Das Dach soll grüner werdenWaldbröls Stadtrat diskutiert verschiedene Umweltthemen

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Betonquader im Abendlicht: Auf dem Dach des Bürgersaals (l.) könnte demnächst eine Wildblumenwiese sprießen.

Betonquader im Abendlicht: Auf dem Dach des Bürgersaals (l.) könnte demnächst eine Wildblumenwiese sprießen.

Waldbröl – Könnte Jürgen Hennlein der Waldbröler Stadtverwaltung aufs Dach steigen, so hätte der SPD-Mann ganz sicher einen Beutel Saatgut dabei. Und dann würde der rote Politiker dafür sorgen, dass das kiesfahle Dach des Bürgerdorfs am Alsberg ein grünes wird. Und das wollen nun auch die übrigen Mitglieder des Waldbröler Stadtrats: Einstimmig plädierten sie am Mittwochabend dafür, dass auf dem Dach des neuen Bürgersaals vielleicht bald eine bunte Wildblumenwiese wachsen und eine Photovoltaikanlage installiert werden soll – sofern dies das Urheberrecht erlaubt und es Professor Wolfgang Krenz als Schöpfer des Bürgerdorfs dann auch erlaubt.

Eine Vielzahl von Natur- und Umweltthemen standen auf der Sitzungsagenda. Schließlich ist die „Fridays for Future“-Bewegung in der Marktstadt angekommen und Teenager gehen für den Klimaschutz auf die Straße – oder auch mal in den Ratssaal: Dort hatten zwei Schüler Platz genommen, um den Politikern zu lauschen. Jene Proteste findet Bürgermeister Peter Koester gut, den jungen Besuch noch besser. Ob Waldbröl aber einen Klimanotstand braucht, darin waren er und die Stadtverordneten nicht sicher. Gleich in drei Anträgen – hier formuliert von den Grünen, einer Waldbrölerin und dem Klimabündnis Oberberg – wird dessen Ausrufung zurzeit kreisweit gefordert.

Ein junges „Passt schon“ für die Politik

Dem hielt Koester eine Reihe von Projekten entgegen, die bereits dem Klimaschutz dienen: energetische Sanierungen von Schulen und Kindertagesstätten, Pelletheizungen, Blockheizkraftwerke und LED-Beleuchtungen in den städtischen Gebäuden, E-Bikes für Dienstfahrten der Verwaltungsmitarbeiter, Radwege und Kreisverkehre für einen steten Verkehrsfluss zum Beispiel. „So haben wir die jährlichen CO2 -Emissionen von 1100 auf 400 Tonnen gesenkt“, erklärte der Rathauschef.

Dass aber – bis auf die Grünen – kein Antragsteller da war, um die Forderung zu begründen, kritisierten die Politiker. Sie stimmten nach reger Diskussion dafür, dass diese Anträge in allen Fachausschüssen, die betroffen sein könnten, nach den Ferien beraten werden, und zwar im Paket. Zu viele Fragen seien offen, die Konsequenzen eines Notstands kaum abschätzbar, sagte etwa Andre Steiniger, Fraktionsvorsitzender der CDU. Und Herbert Greb (FDP) fürchtete sogar, dass der Notstand und seine Auswirkungen die kommunale Selbstverwaltung einschränken könnten.

Dass dieser Begriff eher eine Selbstverpflichtung meine als einen echten Notstand, betonte Claudia Hein (Grüne) immer wieder. Für Jürgen Hennlein war es dagegen ein Kardinalfehler, nicht sofort den Klimanotstand auf den Weg zu bringen. „Einen solchen Fehler haben wir uns schon geleistet, indem wir für das ,Gartenhallenbad für alle’ eine Gasheizung und zudem eine Gas-Brennwert-Kaskade vorgesehen haben.“

„Masterplan Stadtnatur“

Beschäftigen wird die Fachausschüsse später im Jahr auch der „Masterplan Stadtnatur“, in dem die Bundesregierung aufzeigt, wie mehr Natur in die Städte und Gemeinden kommt und wie viel Fördergeld es dafür, wohl ab 2020, geben kann. Einstimmig fiel der Beschluss dafür und ebenso für einen Appell an die Waldbröler: Diese sollen auf etlichen Wegen aufgefordert werden, Bäume und Pflanzen in die Gärten zu setzen und keine Steine dorthin zu kippen.

Und auch der zuvor angedachte Urwald im Wiedenhofpark könnte Wirklichkeit werden: Die eine Hälfte mit Spielplatz und Ententeich soll gepflegt werden, die andere aber sich selbst überlassen bleiben. Da wachse der heute seltene Schwarze Storchschnabel, berichtete erneut Jürgen Hennlein. Ob und wie dort der Spaziergängerverkehr geregelt werden kann, soll jetzt der zuständige Fachausschuss regeln.

Im Ganzen waren auch die beiden jugendlichen Klima-Interessierten mit den Beschlüssen aus der Ratssitzung einverstanden und quittierten diese entsprechend: „Passt schon.“

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