Motocross in BielsteinEin nasser Restart in die Normalität

Lesezeit 3 Minuten
Das Motocrossrennen.

Das Motocrossrennen.

Bielstein – „Ich bin total durch“, sagte Jörg Steinhausen, Vorsitzender des MSC Drabenderhöhe-Bielstein nach der sechsten Auflage des MX-Masters auf dem Bielsteiner Waldkurs. 19 Monate lang hatten die Motoren der Motocross-Maschinen wegen der Corona-Pandemie stillgestanden. Und nun machte das Wetter dem Neustart – zumindest am Sonntag, dem zweiten Renntag, fast einen Strich durch die Rechnung.

Es war Punkt 13 Uhr, als die Motocross-Piloten das Startsignal zum zweiten Lauf der MX Masters-Serie bekamen. Als hätte man sich abgesprochen öffnete der Himmel zur gleichen Zeit seine Schleusen und verwandelte den Bielsteiner Waldkurs binnen weniger Minuten in eine Schlammwüste. Sintflutartiger Regen sorgte für Sturzbäche auf der Strecke. Die logische Folge: Rennabbruch nach nur wenigen Runden. Die Sicherheit war nicht mehr zu gewährleisten.

„Es wäre schade gewesen, denn mit dem Abbruch hätten wir ein falsches Signal gesendet“

Endlos anmutende Diskussionen zwischen den Fahrern und der Rennleitung folgten, ob und wie es weitergehen sollte. Mittendrin Max Nagel, einer der erfolgreichsten Motocross-Piloten des Landes. Den ersten von drei geplanten Läufen hatte Nagel, der Top-Favorit, am Samstag bereits gewonnen. „Er war sehr skeptisch, ob es eine gute Idee sei, das Rennen nochmal zu starten. Wir haben ihn und die anderen Skeptiker dann überzeugt. Schließlich kennen wir als Gastgeber die Bedingungen am besten. Es wäre schade gewesen, denn mit dem Abbruch hätten wir ein falsches Signal gesendet“, meinte Steinhausen. Der MSC-Chef appellierte an das Gewissen der Fahrer, die aufwendige Vorbereitung der Großveranstaltung nicht zu vergessen.

Alles zum Thema Drabenderhöhe

Während Steinhausen von den Diskussionen mit den Piloten berichtet wird jedoch deutlich, wie nahe auch ihm die Situation gegangen ist. Gleich mehrfach musste er schlucken und hatte sichtlich Mühe, nicht doch noch eine Träne verdrücken zu müssen. „Da haben so viele Menschen ihr Herzblut reingesteckt. 250 Helferinnen und Helfer haben in der Zwischenzeit dafür gesorgt, dass die Strecke vom Wasser befreit und wieder in rennfertigen Zustand gebracht wird. Die sind alle nasser geworden als ich“, erklärte er und rieb sich die mittlerweile glänzenden Augen.

Ab dem dritten Lauf wurde alles aus Sicherheitsgründen gestrichen

Sein Appell fruchtete schließlich und es wurde immerhin ein Kompromiss geschlossen. Als sich der Regen ein wenig verzogen hatte, wurde Lauf zwei der MX Masters-Serie erneut gestartet und in verkürzter Form ausgetragen. Der dritte Lauf wurde, wie auch die beiden noch angesetzten Nachwuchsrennen, aus Sicherheitsgründen gestrichen.

Max Nagel aus Weilheim gewann auch schließlich das zweite Rennen – nichts Besonderes für den Favoriten. Ganz anders für den Lokalmatador Lukas Platt, der schon im ersten Rennen mit Platz 14 sein Ziel, Rang 15 zu erreichen, übertroffen hatte. Im zweiten Lauf landete der Gummersbacher sogar auf Platz elf und war überglücklich. „Den ersten Lauf habe zu verkrampft begonnen. Die Strecke war am Samstag brutal hart und ich bin schlechte Spuren gefahren. Zweimal habe ich komplett quer gestanden“, berichtete Platt. In der Schlammschlacht am Sonntag kam er dann besser zurecht. „Ich bin nur froh, dass das Motorrad gehalten hat bei dem Wetter und den Verhältnissen auf der Strecke. Ich bin auch froh, dass der dritte Lauf abgesagt wurde, wegen des Materials und der Sturzgefahr“, erklärte der Privatfahrer, dass solche Verhältnisse zu einem kostspieligen Spaß werden können, wenn am Motorrad etwas kaputtgeht.

Der Sieger, Max Nagel, entschuldigte sich nach dem Rennen am Mikrofon bei den Zuschauern, dass er zunächst für die Absage der Rennen argumentiert hatte, und stimmte der Einschätzung der Rennleitung schließlich zu. Auch Jörg Steinhausen war froh: „Wir haben unseren Job gemacht und ich bin sehr stolz, dass wir so eine Truppe zusammen haben. Es ist die Gemeinschaft, die etwas Besonderes geschafft hat. Das war ein toller Restart in die Normalität.“

Rundschau abonnieren