Die Kapelle ist der markante Mittelpunkt des Komplexes von Haus Bierenbach, früher eine Einrichtung des Kirchenkreises Düsseldorf.
Copyright: Höhner
ANZEIGE
ANZEIGE
Bierenbachtal – Die vorhandenen Zuschauerstühle reichten zunächst nicht aus, so viele Nümbrechter und vielleicht Bald-Nümbrechter waren am Dienstagabend zur Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses ins Rathaus der Gemeinde gekommen. Dort standen zwei große Projekte für die Ortschaft Bierenbachtal auf der Tagesordnung.
Zum einen möchte ein Investor aus Wiehl auf einer Fläche von etwa 3,3 Hektar rund 40 Einfamilienhäuser errichten und das Gelände dafür komplett auf eigene Kosten erschließen. Zum anderen hat eine Mehr-Generationen-Gemeinschaft vor, das Haus Bierenbach, die frühere Erholungs- und Tagungsstätte des Evangelischen Kirchenkreises in Düsseldorf, zu kaufen und zu beziehen. Für beide Vorhaben müssen Flächennutzungspläne geändert, Bebauungspläne erstellt werden. Und Zufahrtsstraßen müssen her.
Unstrittig ist, dass diese den Verkehr auf die Wiehler Straße leiten sollen. Aber welchen Weg die Autos und Lastwagen durch den Ort nehmen werden, ist noch lange nicht entschieden. Es gibt mehrere Modelle. Für die Gemeindeverwaltung steht fest, dass die Freibadstraße künftig eine Verkehrsader sein könnte – gern auch als Spielstraße, versicherte Bürgermeister Hilko Redenius, und reagierte damit auf die Sorgen möglicher Anlieger: Die Straße führt über das Gelände von Haus Bierenbach.
David Ries, Sprecher der neuen „Gemeinschaft im Haus Bierenbach“, hatte betont, er sehe die Sicherheit der Kinder in Gefahr, würde diese Strecke genutzt. Daher wünsche man sich eine beruhigte Straße, am besten einspurig mit Ausweichbuchten. Sollte eine Verkehrsberuhigung generell abgelehnt werden, trete die Gemeinschaft von ihren Kaufabsichten zurück. Bis 15. September ist das rund 330 000 Quadratmeter große Gelände für sie reserviert.
Redenius sicherte das Entgegenkommen seiner Verwaltung zu – sofern die Gemeinschaft bereit sei, die Straße an die Gemeinde zu verkaufen. Diesen Vorstoß unterstützten die Politiker mit einstimmigem Votum. Zudem sprachen sie sich – bei einer Enthaltung – für eine Veränderungssperre aus, die dieses Einverständnis absichern soll, bis ein Vertrag vor einem Notar geschlossen ist und Nümbrecht damit das Vorkaufsrecht hat.
Ein Ziel ist es, den Lindenweg mit der historischen Kaffeetrinkerlinde vom Verkehr zu entlasten. Zudem skizzierte Rathauschef Redenius Pläne, eine Art Grüngürtel anzulegen, da die Gemeinschaft mitgeteilt hatte, selbst zunächst keine neuen Häuser bauen und die Natur rund um die Anlage erhalten zu wollen. Im Gegenzug verpflichtet sich die Lebensgemeinschaft, kein „Dorf im Dorf“ zu gründen, sich also für Bierenbachtal zu öffnen. Geplant sind Handel und Gewerbe, ein Dorfcafé und ein Ort für Kulturveranstaltungen.
Im Norden der Ortschaft sollen derweil die neuen Wohnhäuser gebaut werden, und zwar in der Gemarkung „Auf der Acht“. Doch stiegen die Politiker nicht in die Planung ein: Sie folgten einem Antrag der SPD-Fraktion, das Thema auf die Sitzung nach der Sommerpause zu verschieben. Die Sozialdemokraten hatten Beratungsbedarf angemeldet.
Bürgermeister Redenius betonte dass „eine vernünftige Wohnbebauung“ der Gemeinde nutze. Bauland sei in Nümbrecht stark gefragt – von Kindern Nümbrechter Familien und nicht von Kölnern, die der Großstadt entfliehen wollten, betonte er. Aufgrund der Größe dieses Projekts sei eine umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit mit zwei Offenlagen notwendig.