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SüßwarenproduktionGummersbacher Gesamtschülerinnen waren auf Erkundungstour in der Firma Bühler

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Eine Schülerinnengruppe steht in einer Firma und hört einem Leiter einer Führung durch die Produktion zu. Alle Mädchen tragen gelbe Warnwesten.

Den Schülerinnen erklärte Ausbildungsleiter Karsten Harms unter anderem eine Prüfeinrichtung.

Im Wehnrather Industriegebiet waren zehn Mädchen aus der „Erfinderinnen-Werkstatt“ der Gesamtschule Gummersbach zu Gast.

„Wir starten mit einem Rundgang durch die Produktion“, begrüßte Karsten Harms, Ausbildungsleiter der Reichshofer Firma Bühler, die Besucherinnen. Im Wehnrather Industriegebiet waren zehn Mädchen aus der „Erfinderinnen-Werkstatt“ der Gesamtschule Gummersbach zu Gast.

In der Schule haben sie unter der Leitung von Techniklehrer André Kollenberg und der didaktischen Leiterin Anna Klur   mit einem internetbasierten CAD-System Werkstücke „erfunden“, konstruiert und am 3D-Drucker realisiert. Jetzt nahmen sie eine echte Produktion in Augenschein. Lehrer Kollenberg erläutert, dass dieser Besuch im Rahmen der Kampagne „Wir stärken Mädchen“ von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung erfolgt. Die Aktion dient einer Berufsorientierung, die Klischees etwa von „typischen Männerberufen“ aufbrechen soll. Das ist ganz im Sinne von Bühler-Ausbilder Harms: „Heutzutage muss niemand mehr etwas Schweres heben – dafür gibt es die entsprechenden Hilfsmittel.“

Handhabung von Schokolade ist die Spezialität der Wenrather Firma

Nach einem Einblick in die Ausbildungswerkstatt zeigte er den Mädchen in der Produktion die Sondermaschinen, die das Unternehmen für Süßwarenproduzenten in der ganzen Welt konstruiert und fertigt. Die Spezialität der Wehnrather ist die Handhabung von Schokolade. So werden etwa Riegel mit Schokolade umhüllt oder Pralinen mit Füllungen versehen. Auf den viele Meter langen Anlagen bestaunten die Schülerinnen die vielfältigen Verarbeitungssektionen, bis die fertigen Produkte auf dem Band bereit zur Verpackung sind.

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Nach dem Rundgang erläuterte Karsten Harms, dass das Unternehmen rund 250 Mitarbeitern in Wehnrath hat, weltweit etwa 13.000, und Industriemechaniker, Mechatroniker und Elektroniker ausbildet, alle paar Jahre auch „Süßwarentechnologen“. Er betonte, dass die Auszubildenden   intensiv betreut werden. Während der Corona-Pandemie sei eine Form des berufsbegleitenden Studiums entwickelt worden, welches auch die Finanzierung einer Studentenwohnung beinhaltet und wegen des guten Erfolges fortgeführt wird: „Bei uns braucht niemand abends zu kellnern.“

Am runden Tisch hatten die „Erfinderinnen“ die Möglichkeit, mit Auszubildenden ins Gespräch zu kommen. Celine Tellesch schilderte, dass sie nach dem Abitur im vorigen Jahr eine Ausbildung als Technische Produktdesignerin begonnen habe. Für sie sei es kein Problem, dass in diesem Beruf fast ausschließlich Männer arbeiten: „Ich empfehle jeder, nicht nach frauentypischen Jobs zu suchen, aber grundsätzlich zuerst einmal ein Praktikum zu machen.“


Besuch aus dem Bundestag

Am Mittwoch besuchte Jessica Rosenthal, Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion aus Bonn, das Wehnrather Unternehmen. Bei einer Führung, auf der sie von Thorsten Konzelmann, Vorsitzender der SPD Oberberg, und weiteren oberbergischen Parteimitgliedern begleitet wurde, erläuterte Personalleiter Hendrik Bastert ihr das Prinzip der Süßwarenproduktion: „Der Kunde hat seine Anforderungen, und wir bauen ihm die Anlage dafür.“

Im Gespräch mit einigen der 16 Auszubildenden erkundigte sich Rosenthal, ob sie durch Zufall, Familie oder die Schule an ihren Ausbildungsplatz gekommen seien. Nahezu einhellig bekam sie zur Antwort, dass an Gymnasien zu wenig für die Berufsorientierung getan werde: „Manche machen das Abi nur aus Orientierungslosigkeit.“ Viele Azubis klagten über die mangelnden Verbindungen für den Weg zur Arbeit im öffentlichen Personennahverkehr. Rosenthal: „Dieses Problem des ländlichen Raumes nehme ich mit in den Bundestag.“ 

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