Das erste Fest „Sport für alle“ im Rahmen der Initiative „Wiehl enthindert“ zeigte, wie inklusiv die Vereine sind – und woran es noch hapert.
BegegnungsfestWiehler Vereine nehmen die Inklusion sportlich

Alle unter einem Schirm: An den Stationen in der Wiehltalhalle konnten die Besucher inklusive Sportangebote ausprobieren.
Copyright: Siegbert Dierke
Sie spielen Badminton mit Luftballons und flitzen auf Rollbrettern durch die Halle. Dass Lea (6) gehbehindert und auf einen Rollstuhl angewiesen ist und Riva (4) nicht, spielt für die beiden keine Rolle. Was Inklusion bedeutet und warum sie oft nicht funktioniert, wissen die Mädchen noch nicht.
Leas Pflegemutter dagegen schon. Sie berichtet verärgert, dass Lea bei einem oberbergischen Schwimmverein abgewiesen wurde, weil sie nicht vom Beckenrand springen kann. Nun ist die Familie nach Wiehl gekommen, um für Lea eine andere Sportart zu entdecken. Und am Ende des Tages sollten sie wohl fündig geworden sein.
Wiehler Vereine zeigen breites Angebot
Denn beim „Sportfest für alle“ in der Sporthalle am Gymnasium ist das Angebot groß. Im Rahmen der Inklusionsinitiative „Wiehl enthindert“ stellen zwölf Organisationen Sportangebote für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung vor. Neben Wiehler Vereinen beteiligen sich auch Taekwonda-Kämpfer aus Much und Rollibasketballer aus Kleinwiedenest.
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Die in der Halle aufgebauten Stationen sollen zeigen, wie durch gemeinsames Erleben beim Sport Barrieren abgebaut werden können – auf dem Spielfeld und im Kopf. Die Palette reicht von Tischtennis bis Parcours. Lea, Riva und die anderen Kinder können sich einen Laufzettel abstempeln lassen und Preise gewinnen.
Inklusion ist auch eine Bereicherung für Menschen ohne Beeinträchtigung.
Sogar eine Cheerleadershow gehört zum Programm. „Die Pompösen“ haben ihren ersten Auftritt außerhalb eines HBW-Wohnheims und bekommen viel Applaus. Zur Eröffnung interviewt Thomas Löwen, der selbst im Rollstuhl sitzt und bei den BWO-Behindertenwerkstätten in Morsbach-Lichtenberg beschäftigt ist, den Wiehler Bürgermeister Ulrich Stücker. Dieser glaubt, dass der Sport zeigt, wie es gelingen kann, alle Menschen an der Gesellschaft teilhaben zu lassen. „Inklusion ist auch eine Bereicherung für Menschen ohne Beeinträchtigung.“
Stücker wird in dieser Überzeugung bestätigt, als er an der Tischtennisplatte ein paar Bälle mit Charly Weber spielt. Der einstige Paralympics-Sieger ist Trainer in Wiehl und bescheinigt dem Bürgermeister zu dessen Freude: „Die Grundlagen sind da.“
Lob aus Bergneustadt und Engelskirchen
Michael Becher ist Vorsitzender des Wiehler Tischtennisclubs, der eine eigene Rolliabteilung unterhält, und spricht danach mit Friedhelm Julius Beucher, Ehrenpräsident des Deutschen Behindertensportverbands. Der Bergneustädter Sportfunktionär erinnert daran, dass die Inklusion ein in der UN-Konvention verbrieftes Menschenrecht ist und „der Treibstoff für eine gerechte Gesellschaft“. Die Stadt Wiehl und ihre Vereine, stellt Beucher fest, seien eine positive Ausnahmeerscheinung in Oberberg. „Ihr zeigt, was möglich ist.“
Die Engelskirchenerin Monika Güdelhöfer ist im Vorstand des Kreissportbunds für Menschen mit Behinderung zuständig und macht sich in der Halle als erfahrene Sportpädagogin nützlich. Sie glaubt, dass eine bessere Ausbildung der Übungsleiter helfen würde. „Manche Trainer haben regelrecht Angst vor Menschen mit Beeinträchtigung und wissen nicht, wie man sie einbindet.“ Darum biete der Kreissportbund entsprechende Fortbildungen an. Oft reichten einfache Regeländerungen: „Dann fliegt man beim Völkerball eben erst nach dem dritten Treffer raus.“
Die Stadt Wiehl, findet Güdelhöfer, sei sicherlich ein Vorreiter im inklusiven Sport, schon allein weil sie mit Astrid Wollenweber eine eigene Inklusionsbeauftragte beschäftigt und wegen der Förderschulen. Wiehl sei auch beim barrierefreien Ausbau der Sportstätten auf einem guten Weg. Die Sporthalle am Gymnasium beispielsweise hat Toiletten, die vom Spielfeld aus ohne Treppensteigen erreichbar sind.
Lea und ihre Pflegemutter wissen das zu schätzen. Wenn sich das Mädchen oben im Foyer selbst ein Getränk holen wollte, müsste sie allerdings mit ihrem Rolli einmal außen um die Halle herum fahren. Nichts und niemand ist perfekt – auch nicht die Wiehler Sporthalle.

