Wipperfürth und LindlarCorona macht es Städtepartnerschaften schwer

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Flaggen der europäischen Mitgliedsstaaten im Europaparlament wehen in Straßburg

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Wipperfürth/Lindlar – Alljährlich im Oktober organisiert das Partnerschaftskomitee Wipperfürth-Surgères eine Fahrt in die Partnerstadt nahe der französischen Atlantikküste. Doch nicht so 2020. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die Fahrt nicht stattfinden. Auch der alljährliche Besuch der französischen Freunde im Mai habe nicht stattfinden können, bedauert Dirk Osberghaus, der 1. Vorsitzende des Partnerschaftskomitees.

Ohnehin gilt seit dem 17. Oktober für ganz Frankreich eine Reisewarnung, das Auswärtige Amt rät von nicht notwendigen touristischen Besuchen dringend ab. „Aktuell sind die Infektionszahlen in der Region Charente Maritime niedriger als etwa in Paris, meines Wissens gilt dort auch keine Ausgangssperre“, sagt Osberghaus. Doch die Zahlen für Frankreich mit bis zu 52 000 Neuinfektionen an einem Tag seien schon erschreckend genug. Zum Vergleich: In Deutschland lag der bisherige Höchstwert bei rund 14 000 Neuerkrankungen.

Osberghaus weiß von einigen Mitgliedern des Komitees, die regelmäßig mit ihren französischen Freunden telefonieren. Jüngst habe man zwei Vorstandssitzungen als Videokonferenzen durchgeführt, mit französischer Beteiligung. Doch nun hat der Vorstand des Komitees entschieden, bis auf weiteres alle Aktionen einzustellen.

Planungen für 2021 laufen schon

Die Jahreshauptversammlung wird auf das kommende Jahr verschoben, der alte Vorstand bleibt im Amt. Auch auf Lesungen und Ausstellungen werde man vorerst verzichten, so Osberghaus.

Für 2021 plane man wieder gegenseitige Besuche, wie bislang sollen die Surgèrer im Mai nach Wipperfürth kommen und die Wipperfürther wollen im Oktober nach Frankreich fahren. Ob dies dann auch möglich sei, wisse derzeit niemand. „Ich sehe die Gefahr, dass die Städtepartnerschaft mangels gemeinsamer Aktivitäten irgendwann einschläft und dass wir dann wieder ganz von vorne beginnen müssen.“ Ohnehin sei es schwieriger geworden, gerade junge Menschen für eine Fahrt nach Frankreich zu begeistern.

Mit ähnlichen Problemen kämpft auch das Partnerschaftskomitee in Lindlar. Alle Besuche aus und Fahrten nach Shaftesbury (England), Brionne (Frankreich) und Kaštela (Kroatien) wurden aufgrund der Pandemie abgesagt. Geplant war eine Fahrt nach England und ein Besuch der Franzosen, außerdem wollten einige Lindlarer zum „Tag von Kaštela an die Adriaküste fahren. „Wir haben vor, das Programm im kommenden Jahr nachzuholen“, erklärt Sven Engelmann, der stellvertretende Vorsitzende des Lindlarer Komitees. Doch ob das möglich sei, wisse derzeit niemand.

Nur ein Krankenhaus pro Einzugsgebiet

In Frankreich sei die derzeitige Corona-Lage noch schwieriger als in Deutschland. „Oft gibt es nur ein Krankenhaus für ein riesiges Einzugsgebiet“, so Engelmann. In vielen Regionen gilt eine nächtliche Ausgangssperre.

Um den Kontakt zu beleben, überlege das Komitee in Lindlar an gemeinsamen, länderübergreifenden Videokonferenzen. Doch das sei nicht ganz einfach zu organisieren. „In Shaftesbury gehören viele der Aktiven zur Altersklasse über 80“, sagt Engelmann. Falls persönliche Treffen längere Zeit nicht möglich seien, sehe er die Gefahr, dass der Faden abreißen könne.

Die Partnerstädte

Surgères in Frankreich ist seit 1988 Partnerstadt von Wipperfürth.

Shaftesbury in England ist seit 1981 Lindlars erste Partnerstadt.

Brionne in Frankreich ist seit 1983 Partnerstadt Lindlars.

Kaštela in Kroatien wurde 1987 Lindlars Partner.

Das Lindlarer Partnerschaftskomitee will weiterhin versuchen, auch jüngere Lindlarer für den Austausch zu begeistern. Ein Weg dabei führe über die Vereine. „Auch zwischen den Feuerwehrleuten in Lindlar und Brionne hat es sofort gefunkt“, sagt Engelmann. Die Sprachbarriere spiele dabei gar keine große Rolle mehr, zumal viele auf ihrem Smartphone eine Übersetzungs-App installiert hätten.

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Dass Freunde in der Not zusammenstehen, haben die Lindlarer im Frühjahr bewiesen. Das Partnerschaftskomitee und das Deutsche Rote Kreuz organisierten eine Spendenaktion. In Shaftesbury wurde der Food Aid Support Service unterstützt, der bedürftigen Menschen mit Nahrungsmittelpaketen hilft. In Brionne in Frankreich bekam der soziale Hilfsdienst A.D.M.R. Geld. Und in Kaštela unterstützten die Lindlarer den gemeinnützigen Verein St. Jeronim , der Alleinstehenden oder obdachlosen älteren Menschen hilft.

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