Nach einem halben Jahrhundert im Dienste der Gemeinde tritt Rüdiger Gennies von der politischen Bühne ab.
Nach 50 JahrenFür Reichshofs Bürgermeister beginnt jetzt neue Zeitrechnung

Bürgermeister Rüdiger Gennies (65) sitzt heute nach 16 Jahren im Amt letztmals an seinem Schreibtisch im Rathaus in Denklingen. Insgesamt arbeitete er mehr als ein halbes Jahrhundert für die Reichshofer Verwaltung.
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Wie schwer fällt der Abschied? „Der ist nicht schwierig. Wenn man 50 Jahre und drei Monate für die Gemeinde Reichshof tätig war, davon 16 Jahre als Bürgermeister, dann hat man ein erfülltes Dienstleben absolviert. Insofern gehe ich mit großer Dankbarkeit, dass ich die Arbeit all die Jahre machen konnte.“
Eine Menge Worte des Dankes kamen postwendend zu Gennies zurück, als in der letzten von ihm geleiteten Ratssitzung seine Stellvertreterin Sarah Schmidt, CDU-Fraktionschef Thomas Funke und SPD-Fraktionschefin Marlies Schirp der Reihe nach ausschließlich sehr wertschätzende und lobende Worte fanden. Man merkte: Das ging Rüdiger Gennies schon sehr nah.
Die Spuren der Zusammenarbeit und der damit verbundenen Beschlüsse sind sichtbar und werden es bleiben.
Ist Bürgermeister zu sein ein schönes Amt? „Ja, ich würde es als schön bezeichnen, aber es hat natürlich auch seine anstrengenden Seiten, weil sehr viele Themen und sehr viele unterschiedlichste Strömungen zu behandeln sind. Dann kommt das politische Moment dazu. Wenn ich jetzt mal an die ersten fünf Jahren denke, mit einer Ein-Stimmen-Mehrheit des Bürgermeisters – das war in der Anfangsphase schon recht hart.“
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Doch es habe auch – je nach Thema – Mehrheitsbeschlüsse über die Fraktionsgrenzen hinweg gegeben: Ob Gemeindeentwicklung, Feuerwehr, Bildung, ob Kinder, Jugend und Soziales, Kultur, Tourismus oder Infrastruktur: „Die Spuren der Zusammenarbeit und der damit verbundenen Beschlüsse sind sichtbar und werden es bleiben“, so Gennies. Insgesamt seien in den letzten 16 Jahren rund 132 Millionen Euro an Investitionen in Reichshof realisiert oder auf den Weg gebracht worden.
Auch mal maßlos geärgert
Doch habe es auch Krisen und Enttäuschungen gegeben: Flüchtlingsströme, Corona, Folgen des Ukrainekriegs oder „die Hängepartie zum Forensikstandort“, die Ablehnung von neuen Gewerbeflächen und Baugebieten durch Landesentwicklungs- und Regionalplan, so Gennies. Maßlos geärgert habe er sich über „die katastrophale Fördermittelunterstützung des Landes beim Glasfaserausbau, was in Reichshof 4500 Haushalte zunächst von der modernen Technik abhängt“.
Doch gerade in Zeiten stürmischer See und „bei nicht beeinflussbaren Entscheidungen auf höherer Ebene“ habe sich gezeigt, dass die Gemeinschaft in Reichshof bestrebt sei, gute Ergebnisse für die Gemeinde zu erarbeiten. „Rat und Verwaltung dürfen niemals aufhören, dicke Bretter zu bohren, um das Beste für Reichshof herauszuholen.“
Es gab natürlich noch mehr Positives: „Die vielen Begegnungen mit den Menschen, die Vereine, all die Feste und Veranstaltungen, die man besucht hat – meine Frau war ja meistens mit dabei – das war schon herausragend. Was da auch gerade mit den Ehrenamtlern für eine Kraft in der Gemeinde unterwegs ist!“
Vor seinem Abschied dankt Gennies ausdrücklich „dem sehr engagierten und sehr kompetenten Belegschaftsteam“ mit Sarah Schmidt und Kämmerer Gerd Dresbach, dem Ratsbüroteam, seiner „Managerin im Vorzimmer“ Uschi Valbert – und nicht zuletzt seiner Frau Petra, die er stets an seiner Seite gewusst habe.
Das politische Leben ist für mich mit dem Ausscheiden aus dem Amt beendet.
Das Gefühl, auf die Zielgerade einzubiegen, habe sich bereits zu Beginn der Sommerpause eingestellt, resümiert Gennies.
Und jetzt bricht er „in eine neue Zeitrechnung“ auf, wie er sagt. „Das politische Leben ist für mich mit dem Ausscheiden aus dem Amt beendet. Ich werde mich jetzt um die privaten Belange kümmern. Ich habe ein Wohnhaus, da ist noch einiges zu renovieren, ich werde mich um den Garten kümmern. Wir haben einen kleinen lebendigen Enkelsohn, und ich werde mit meiner Frau sicherlich die eine oder andere spontane Kurzreise machen, mal übers Wochenende, was ja während der Amtszeit wegen der Terminfülle nicht möglich war. “
Darüber hinaus freut er sich auf mehr Zeit zum Wandern, Radfahren – „und dann möchte ich mein Hobby, das Angeln, wiederbeleben.“

