Wirtschaft und Tourismus in der Stadt Schleiden stehen vor mehreren Herausforderungen. Die GfW Schleiden versucht den Unternehmen zu helfen.
Zu wenig Angebote für GästeWirtschaft Schleidener Tal leidet unter den Folgen der Flut

Einer der Betriebe, die seit der Flut geschlossen sind: das Hotel Friedrichs in Gemünd
Copyright: Wolfgang Kirfel
Fehlende Gewerbeflächen und Fachkräftemangel: Die Wirtschaft in der Stadt Schleiden steht aktuell gleich vor mehreren Herausforderungen. Der Tourismus wiederum leidet seit der Flut vor allem darunter, das Hotels und Cafés und andere Angebote fehlen. Doch Bianka Renn, die Geschäftsführerin der Gesellschaft für Wirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen, hatte im Stadtentwicklungsausschuss auch eine positive Nachricht zu vermelden: Die Besucherzahlen der Tourist-Information sind im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen.
„Unsere Aufgabe ist es, die Unternehmen zu unterstützen und Lotsentätigkeiten zu übernehmen“, sagte Renn. Im Bereich An- und Umsiedlung sowie Erweiterung gebe es einige Kooperationen mit privaten Partnern. Ein Problem sei, dass man zurzeit keine städtischen Liegenschaften zur Verfügung habe. Dadurch seien die Möglichkeiten für Erweiterungen von Gewerbeflächen und Neuansiedlungen erheblich eingeschränkt.„Wir hoffen, dass wir nach der Realisierung des interkommunalen Gewerbegebiets Kall-Schleiden noch einmal anders agieren können“, blickte Renn hoffnungsvoll in die Zukunft.
Demografischer Wandel und die Generation Z
Gleichzeitig wirke sich der demografische Wandel, der Abfluss von Erfahrungswissen durch den Eintritt der Boomer-Generation in den Ruhestand negativ aus. Das wirke sich zusammen mit dem Wertewandel in der Generation Z insbesondere in Form von Fachkräftemangel und veränderten Beschäftigungsanforderungen auf den Arbeitsmarkt aus. „Wir versuchen, in Kooperation mit der städtischen Realschule den Übergang in heimische Betriebe zu lenken. Die Unternehmen stellen den Schülern viele Möglichkeiten zur Verfügung.“
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Mit Partnern wie Digital Sicher NRW und der Dienstleistungsgenossenschaft Eifel sei man außerdem dabei, die Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in die Unternehmen zu bringen.
Zeiten zwischen Öffnung und Schließung werden kürzer
„Die Entwicklung in den Innenstädten wird zusätzlich durch bauliche Restriktionen aus der Wiederaufbauphase gehemmt und ist zugleich vom überregionalen Trend zur Innenstadtverödung betroffen“, erklärte die Geschäftsführerin. Dennoch habe man in den vergangenen Monaten zahlreiche Ansiedlungen begleitet und erfolgreich umsetzen können. „Unsere Aufgabe ist es, Start-ups zu begleiten. Doch dieses Begleiten ist etwas verhaltener geworden, weil sich die Lebenszyklen einzelner Geschäftsmodelle spürbar verkürzen und Eröffnungen und Schließungen näher zusammenrücken.“ Das ein oder andere Geschäft werde schon nach einigen Tagen oder Wochen dichtgemacht.
Die starke touristische Positionierung der Stadt helfe dabei, die beiden Zentren in Schleiden und Gemünd aufrechtzuerhalten. „Aber es gibt viele private Eigentümer, die nach der Flut, aus welchen Gründen auch immer, ihren Weg noch nicht gefunden haben. Da können wir leider nicht eingreifen.“
Auch Bildungsurlauber sollen nach Schleiden kommen
Im Tourismus zeige sich eine erfreuliche Entwicklung: „Die Besucherzahlen der Tourist-Information haben bereits wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht – mit einem Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Die Stadt positioniere sich erfolgreich mit Themen wie Entschleunigung, Naturerlebnis und authentischer Auszeit. Mit Slogans wie „einfach atmen“ oder „ehrlich Eifel“ und den Themen Outdoor, Wandern und Radfahren treffe man den Zeitgeist. Außerdem sei man dabei, Schleiden als Bildungsurlaubsdestination zu positionieren.
Ein bedeutender Eckpfeiler der touristischen Ausrichtung sei das Thema Nachhaltigkeit. Die Tourist-Information ist als nachhaltiger Partner zertifiziert, die Mitarbeitenden bilden sich kontinuierlich weiter – auch im Bereich nachhaltiger und barrierefreier Destinationsentwicklung. „In der Hauptstadt des Nationalparks ist Nachhaltigkeit keine Option, sondern eine Notwendigkeit.“ Gemeinsam mit der Nordeifel Tourismus GmbH arbeite man daran, nachhaltigen Tourismus aktiv mitzugestalten.
Fehlende touristische Infrastruktur bereitet Probleme
Problematisch bleibt allerdings die infrastrukturelle Situation: „Größere Hotelbetriebe im Stadtgebiet sind derzeit nicht in Betrieb, wodurch insbesondere bei steigender Nachfrage entscheidende Kapazitäten fehlen, was sich wiederum negativ auf den touristischen Umsatz auswirkt. Es fehlen einfach unfassbar viele Betten. Das können wir nicht ausgleichen.“
„Es gebe in der Stadt engagierte Partnerbetriebe, die die Tourismusstrategie mittragen, Impulse aufgreifen und zur Weiterentwicklung beitragen“, betonte die Geschäftsführerin. Ein aktuelles Beispiel sei die Kooperation mit sieben Cafés im Stadtgebiet, die unter dem Slogan „einfach atmen“ mit Relaxliegen ausgestattet worden seien: „Ein sichtbares Zeichen für gelebte Zusammenarbeit vor Ort.“
Mit Veranstaltungen und kulturellen Angeboten werde die touristische Attraktivität der Stadt gesteigert. Das Spektrum reiche von klassischen Formaten wie den Kurkonzerten bis hin zu gezielt entwickelten Angeboten für klar umrissene Zielgruppen. „Zu den Kurkonzerten kommen jede Woche zwischen 70 und 100 Besuchern.“
Mit der Eifel-Serenade oder den Orgelkonzerten würden bewusst kleinere, kulturinteressierte Gruppen mit hoher Kaufkraft angesprochen. „Kulturelle Qualität ist kein Selbstzweck“, so die Geschäftsführerin. „Sie stärkt das Gemeinschaftsgefühl, den Standortfaktor und spricht Gäste an, die genau solche Inhalte suchen.“