelebten wie abgelegten Schuhe, die jetzt optisch gleichförmig wirken (was sie vermutlich nie waren), werden gegen eine Spende von der Künstlerin abgegeben.

Wolfgang Stöcker hat Staubpartikel in Wachsform gegossen

Im ersten Obergeschoss sind zum Beispiel alte Reisepostkarten, veredelt mit Perlmutt, in kleinen Vitrinen zu sehen. Ilona Linke (Köln) hat im „Kabinett“ nebenan mehrere Assemblagen ausgestellt: Über einer alten Schreibmaschine, die eher an eine Morseapparatur erinnert, ist eine Libelle aus Metallteilen montiert, die von einer LED-Leuchte erhellt wird: „Prachtvolle schimmernde Libelle sucht …“, heißt der offenbar werbend gemeinte Titel der surrealen Insekten-Kontaktanzeige.

Daneben hat Roswitha Mecke (Kerpen/Rhein-Erft-Kreis) über ein kleines Tequila-Glas eine bunte Löwenkopftotemfigur gestülpt. Das Ganze steht auf einem Sockel unter der schützenden Plexiglashaube – und wird so zu einer absurden Votiv-Assemblage. Mecke hat sie als großformatiges Foto dahinter noch einmal überhöht und auf eine neue Bedeutungsebene gebracht.

Wolfgang Stöcker (Köln) bietet die vielleicht ungewöhnlichste Installation: eine Reihe bunter Quader und Hausmodelle. „Er hat Staub in Wachsformen gegossen“, so Eva-Maria Hermanns. Feinste Partikel, die sich über die Zeit als Belag materialisieren, werden so zur festen Form, die wiederum vergänglich ist.

Der Spruch „Bilde Künstler, rede nicht“ gefällt Eva-Maria Hermanns

Dutzende Spielzeug- und kleine Comicfiguren, die Parolenschilder tragen, zeigt Agii Gosse aus Köln im Obergeschoss, Barbara Hoock aus Swisttal präsentiert alte Puppen.

Traude Lindauer aus Köln hat für ihr Objekt „Kunstreise mit Goethe“ ein blendend weißes, zerbrechlich wirkendes Holzsegelschiff gebaut. Die Reling ist mit Pusteblumen, verblühten Löwenzahnblüten, beklebt. Die Rahen sind mit dünnem weißen Stoff umwickelt, auf denen der Text eines Goethe-Aphorismus gestickt ist. „Bilde Künstler, rede nicht“ heißt der Sinnspruch. „Das“, so schmunzelt Kuratorin Eva-Maria Hermanns, „ist für die letzte Ausstellung, die ich alleine kuratieren darf, doch ein schöner Schlusssatz.“


Kandidaten für den neuen Vorstand des Fördervereins sind gefunden

Es schien das Ende zu sein: Bei der Begrüßung von rund 30 Interessenten, die Anfang September im KunstForum Eifel der Einladung zur Vorstellung möglicher Nachfolger des aktuellen Vorstands des Fördervereins Maler der Eifel e.V. gefolgt waren, war die Stimmung eher pessimistisch. In der Mitgliederversammlung am 6. November wird der amtierende Vorstand nach zwölf Jahren seine Ämter abgeben.

Werden Lothar Braunisch als Vorsitzender, Rainer Martens als Geschäftsführer, Kassierer, Schriftführer und Beisitzer Nachfolger finden? Nach teils intensiver Debatte über Ziele und zu verteilende Aufgaben auf die Ehrenamtlichen allerdings zeigte sich: Das Scheitern des Vereins und damit das Ende des KunstForum Eifel als Adresse für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst scheint abgewendet zu sein.

Kuratorin Eva-Maria Hermanns will sich um den Vereinsvorsitz bewerben

Für alle laut Vereinsgesetz nötigen Ämter an der Vereinsspitze haben sich Kandidaten oder Kandidatinnen gemeldet. Ihre Namen sollen bis zur Wahl auf der Mitgliederversammlung noch nicht veröffentlicht werden. Dazu gibt es offenbar eine ganze Reihe von Kunstfreunden, die künftig einfach mit anpacken wollen. Denn allen Kandidaten gemeinsam ist offenbar die Überzeugung, dass man das durch den Verein seit insgesamt 23 Jahren im KunstForum Eifel Geschaffene nicht aufgeben will.

Also muss ein neuer Vorstand gefunden werden, der alte Vorstand will aber den Übergang erleichtern. Ganz neu muss die künftige Vereinsspitze dabei nicht sein: Eva-Maria Hermanns, die als freie alleinige Kuratorin nicht mehr weitermachen will, will sich um den Vereinsvorsitz bewerben.