Rund 80 Menschen protestierten am Dienstagabend gegen Windkraftanlagen, ebenso viele besuchten einen Infoabend zu dem Thema.
MahnwacheMucher Windkraftgegner protestieren in Engelskirchen
„Wir lieben die Natur und der Heckwald soll nun ein Industriegebiet werden“, empörte sich Ute Wagner, Vorsitzende des Vereins „Bergische Bürger für Naturschutz“, am Dienstagabend auf einer knapp einstündigen Mahnwache mit etwa 80 Menschen vor dem Neuen Baumwolllager am Engels-Platz.
Infoabend zum Thema Windenergie in Engelskirchen
Die Veranstaltung fand unmittelbar vor dem Infoabend des Bürgerenergievereins Engelskirchen über Klimawandel, Windenergie und Bürgerbeteiligung statt.
Wagner führte aus, dass der Naherholungswert des Heckwaldes im Südwesten der Gemeinde Engelskirchen als eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete im Bergischen Land nun durch acht geplante Windräder, jeweils etwa 260 Meter hoch, zerstört werde. Sie stellte klar: „Wir sind nicht gegen Windräder, sondern für den Naturschutz.“
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Neben der bekannten Gefährdung für Greifvögel und Fledermäuse sehe sie den Abrieb an den Rotorblättern kritisch, wobei sich äußerst langlebige Chemikalien in der Umwelt verteilen würden: „Dadurch ist in der Umgegend kein Anbau von Bio-Produkten mehr möglich.“
Verein Bürgerenergie Engelskirchen will dezentrale Energieversorgung
Neben den Teilnehmern an der Mahnwache waren etwa noch einmal so viel Besucher zu dem Infoabend gekommen. Zunächst stellte Paul Lehnard, Vorsitzender der Bürgerenergie Engelskirchen, den Zweck deserst im vergangenen Jahr gegründeten Vereins vor: „Unser Ziel ist eine dezentrale Energieversorgung, die auf ökologischen und demokratischen Grundlagen beruht und sich am Gemeinwohl orientiert.“
Anders als bei Energieversorgern stehe die Gewinnmaximierung nicht im Vordergrund. „Die Gemeinde legt großen Wert auf Umwelt und Natur“, betonte auch Engelskirchens Bürgermeister Gero Karthaus. Mit 23 Naturschutzgebieten, die etwa zehn Prozent der Gemeindefläche ausmachen, sei Engelskirchen ein Hotspot der Artenvielfalt.
Die dezentrale Energieversorgung habe eine lange Tradition in der Gemeinde: „Seit rund 100 Jahren haben wir eine eigene Stromversorgung durch die sechs Staustufen in der Agger.“ Er unterstrich hinsichtlich des Ausbaus von erneuerbaren Energien: „Wir wollen das Heft des Handelns in der Hand behalten und die Natur nicht massakrieren.“
Johannes Thema spricht über den Strombedarf der Zukunft
Johannes Thema von der Klimainitiative Windeck informierte über den Bedarf an erneuerbaren Energien, da der Verbrauch stetig steige. Für 2045 sei ein Bedarf prognostiziert, der etwa das Vierfache des heutigen Wertes betrage: „Wir müssen alles daransetzen, unsere Energie selbst zu erzeugen.“
Dabei sei Windenergie höchst effektiv. Ein einziges der in Engelskirchens Süden geplanten acht Windräder produziere so viel Strom wie alle Staustufen in der Agger zusammen und etwa 50 Prozent mehr als sämtliche derzeit installierten Photovoltaikanlagen in der Gemeinde. „Ich will nicht alles schönreden“, äußerte sich Thema zu Gegenargumenten.
„Aber wenn wir viel Energie verbrauchen und die weder aus Atomkraft noch aus Kohle kommen soll, muss sie eben anders erzeugt werden.“ Als Alternative zu den acht Windrädern, die jährlich rund 72 Gigawattstunden Strom erzeugen, müssten 115 Hektar Photovoltaik installiert werden: „Das entspricht einer Fläche von mehr als 160 Fußballfeldern.“
Um wenigstens in die Richtung der angestrebten Klimaziele zu kommen, sei ein unverzüglicher Ausbau regenerativer Energieerzeugung unverzichtbar. Er stellte klar: „Treibhausgasneutralität bedeutet 100 Prozent erneuerbare Energien.“
Dirk Jansen vom BUND mahnt zur Eile
„Wir denken Klimaschutz und Biodiversität grundsätzlich zusammen“, sagte Dirk Jansen, Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz, in seinem Vortrag. Dabei differenzierte er zwischen „Holzäckern“ und tatsächlichen Waldökosystemen. So sei etwa auf Kalamitätsflächen ein Ausbau regenerativer Energien sinnvoll und notwendig: „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“
Dabei hob er die Notwendigkeit einer produktiven Kommunikation hervor: „Wer mit Infraschall und Abrieb argumentiert, disqualifiziert sich selbst für eine sachliche Debatte.“ Darüber hinaus kritisierte er die Haltung einiger Windkraftgegner: „Unsere Organisation kämpft seit Jahrzehnten für den Erhalt der Biodiversität, aber wer sich erst um Milane kümmert, wenn ein Windrad droht, ist unredlich.“