Leverkusener BrückeEine spektakuläre Bauphase steht bevor – Kosten steigen weiter

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Aus der Vogelperspektive ein Blick auf die Vorlandbrücke in Merkenich. 

Leverkusen – Rund elf Monate nach der Wiederaufnahme der Bauarbeiten für den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke liegt das Verkehrsprojekt voll im Zeitplan. „Wir werden wie vorgesehen Ende 2023 das erste Teilstück der neuen A1-Rheinbrücke übergeben“, sagte Thomas Ganz, Direktor der Niederlassung Rheinland der Autobahn GmbH am Dienstag bei einem Pressegesprächzum Stand des Projekts.

Nach den Querelen um minderwertigen Stahl hatte Straßen.NRW dem vormaligen Generalunternehmen Porr AG im April 2020 fristlos gekündigt und den Neubau des ersten Brückenabschnitts neu ausgeschrieben. Die Autobahn GmbH als Rechtsnachfolger hat bei Gericht Feststellungsklage eingereicht, dass die fristlose Kündigung aus „wichtigem Grund“ erfolgte. Der damalige NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst hatte im Mai 2020 angekündigt, Porr für alle Mehrkosten infolge der Neuvergabe zur Kasse bitten zu wollen. Wie hoch diese sein werden, lässt sich erst nach der Endabrechnung des Projekts sagen. Die Kosten steigen jedenfalls stetig (siehe Infokasten).

1100 Tonnen Bauteil wird Anfang März eingehoben

Im Februar 2021 hatte dann ein Konsortium um Hochtief den Zuschlag erhalten, im März wurden die Arbeiten nach elf Monaten Stillstand wieder aufgenommen. Nun beginnt in Kürze die Montage der ersten Stahlteile an der eigentlichen Brücke.

Projekt kratzt an der Milliarden-Marke

600 Millionen Euro, das war zu Beginn der Planungen der Kostenrahmen für den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke inklusive des achtspurigen Ausbaus der Autobahn 1 zwischen Köln-Niehl und Leverkusen-West.

Beim Planfeststellungsbeschluss 2016 waren die Kosten schon auf 740 Millionen Euro geschätzt worden.

Nach der fristlosen Kündigung des vormaligen Generalunternehmens Porr AG und der notwendigen neuerlichen Ausschreibung, die nun in Teilabschnitten erfolgt, stiegen die Kostenschätzungen Anfang 2021 auf rund

962 Millionen Euro. Tatsächlich dürften sie also noch steigen. Die Ausschreibung für den Abriss der alten Rheinbrücke und den Bau des zweiten Brückenbauwerks soll im zweiten Quartal 2022 erfolgen. Für den Abriss ist ein Jahr kalkuliert. „Leider kann man die Brücke nicht sprengen, dann wäre der Rhein blockiert. Es muss also Stück für Stück rückgebaut werden“, so Thomas Ganz, Direktor der Autobahn GmbH Rheinland. Erst danach kann mit dem Bau des zweiten Brückenbauwerks begonnen werden. Voraussichtliche Freigabe 2027. (kmü)

Seit September sind auf dem rechtsrheinischen Teil der Baustelle mehrere Stahlelemente, die Haupt- und Querträger, des ersten Brückenfelds eingetroffen. Diese wurden in den letzten Wochen verschweißt und verschlossert und bilden nun ein insgesamt 1115 Tonnen schweres Bauteil, berichtete Nicole Ritterbusch, die den Geschäftsbereich Rheinbrücken leitet.

Am ersten März-Wochenende soll dieses Bauteil in seine endgültige Position über der A59 eingehoben werden. Dies geschieht mit Spezialgerät im Bereich der Autobahnausfahrt Leverkusen-Mitte, die zu diesem Zweck gesperrt werden muss, wann und in welchem Zeitraum steht noch nicht fest.

Im Mai soll die Montage der ersten Brückenteile im linksrheinischen Bereich stattfinden. Hierfür werden Stahlteile unter anderem über den Rhein angeliefert und direkt vom Schiff aus eingehoben. Alle verbauten Stahlteile stammen aus den Werken der beteiligten Unternehmen SEH, Eiffage Métal, Iemants und Max Bögl in Deutschland, Belgien und Frankreich.

„Wir freuen uns, dass wir mit der Stahlmontage nun ein eine heiße, aber sehr spannende Phase des Baus der Rheinbrücke kommen“, so Thomas Ganz weiter.

Neue Bauwerke im Kreuz Leverkusen-West

Auch an den Bauwerken im Autobahnkreuz Leverkusen-West wird im Rahmen des achtstreifigen Ausbaus der A1 weitergearbeitet. In Kürze starten die Arbeiten am Rampenbauwerk, das die Verbindung zwischen der A1 und Leverkusen-Mitte wieder herstellen wird. Die Arbeiten hierfür sollen ebenfalls bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Das ursprüngliche Bauwerk an dieser Stelle war 2018 abgebrochen worden. Bedingt durch die Vertragskündigung mit dem vorherigen Bauunternehmen waren die Arbeiten zwischenzeitlich eingestellt worden.

Im Bereich der Dhünnquerung in Leverkusen beginnen dieses Jahr der Bau der A1-Verbreitung und eines weiteren Rampenbauwerks. Zur Vorbereitung dieser Arbeiten werden seit letztem Sommer ein Rohrstollen für Leitungen der chemischen Industrie und die Landesstraße Westring verlegt, führte Nicole Ritterbusch weiter aus.

Letzter Eingriff in die Altablagerung Dhünnaue

Ein Teil des Baufelds für die anstehenden Arbeiten liegt im Bereich der Altablagerung Dhünnaue. Hier beginnt in Kürze der vorläufig letzte große Eingriff in die Altablagerung. Nach dem schon mehrfach bewährten Sicherheitskonzept finden die Arbeiten in einer hermetisch geschlossenen Einhausung statt, die am Westring aufgebaut wird. Diese Arbeiten beginnen Mitte März und dauern voraussichtlich bis Mitte April, schilderte Dr. Ingrid Obernosterer vom Geotechnischen Büro Düllmann.

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Die alte marode Leverkusener Rheinbrücke ist seit 2014 für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht gesperrt. Seit 2016 wird die Brücke mit Schrankenanlagen vor verbotswidrigem Befahren zu schwerer Fahrzeuge geschützt. Laut der Autobahn GmbH hat sich der Zustand der Brücke seither nicht verschlechtert. Für den Schwerlastverkehr bedeutet die Sperrung der A1-Brücke seit Jahren erhebliche Umwegfahrten und dadurch Mehrkosten.

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