Schwarze GürtelBrancatello-Zwillinge aus Dieringhausen bestehen die Judo-Meisterprüfung

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Zu sehen sind Zwillinge im Judo-Anzug.

Frischgebackene Dan-Träger: Die Zwillinge Arcangelo (l.) und Giuseppe Brancatello nach bestandener Meisterprüfung im Judo.

Fünf Jahre haben die beiden 27-Jährigen in die Vorbereitung investiert - jetzt stand die große Prüfung an. 

Wer als Laie an Judo denkt, denkt meist an Sportler und Sportlerinnen in weißen Frottee-Anzügen, möglichst mit dem schwarzen Gürtel ausgestattet. Diesem Bild entsprechen seit neuestem auch Giuseppe und Arcangelo Brancatello. Die 27 Jahre jungen Zwillinge trainieren als ID-Judoka, also mit einer leichten geistigen Behinderung, zusammen mit einer Kinderjudogruppe beim TSV Dieringhausen und haben im Juli ihre erste von zehn möglichen Dan-Prüfungen bestanden.

Anfangs standen die Brancatellos noch auf dem Fußballplatz

Nun dürfen sie den schwarzen Gürtel tragen. Es ist ein Meilenstein auf einer langen Reise: Ihre ersten Schritte im Judo machen sie bereits im Jahr 2004, auch damals schon beim TSV Dieringhausen. „Wir haben vorher gemeinsam Fußball gespielt, aber das hat uns nicht so viel Spaß gemacht“, erinnert sich Giuseppe Brancatello. Über Freunde fanden die Brüder dann zum Judo und dem TSV. „Wir haben uns wohlgefühlt und sind geblieben“, erzählt Giuseppe.

Zwillinge erreichten alle Judo-Schülergrade

Über einen Zeitraum von vierzehn Jahren absolvierten die Brüder hier alle acht Schülergrade des Judo, vom weißen bis zum sogenannten braunen Gürtel. Doch damit nicht genug: Nach dem letzten Schülergrad im Jahr 2018 entschieden sich die Brüder dazu, ihre erste Dan-Prüfung abzulegen. „Wir wollen den Kindern, mit denen wir trainieren, zeigen, dass man alles schaffen kann“, erklärt Giuseppe Brancatello. Zusammen mit ihren Trainern Hans Gerd Weinsheimer und Carmen Casagrande widmeten sich die Brüder der schwierigen Aufgabe. Fünf Jahre lang bereiteten sie sich im Training zwischen zwei und fünf Mal die Woche auf die Prüfung vor, die aus den Modulen Stand, Boden und Kata besteht.

Die Kategorie Stand beinhaltet Würfe aus dem Stand heraus, während es im Bodenmodul um Haltetechniken geht. Der letzte Bestandteil der Prüfung, das Kata, ist ein zeremonieller Teil, in dem die Brüder verschiedene festgeschriebene Bewegungsabläufe präsentieren. Kürzlich war es so weit: Freitags reisten die Brüder Brancatello mit ihrem Trainerteam nach Dülmen, sonntags wurden sie geprüft. „Vor der Prüfung waren wir sehr aufgeregt, unsere Hände haben gezittert“, erinnert sich Giuseppe. Doch die gute Vorbereitung zahlte sich aus, die Brüder bestanden mit „herausragender Leistung“, wie die Prüfer mitteilen.

Dieringhauser nehmen Olympia-Teilnahme ins Visier 

„Danach ist aller Balast abgefallen“, erinnert sich Arcangelo Brancatello. Seinem Bruder Giuseppe ging es ähnlich: „Da kamen die Emotionen hoch, es sind Tränen geflossen“, erzählt er. Auch Trainer Weinsheimer freut sich über den Erfolg seiner Schützlinge, die er seit ihrem ersten Judotraining vor zwanzig Jahren begleitet: „Ich bin sehr stolz“, erklärt er, bevor er anfügt: „Aber noch nicht stolz genug“. Denn nach der Dan-Prüfung soll für die Zwillinge jetzt auch bei Wettkämpfen der Erfolg her.

Bei der Westdeutschen Kata-Meisterschaft holten sie den zweiten, bei der Deutschen Meisterschaft den vierten Platz. „Da waren die beiden zu nervös, daran wollen wir noch feilen“, bemerkt der Trainer. Die Ziele sind ehrgeizig: „Ich möchte bei der Judo-Welt- und Europameisterschaft teilnehmen“, betont Giuseppe Brancatello. Arcangelo geht noch weiter: „Wenn alles klappt, will ich 2028 bei den Olympischen Spielen antreten.“ So oder so: Die Brancatellos wollen weiter ihren jungen Trainingskollegen und den Trainern zeigen, dass man alles schaffen kann.


Nächster Erfolg für Giuseppe und Arcangelo Brancatello: Die beiden ID-Judoka vom TSV Dieringhausen konnten jüngst das erste bundesoffene inklusive Kata-Turnier in Oberhausen gewinnen. Dabei verwiesen die Zwillinge mit einer Endwertung von 497 Punkten sogar die deutschen Meister Barendonk/Ueffing auf die Plätze.

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