Erzbistum KölnWeihbischof Steinhäuser übt Kritik an Haltung zu Eucharistie

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Weihbischof Rolf Steinhäuser

Köln – Ein alter Schrank steht neben dem Eingang der Karl-Rahner-Akademie. Jemand hat ihm zum Sperrmüll herausgestellt. Die Türen sind ab. Kalt fegt der Wind durchs morsche Möbel. Als die Besucher der für diesen Abend angekündigten Gesprächsrunde ihn beim Hereingehen passierten, dachten sie wohl: Wie unschön. Als sie zwei Stunden später herauskamen dachten sie sicherlich: Wie sinnbildlich. Um die Ökumene sollte es an diesem Abend in der Akademie gehen. Aber wer kann heutzutage schon alleine über die Ökumene diskutieren, ohne nicht auch auf den Zustand der Kirche zu sprechen zukommen? Und Weihbischof Rolf Steinhäuser kam darauf zu sprechen. Auf den Zustand der Kirche und auf den der Ökumene. In ungeahnter Deutlichkeit.

Neben ihm saßen Bernhard Seiger, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd sowie Ökumene-Beauftragter, Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Hannelore Bartscherer in Vertretung des Vorsitzenden des Katholikenausschusses.

Es brauchte etwas, bis der Finger in der Wunde lag. Seiger legte ihn dort hinein, als er einen Exklusivbericht der Rundschau erwähnte, wonach in Köln mittlerweile weniger als 50 Prozent der Bevölkerung der katholischen und evangelischen Kirche angehören. Hannelore Bartscherer sprach in diesem Zusammenhang kritisch den Pastoralen Zukunftsweg des Bistums Köln und den Sendungsraum Innenstadt an. Projekte, mit denen Kardinal Woelki den Gläubigen-Schwund bremsen will. Weihbischof Steinhäuser griff das Thema auf: „Wir binden zu viele Kräfte, um den Laden aufrecht zu erhalten. Der Wunsch zur Selbsterhaltung ist einfach zu groß. Dabei bleibt die Ökumene außen vor. Das ist ein großer Fehler. Wir müssen von der Fixierung auf uns selbst wegkommen. Das werden wir bitter bezahlen. Denn die Zahl der Kirchen können wir nicht in die nächste Generation retten. Wir sind in einer sehr kritischen Phase. Ich habe Angst, dass der Laden über uns zusammenbricht.“ Dabei lasse sich nichts von oben verordnen – nicht bei den Austritten und auch nicht bei der Ökumene. „Wir kriegen unser Personal nicht mehr zum Schießen getragen. Die Leute haben Gremien satt.“

Eucharistie-Debatte aufgegriffen

Und einmal gut in Fahrt, griff er sogleich noch die Eucharistie-Debatte auf. Das Papier der Bischofskonferenz, wonach protestantische Ehepartner in seelischen Notlagen zur Eucharistie zugelassen werden sollten und das Kardinal Woelki zu weitgehend ist, bezeichnete er als „katholischen Imperialismus“. „Ein innerkatholisches Papier, kein ökumenisches. Der Fall, dass ein katholischer Christ zum evangelischen Abendmahl gehen möchte, wurde ausgeschlossen. Das war der Versuch, hintenrum unser Eucharistieverständnis den anderen aufzudrängen.“

Offene Münder im Publikum und auf dem Podium. Bernhard Seiger fand als erster die Sprache wieder: „Ich finde es großartig , wie ehrlich Sie sind.“ Rekowski: „Wir haben uns damals bewusst zurückgehalten.“ Steinhäuser: „Das war fair.“

Und wie geht es jetzt weiter in der Eucharistie-Debatte? Zwei Wege schlug Weihbischof Steinhäuser vor: „Wir brauchen mehr menschliche Nähe, dann kann man das nicht mehr wegschieben.“ Und dann könne vielleicht auf ökumenischer Basis ein gemeinsames theologisches Papier zum Abendmahlsverständnis entstehen, vergleichbar mit dem Rechtfertigungspapier, das mittlerweile von allen westlichen Kirchen unterzeichnet worden sei.

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