Veganer FreitagAuf dem Campus Gummersbach ist an einem Tag im Monat in der Mensa Fleisch tabu

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Eine Frau reicht in einer Mensa ein Essen auf einem Tablett aus der Küche heraus.

Eine vegane Lasagne kommt bei den Studierenden in Gummersbach am veganen Freitag gut an.

Seit April 2022 werden in der Mensa auf dem Campus Gummersbach der TH Köln jeweils am letzten Freitag im Monat ausschließlich vegane Gerichte angeboten.

Köttbullar in Currysauce oder Currywurst mit Pommes – der Speiseplan in der Mensa wäre so richtig nach dem Herzen von Aerwan Romeo Fokan – wäre da nicht ein kleiner Schönheitsfehler. An diesem Freitag ist alles vom Schnitzel mit Möhrengemüse bis zur Waldpilzcremesuppe komplett vegan. Eigentlich esse er lieber Fleisch, verrät der Student, „Gemüse ist nicht so mein Ding, aber einmal im Monat ist schon okay.“

Seit April 2022 ist in der Mensa auf dem Campus Gummersbach der TH Köln jeweils am letzten Freitag im Monat alles, was vom Tier stammt, tabu. Anders als der Student aus Togo freut sich die Gruppe am Nachbartisch über das Angebot. Sarah ernährt sich gern vegetarisch oder vegan, erzählt sie. „Nur weil es vegan ist, heißt das ja nicht, dass es nicht schmeckt!“ Vielen in ihrem Freundeskreis gehe es ähnlich. „Es ist ein Trend, der allgemein immer mehr zunimmt“, berichtet auch Mareike Wiggers, Abteilungsleiterin der Hochschulgastronomie.

Eine Rezeptgruppe überlegt sich vegane Gerichte für die Mensa

Von ihr stammt die Idee, einen „veganen Vreitag“ einzuführen, nachdem eine erste Aktion zum Welttag der veganen Ernährung am 1. November 2021 recht erfolgreich verlaufen war. Seitdem grübelt eine Rezeptgruppe über Tofu-Frikassee und Kürbisrisotto, Grießpudding ohne Kuhmilch und Chili sine Carne, also ohne Fleisch. „Ich hab mir gedacht, wir wollen ja auch morgen noch in einer Welt leben, die lebenswert ist“, sagt Wiggers und hofft, dass das Bewusstsein für gesunde und klimafreundliche Ernährung sich immer mehr durchsetzt. „Das Chili ist inzwischen ein richtiger Renner.“

„Hauptsache es schmeckt“, findet Ludwig. Ob die Röllchen auf seinem Teller aus Soja sind, sei ihm egal. „Ich bin froh, dass ich in der Mensa ein günstiges Essen bekomme.“ Früher habe er mehr Fleisch gegessen, habe gar nicht groß darüber nachgedacht, heute lege er Wert darauf, dass es hochwertig sei und nicht aus der Massentierhaltung stamme. „Aber das ist für mich als Student nicht bezahlbar.“ Er wüsste auch gar nicht, wo er gutes Biofleisch her bekomme. „Bestimmt gibt es irgendwo einen Schlachter auf dem Dorf, aber dafür kenne ich mich hier nicht gut genug aus.“ So kann er dem veganen Tag in der Mensa durchaus etwas abgewinnen.

Rund 360 tägliche Mensabesucher am Campus Gummersbach der TH Köln

Aber offenbar sehen das nicht alle der rund 350 täglichen Mensabesucher und -besucherinnen so wie er. „Gummersbach ist ein Entwicklungsland“, scherzt Joachim Gerigk, Bereichsleiter der Hochschulgastronomie. „Jedenfalls was die Begeisterung der Studierenden für vegane Gerichte betrifft“, fügt er erklärend hinzu. Rund 25 Prozent weniger Essen als an einem „normalen“ Freitag werden am letzten Freitag im Monat über den Tresen der Essenausgabe gereicht, weiß Betriebsleiter Dietmar Pröll. „Manche fragen, wann krieg ich meinen Fleischtag“, so Wiggers bedauernd, „andere vermissen den Fisch am Freitag, und manche gehen sogar wieder, wenn sie den veganen Speiseplan sehen.“

Student Philip Gossens nennt sich selbst einen „großen Fleischfan“. Aber hin und wieder eine leckere Alternative sei schon in Ordnung. Nur nicht zu oft. Das findet auch Mayess, und Basile Kodjovi Dikou überlegt, ob man vielleicht als Veganer länger lebt, möchte aber doch nicht auf echtes Hackfleisch verzichten.

An Kölner Hochschulen wie etwa der Hochschule für Kunst und Medien oder der Hochschule für Musik und Tanz, die ebenfalls von der Abteilung Hochschulgastronomie bekocht werden, reißt man sich dagegen nach Auskunft von Wiggers um die Bohnen-Bratlinge in Würstchengestalt.   „Es hat wohl damit zu tun, dass hier in Gummersbach rund 80 Prozent der Studierenden männlich sind“, vermutet Gerigk und fügt schmunzelnd hinzu: „Vielleicht hinken die angehenden Ingenieure ja in der Beziehung etwas hinterher.“


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