Marco Fischdick und ein 70-köpfiges Ensemble aus Sängern und Musikern feierten in der Wiehltalhalle das Werk von Udo Jürgens.
Udo-Jürgens-HommageChorleiter wird in Wiehl zum umjubelten Popstar

„Die Welt braucht Lieder“ ist Marco Fischdick überzeugt, und zwar die von Udo Jürgens. Die ausverkaufte Wiehltalhalle lieferte den Beweis.
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Es war ein Wagnis, aber der Plan ist aufgegangen. Chorleiter Marco Fischdick und seine Chöre aus Oesinghausen und Strombach hatten die größte Halle in der Nachbarstadt angemietet, ein 20-köpfiges Orchester engagiert – und hatten schon Wochen vorher alle 700 Karten verkauft. Die Zuschauer erlebten beim Udo-Jürgens-Abend in der Wiehltalhalle aber auch kein normales Chorkonzert, sondern ein wahres Ereignis, man kann es nicht anders sagen.
Wann wird denn ein hiesiger Sänger sonst mit euphorischem Jubel begrüßt? Schon, als er das erste Lied gesungen hat, badet Marco Fischdick im Applaus wie ein Popstar.
Bekannt im oberbergischen Chorwesen
Ein Musiker, der vor allem als Leiter diverser Chöre und des Heddinghausener Jugendorchesters bekannt ist, bekommt Vorschusslorbeeren, derer er sich würdig erweisen wird. Fischdick präsentiert sich in einem mutigen Auftritt am Flügel und an der Rampe als talentierter Entertainer. Und den Job von Jürgens' legendärem Bandleader Pepe Lienhard stemmt er auch noch.
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Erst in den Zugaben übernehmen der Frauenchor Strombach, der MGV Oesinghausen und seine Oesinger die Melodieführung. Die zweieinhalb Stunden Musik zuvor hat Fischdick ganz auf sich selbst zugeschnitten als Interpret der Lieder des von ihm verehrten Udo Jürgens. Der 2014 verstorbene Österreicher, von manchem als Schlagerfuzzi verkannt, war zweifellos ein großer populärer Komponist und sanft politischer Chansonnier, für Fischdick „einer der größten deutschsprachigen Künstler“, wie er eingangs betont. Der Abend sei Jürgens' Vermächtnis gewidmet.
Engelskirchener hat Gastauftritt
Und das sind eben nicht (nur) die Gassenhauer. Erst lange nach der Pause, fast zwei Stunden sind schon vergangen, erklingt „Griechischer Wein“, danach „Ich war noch niemals in New York“. Der Saal steht schon, als der Engelskirchener Eddie Leo Schruff in einem Gastauftritt das von Sinatra bekannt gemachte „New York, New York“ beiträgt. Im Hit-Medley folgen „Ein ehrenwertes Haus“, „Immer wieder geht die Sonne auf“ und all die anderen Partyklassiker. „Mit 66 Jahren“ singen alle mit, die meisten aus Erfahrung.
Der Kenner Fischdick breitet im ersten Teil des Programms auch weitaus weniger bekannte Werke aus dem wohl mehr als 1000 Lieder umfassenden Jürgens-Oeuvre aus. Der Klang ist überwältigend. Das Orchester, darunter ein Streichquartett und eine opulente Bläserriege, hat Fischdick zum Großteil aus der bergischen Szene rekrutiert, darunter befreundete Profis wie Stefan Aschenbrenner am Saxophon und Mario Zielenbach an den Drums.
Schon das Eröffnungsstück „Die Welt braucht Lieder“, das dem Abend den Namen gibt, zieht alle Register, als wäre es das Grande Finale. Marco Fischdick hat die Stücke selbst neu arrangiert und bei den intensiven Proben alle mitgerissen, das hört man auch beim „Endgegner“, wie er das symphonische Opus „Die Krone der Schöpfung“ nennt.
Marco Fischdick ist kein Udo-Imitator. Deshalb wirkt es auch nicht albern, dass er wie der Meister Kamillentee trinkt und am Ende noch allein am Flügel ein paar Lieder nachlegt. Er zieht dafür das Jackett aus, aber keinen Bademantel über. Fischdick ist ein Udo-Fan. Und wer es im Publikum vor diesem Abend noch nicht war, ist es nun ebenfalls.

