Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Fragen und AntwortenOberbergischer Kreis baut neun Rettungswachen für 45 Millionen

Lesezeit 4 Minuten
Die Kreishausmitarbeiter stehen neben einem Rettungsdienst-Fahrzeug.

Über den Stand der Rettungswachen sprachen wir mit (v.l.) Ralf Mühlenhaus, Ralf Schmallenbach und Felix Ammann.

Bei der Suche nach den Grundstücken steht der Oberbergische Kreis bei den letzten beiden Standorten vor dem Abschluss.

Der Oberbergische Kreis plant seit geraumer Zeit den Bau von neun neuen Rettungswachen für insgesamt 45 Millionen Euro von Radevormwald bis Morsbach. Wir sprachen mit den Dezernenten Felix Ammann (Bauen) und Ralf Schmallenbach (Gesundheit) sowie dem Amtsleiter für den Rettungsdienst, Ralf Mühlenhaus, über die Anforderungen, Planungen und die Umsetzung.

Warum braucht der Kreis so viele Rettungswachen?

Wenn Menschen medizinische Hilfe brauchen, muss es schnell gehen. Eine Minute mehr oder weniger kann über Leben und Tod entscheiden. Wie lange es dauern darf, bis der Rettungsdienst am Einsatzort eintrifft, wird von den Bundesländern geregelt. In dicht besiedelten Gebieten von Nordrhein-Westfalen beträgt die Hilfsfrist acht Minuten. In ländlichen Regionen wie dem Oberbergischen sind es zwölf Minuten, wie   Ralf Mühlenhaus erläutert. Um diese Zeiten einzuhalten, reicht es schon lange nicht mehr, dass der Rettungsdienst an einem Krankenhaus angedockt wird und von dort mit einem Notarzt ausrückt. Längst sind über das Kreisgebiet Rettungswachen verteilt.

Wie sieht es mit der Zahl der Einsätze und Mitarbeiter aus?

Die ist laut Mühlenhaus in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Einen Grund dafür sieht der Mediziner in der immer größer werdenden Zahl älterer Menschen, die medizinische Hilfe benötigten.

Als Mühlenhaus vor 20 Jahren zum Oberbergischen Kreis kam, waren 160 Menschen im Rettungsdienst beschäftigt. Heute sind es mehr als 500 – was auch ein Beleg dafür ist, wie sich die Anforderungen verändert haben.

Warum werden bestehende Wachen durch neue ersetzt?

Die Anforderungen an die Wachen haben sich verändert. Und das nicht zuletzt mit Hinblick darauf, dass die Rettungsteams an ihren Standorten außerhalb der Einsätze leben, sodass der Oberbergische Kreis nun schon seit einiger Zeit damit befasst ist, neun neue Rettungswachen von Radevormwald bis Morsbach zu planen und zu bauen, was kein ganz leichtes Unterfangen ist. Nicht nur die Standorte für sich betrachtet müssen passen, was Größe und Zuschnitt angeht. Auch die Lage zur nächsten Wache muss stimmen. Die Verlagerung eines Standorts um einen Kilometer in die eine oder andere Richtung wirkt sich sofort auf ein das sehr komplexe System aus.

Wo sollen neue Wachen entstehen?

Der Kreis hat drei Pakete geschnürt. Los gehen soll es an den Standorten Waldbröl, Morsbach-Lichtenberg und Marienheide.   In der zweiten Tranche sind Bergneustadt, Engelskirchen und Lindlar. Zum dritten Paket gehören schließlich Reichshof, Radevormwald und Hückeswagen.   Eines der größten Probleme bei der Planung war   die Grundstückssuche. Der Kreis hat sogar für Radevormwald und   Engelskirchen sogenannte Interessenbekundungsverfahren gemacht und ist nun auch hier kurz vor einem Abschluss. An allen anderen Standorten ist man mit den Vorbereitungen bereits durch bzw. steht kurz davor, weil in den Kommunen teils noch Planungsrecht geschaffen werden muss. Was dem Kreis hilft ist, dass Rettungswachen als kritische Infrastruktur gelten, sodass zur Not auch im Außenbereich gebaut werden kann.

Welche Besonderheiten haben die neuen Wachen?

Der Kreis hat erst einmal ermittelt, was alles gebraucht wird.Mit Blick darauf, dass so eine Wache die kommenden 30 Jahre Bestand haben soll, ging der Blick natürlich auch nach vorne. Waren vor Jahren noch moderne Rettungswagen ein Argument für   Mitarbeiter beim Kreis anzuheuern, sind es heute auch Themen wie die Unterbringungsqualität oder Möglichkeiten, außerhalb von Einsätzen Sport zu machen. Die Zeiten hätten sich geändert. Dass man das bei den Kostenträgern nicht von hier auf gleich habe verkaufen können, berichtet Ralf Schmallenbach.

Was ist baulich zu beachten?

Neun Standardbauten zu schnüren, war mit Blick auf die Größe der Grundstücke nicht möglich, wie Ammann erläutert. Dennoch wird mit definierten Modulen so gearbeitet, dass diese   in die örtlichen Gegebenheiten eingepasst werden könen, zum Beispiel durch mehrere Geschosse. Einzig die Größen unterscheiden sich in S, M und L. Diese quasi Durchgängigkeit der Wachen sorgt dafür, dass die Wachen allen Beschäftigten vertraut sind, wenn sie den Standort wechseln.

Wann soll es losgehen mit den Bauarbeiten?

In diesem Jahr sollen noch die Bauanträge für das erste Paket gestellt werden. Los geht es in Waldbröl auf einem Grundstück am Krankenhaus. Die weiteren Pakete werden jeweils um drei Monate versetzt an den Start gebracht.

Wie viele Wachen wird der Kreis nach Umsetzung haben?

In jeder der 13 oberbergischen Kommunen eine, in Lindlar und Reichshof sind es jeweils zwei, also in Summe dann 15.