Lehrer in NümbrechtAngekommen im Traumberuf

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Blick über die Schulter: In seiner Klasse 5a bringt Sebastian Sanok den Kindern bei, wie Säulendiagramme entstehen.

Blick über die Schulter: In seiner Klasse 5a bringt Sebastian Sanok den Kindern bei, wie Säulendiagramme entstehen.

Nümbrecht – Nicht nur für Kinder hat nach den Ferien der Ernst des Lebens begonnen. Auch für manchen Lehrer fängt mit dem Einstieg in den Beruf ein neuer Abschnitt an – so auch für Sebastian Sanok (32).

Sebastian Sanok steht am Lehrerpult, kerzengerade. Der rechte Zeigefinger ruht ausgestreckt auf seinen Lippen. Sofort wird es still im Klassenraum der 5a. Dann aber rufen 18 Kinder: „Guuuten Mooorgen, Herr Sanok!“ Danach setzen sie sich auf ihre Stühle. Das war schon so, als der 32 Jahre alte Eitorfer selbst zur Schule gegangen ist. „Es gibt kein Geheimrezept dafür, wie sich der Lehrer Respekt bei seinen Schülern verschafft“, findet Sanok. „Das ist wohl eine Sache der Erfahrung allein.“ Diese Begrüßung von damals möchte er fortführen, „weil sie die Kinder stets zur Ruhe kommen lässt“.

Sofort zur Stelle: Als ein Schüler der 6a im Sport mit dem Fuß umknickt, tröstet der Lehrer. Der Junge kann aber weitermachen.

Sofort zur Stelle: Als ein Schüler der 6a im Sport mit dem Fuß umknickt, tröstet der Lehrer. Der Junge kann aber weitermachen.

Freitagmittag ist es. Kurz vor 13 Uhr startet Sebastian Sanok in das Wochenende nach der ersten richtigen Schulwoche – etwas müde, aber sehr zufrieden. Standen nach den Ferien zunächst das Kennenlernen und vor allem organisatorische Dinge in den Klassen an, so liegen jetzt die ersten Unterrichtsstunden hinter dem Pädagogen. An der Sekundarschule in Nümbrecht hat er die erste Stelle mit Beamtenstatus auf Lebenszeit angetreten.

Eine Lehrstelle für 16,27 Schüler

Dort ist der Vater der vier Monate alten Tochter Mila „angekommen im Traumberuf“, wie er sagt. Und er ist einer von neun neuen Lehrern im Kollegium. Nach dem Studium in Köln hat Sanok sein Referendariat am Städtischen Gymnasium in Hennef absolviert, danach hat er kurze Zeit als angestellter Lehrer am Kopernikus-Gymnasium in Niederkassel, ebenfalls im Rhein-Sieg-Kreis, unterrichtet. Mit den Hauptfächern Sport und Erdkunde ist Sanok heute ein gefragter Mann, weil Lehrkräfte fehlen. Nun unterrichtet Sanok auch Mathematik, gerade büffelt er für diese Zusatzqualifikation. Rund 150 Schüler hat Sanok, und das in nahezu allen Jahrgangsstufen der neuen Sekundarschule, die bis 2017 noch im Aufbau ist und auch in Ruppichteroth einen Standort unterhält. „Am Aufbau einer solchen Schule mitzuwirken, das eine Riesenchance.“

Eine echte Herausforderung sei es indes, sich alle Namen zu merken, gesteht der junge Lehrer. Er hat jedoch einen Trick: „Ich mache Fotos – natürlich nur, wenn die Kinder einverstanden sind.“ In der eigenen Klasse – dort unterrichtet Sanok Mathematik und Sport – stehen bunte Namensschilder auf den Tischen, da kennt er schon jedes Kind. Auch die Zwillinge Nadja und Iljana kann er unterscheiden.

Erstmals hat Sanok mit Kindern zu tun, die einen Förderbedarf haben, sei es wegen einer körperlichen Behinderung, einer sozialen, emotionalen oder geistigen Einschränkung. „Diese Schüler fallen aber nicht auf“, hat Sanok beobachtet und erklärt: „Hier ist die Inklusion längst Alltag: Für die Kinder ist es normal, dass andere Kinder etwas anders sind.“ Dass er für manche Stunde ins Bröltal pendeln muss, stört den Eitorfer wenig. „Vielmehr bewundere ich es, dass die Schule trotz zweier Standorte eine Einheit ist.“ Am Donnerstag war er dabei, als in Ruppichteroth die neue Mensa eingeweiht wurde. Einen anderen Beruf kann sich Sebastian Sanok nicht vorstellen: „Mit jungen Menschen habe ich immer gern gearbeitet“, sagt er und denkt an Jugendfreizeiten, die er organisiert hat, oder an Einheiten als Volleyballtrainer. Sportlich geht es auch am Montag weiter: Die neue Woche beginnt mit der Klasse 6a und einer Doppelstunde Sport.

Das Kollegium

„Zurzeit haben wir 54 Lehrer und 590 Schüler bis zur Jahrgangsstufe 9“, berichtet Jürgen Horn, Leiter der Nümbrechter Sekundarschule. Er freut sich, dass ihm ein junges Kollegium zur Seite steht und dass an seiner Schule ein optimales Verhältnis zwischen Schülern und Pädagogen bestehe: „Auf eine Lehrstelle kommen 16,27 Kinder“, nennt Horn die Quote. Wie viele Lehrer sich auf eine offene Stelle bewerben, sei derweil höchst unterschiedlich: „Zwischen drei und 140 Bewerbungen treffen ein.“ (höh)

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