Das legendäre Festival Rock am Ring ging vor 40 Jahren erstmals über die Bühne. Wie aus dem Event von 1985 ein Meilenstein der deutschen Festivalgeschichte wurde - und was an diesem Wochenende am Nürburgring abgeht.
Heimat, Hotel, HeadlinerPension profitiert von 40 Jahren Rock am Ring

Crowdsurfer waren 2024 beim Auftritt der kanadischen Rockband Billy Talent beim Open-Air-Festival Rock am Ring unterwegs.
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Nürburg. Während die einen zum großen Jubiläum „40 Jahre Rock am Ring“ trommeln, starten die anderen ganz neu durch. Elena Krämer und ihr Freund Lukas Walter haben vor einigen Monaten federführend die Pension ihrer Oma in Nürburg übernommen. „Wir sind vor zwei Jahren aus Köln zurück in die Eifel gekommen“, erzählt die 29-Jährige. Nach Lehramtstudium wieder in ihre alte Heimat, um das Hotel Garni für die nächsten Generationen von Rock- und Rennsport-Fans auf Vordermann zu bringen. Das Musikfestival Rock am Ring ist dabei ein Selbstläufer: „Wir sind schon seit Monaten ausgebucht“, erzählt Elena Krämer. Und in diesem Fall sind es die Stammgäste, die sich schon nach dem Festival fürs nächste Jahr anmelden.
Von Myles Kennedy über Beatsteaks bis Kasalla
Elena Krämer und Lukas Walter geht es mit ihrem Angebot genauso wie den Veranstaltern von Rock am Ring selbst. Schon drei Monate vor dem Festivalwochenende ausverkauft. „Noch nie zuvor waren so früh 90.000 Tickets für das Mega-Event am Nürburgring vergriffen“, teilte der Veranstalter schon im März mit. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums werden an diesem Pfingstwochenende insgesamt 100 Acts auf vier Bühnen auftreten. Die Liste reicht von: Myles Kennedy, Me First And the Gimme Gimmes, Kasalla und Evil Jared X Krogi bis hin zu Slipknot, The Prodigy, K.I.Z., Bring Me The Horizon, KoRn, Beatsteaks und vielen weiteren.
Zudem wird es zwei namhafte Special Acts geben, die heute in die Jubiläumsausgabe starten. Matt Schwarz, Veranstalter von Rock am Ring: „Wir werden das Festival auf der Hauptbühne mit zwei Acts eröffnen, die wir vorher nicht bekanntgeben. Bands, die sonst eigentlich keine Festivals eröffnen, sondern eher schließen.“ Eine zweite Bühne sei dieses Jahr genauso groß wie die Hauptbühne, so Schwarz weiter. „Beide sind höher und breiter als bisher, mit viel mehr Licht und verbessertem Sounddesign. Es wird imposanter als je zuvor.“
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Wobei diese Ansage sicher im Auge des Betrachters liegt, denn imposant war das Ereignis Rock am Ring auch schon in seinen Anfängen. Tina Löbach aus Siegburg war 1986 als Jugendliche zum ersten Mal bei Rock am Ring und damals, wie sie sich erinnert, schwer beeindruckt. „Rock am Ring war ja eines der ersten Festivals überhaupt. Ich fand es ganz toll, dort zu campen und mitzufeiern.“
Mit ihrem älteren Bruder und Freunden erlebte sie dort Bands, die heute Kultstatus haben: „Ich erinnere mich an Simple Minds und The Cure, alle spielten hintereinander auf einer Bühne.“ Und dann gab es natürlich auch die Jahre, in denen das Campen eine echte Herausforderung wurde. „Wir haben in einem Jahr auch drei Tage im Schlamm gelegen“, erinnert sich die Festival-Besucherin. Der Stimmung habe Dauerregen und Matsch aber keinen Abbruch getan. „Manche haben sich einen Spaß aus allem gemacht und sind fröhlich durch den Matsch gerutscht.“
„Es war früher schon eine wildere Zeit“
In der vierzigjährigen Geschichte hat sich Deutschlands bekanntestes Rock-Festival deutlich gewandelt. „Das Bühnengeschehen ist nicht mehr der einzige Mittelpunkt.“ Auch das Rockerleben hinter den Kulissen sei ruhiger geworden. „Es wird deutlich weniger geraucht, früher war das überall der Fall“, so Schwarz. „Es war früher schon eine wildere Zeit.“ Inzwischen gebe es jedes Jahr mehr Leute für Massagen und Physiotherapie, „die wir den Bands anbieten“. Mit dem wachsenden Festival stiegen auch die Kosten. „Im Gagenbereich aber auch in den Produktionskosten“, konkretisiert Schwarz. Aber auch die finanziellen Interessen der Bands hätten sich geändert. „Als ich angefangen habe, war das Gagenvolumen ein Viertel von dem, was es heute ist.“
Rock am Ring wurde von den Konzertveranstaltern Marek Lieberberg und Marcel Avram aus der Taufe gehoben. Inspiriert waren sie vom Woodstock-Festival 1969, das als Mutter aller Open-Air-Festivals gilt.
Lieberberg und Avram hatten in den 1970er Jahren die Idee, die Festivalkultur nach Deutschland zu holen und starteten 1971 mit dem „British Rock Meeting“ in Speyer, bei dem unter anderem Deep Purple und Black Sabbath auftraten. Eigentlich hatte das Geburtsjahr für Rock am Ring 1980 sein sollen, es waren bereits Bands gebucht, doch dann scheiterte das Projekt an fehlenden Parkmöglichkeiten und auch Anwohnerprotesten. „Die Gründer von Rock am Ring haben den Weg bereitet, für alles, was danach kam. Das war Pionierarbeit“, sagt Schwarz rückblickend.
Blitzeinschläge, Terroralarm und Corona
Heute fiebert ein ganzer Ort dem Festival entgegen. Auch Neu-Hotelwirtin Elena Krämer freut sich auf den Trubel. Sie war als 14-Jährige erstmals auf dem Festivalgelände. „Wegen Rammstein“, erzählt sie. „Mein Vater hat mich damals mitgenommen“, erinnert sie sich. Einmal mit dem Festival-Gen infiziert war sie von dem Moment an immer live dabei. Dabei lief längst nicht alles glatt in der Geschichte des Festivals. 2015 und 2016 fand es auf dem Flugplatz Mendig statt – bei Blitzeinschlägen wurden in beiden Jahren Dutzende Besucher verletzt. 2017 kehrte das Festival zum Nürburgring zurück, doch wieder gab es einen Zwischenfall. Wegen Terrorgefahr wurde das Gelände geräumt. 2020 und 2021 zog die Corona-Pandemie dem Festival den Stecker.
An diesem Wochenende dürfen sich die Fans nun aber an die positiven Erlebnisse und legendären Auftritte ihrer Lieblingsbands erinnern und Jubiläum feiern. Eröffnet wird Rock am Ring heute um 13.30 Uhr. (mit dpa)