Der 73-jährige Fußballer des RS 19 Waldbröl hat sich sportlich mehr erhofft und war trotzdem begeistert.
FußballBernd Hannes aus Denklingen kehrt mit vielen Erlebnissen von der Ü70-WM in Japan zurück

Bernd Hannes (l.) und Mannschaftskollegen vor dem Urawa Komba Stadion, in dem das Testspiel gegen die Urawa Red Diamonds stattfand.
Copyright: Hannes
Die Mischung aus Abenteuer, fremder Kultur und sportlicher Leistung ist es, die für Fußballer Bernd Hannes die Tage in Japan unvergesslich machen. Der 73-jährige Fußballer des RS 19 Waldbröl hat mit der deutschen Ü70-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Tokio gespielt.
Auch wenn er und seine Fußballkollegen, darunter der ehemalige Dieringhauser Peter Siebert, nicht so punkteten wie erhofft, die Erlebnisse seien die Reise wert gewesen, sagt Bernd Hannes. Weltmeister wurde Titelverteidiger Wales. Gefeiert werden konnte aber auch. Heinz-Bernd Freund, einer der Fußballer aus Siegen, mit denen Bernd Hannes in einer Fahrgemeinschaft zu den Trainingsterminen der Nationalmannschaft unterwegs ist, war mit der Ü75 Weltmeister geworden.
Die Fahrt mit der U-Bahn in Tokio war das erste Highlight
Die Reise begann für die insgesamt 58 Mann starke Delegation der beiden Mannschaften mit Begleitung gleich aufregend. Durch einen Taifun über Japan wurde drei Tage vor dem Start der Flug, der alle gemeinsam nach Tokio bringen sollte, gecancelt. Chef-Organisator Günter Christmann schaffte es aber, die Fußballer in drei Gruppen über drei Strecken nach Japan fliegen zu lassen – das am vorgesehenen Tag. Dass es für Bernd Hannes mit einer 17-köpfigen Truppe über Moskau und einem Zwischenstopp in Shenyang nach Tokio ging, habe bei manchen ein mulmiges Gefühl verursacht, erzählt der 73-Jährige.
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In Tokio wohnten alle wie geplant in einem gemeinsamen Hotel. „Es war sehr imposant“, blickt Bernd Hannes, der in Denklingen wohnt, zurück. Einen Tag später stand ein weiteres Highlight an, die Fahrt mit der U-Bahn zu den Sportstätten auf dem Olympiagelände. An die vielen Menschen in der Millionenstadt, die sich nicht nur in der U-Bahn drängten, musste sich Hannes erstmal gewöhnen.
Vor der WM stand das Testspiel gegen die Urawa Red Diamonds
„Die Disziplin und Freundlichkeit der Menschen ist unglaublich“, sagt der Oberberger. Immer wieder habe er vergessen, auf der vorgesehenen Seite zu bleiben, sei auf die „Überholspur“ausgeschert und musste ermahnt werden, erzählt er lachend.
Bei den Spaziergängen am Abend auf vertrauten Wegen rund ums Hotel hatten sich die Fußballer schon viel zu erzählen, bevor das sportliche Event überhaupt erst begann. Vor Beginn der WM stand ein Testspiel gegen die Urawa Red Diamonds auf dem Plan, das die Ü70 mit 2:0 gewann. Am Abend wurden die deutschen Fußballer im Hotel von den Japanern empfangen und bewirtet. Obwohl sich die beiden Mannschaften nicht verständigen konnten, war am Ende des Abends eine deutsch-japanische Freundschaft entstanden und die Gäste wurden mit einem Riesenspalier verabschiedet.
Bernd Hannes hatte gegen Australien den Sieg auf dem Fuß
Nach dem Besuch der Deutschen Botschaft, bei dem die Fußballer erstmals geschlossen im Trikot antraten, ging es einen Tag später mit dem Turnier los. „Nach dem Sieg im Testspiel sind wir mit einem guten Gefühl gestartet“, sagt Bernd Hannes. Nachdem er im Frühjahr die Anfrage bekommen hatte, ob er Teil des Teams werden wollte, hatte er sich intensiv vorbereitet und jede Trainingsmöglichkeit beim RS 19 Waldbröl genutzt. So stand er trotz Temperaturen von 25 Grad jeden der drei Turniertage bei den jeweils zwei Spielen auf dem Platz. Jeweils zweimal 30 Minuten betrug die Spielzeit.
Hannes hadert auch noch Tage nach seiner Rückkehr damit, im ersten Spiel gegen Australien mit dem Schlusspfiff die Chance zum 2:1 vergeben zu haben. „Im Nachhinein gesehen, wäre der Sieg richtig wichtig gewesen“, erklärt Bernd Hannes, dass die Mannschaft nicht so abgeschnitten habe, wie man es sich gewünscht habe.
Die nächste WM findet 2026 in Australien statt
Trotz Überlegenheit folgte am Nachmittag das 0:1 gegen das amerikanische Team, einen Tag später die 0:2-Niederlage gegen die USA sowie das 0:1 gegen Japan. Alle Träume vom Pokal waren geplatzt. Zum Abschluss verlor die deutsche Mannschaft mit 0:2 gegen den alten und neuen Weltmeister Wales. „Nur ansatzweise gute Leistungen reichen eben nicht aus, um bei solch einem Turnier erfolgreich zu sein“, fasst der 73-Jährige zusammen.
Trotz aller Enttäuschung, mit der Nationalmannschaft hat Bernd Hannes noch nicht abgeschlossen. Bleibt er gesund und beruft ihn Spielertrainer Udo Zimmermann wieder ins Team, kann er sich vorstellen, 2026 in Brisbane in Australien wieder dabei zu sein.
Das Turnier in Tokio endete mit einem Abschlussbankett in einem Hotel hoch über der Stadt. „Es war ein Fest der Superlative mit noch einmal ganz besonderen Eindrücken“, schwärmt Bernd Hannes.
Das galt auch für den Empfang zurück in Denklingen. Zunächst war Bernd Hannes irritiert, vor dem Haus stand nur ein kleines Holzschild und nirgendwo parkte ein Auto. Das Empfangskomitee hatte sich im Wohnzimmer versteckt und empfing jubelnd seinen „Weltmeister der Herzen“.