Die Pläne des Erzbistums Köln für Bergisch Gladbach lösen nach wie vor Proteste aus.
Streit mit Erzbistum KölnBergisch Gladbacher Schützen und Karnevalisten stellen sich hinter Pfarrer
Normalerweise steht das Brauchtum im Fokus des Patronatsfests der Hander Schützen, diesmal stellte sich das vereinigte Brauchtum von Schützen und Karnevalisten vor allem hinter einen: Pfarrer Wilhelm Darscheid.
Der katholischen Seelsorger, der seit 2008 das Patronatsfest auch mit einer Reimpredigt prägte, ist einer der beiden Pfarrer, die im Rahmen des per Verlautbarung vom Erzbistum gerade öffentlich gemachten Modellprojekts einer neuen „Pastoralen Einheit Bergisch Gladbach“ sein Amt als Pfarrer in Hand, Paffrath und Schildgen schon zum 1. März aufgeben soll.
„Die Kirch is schlääch dran, se is krank und dat deit arch wieh“, trug Dreigestirnsbauer Andreas (Rossa) selbst in den Mundart-Fürbitten während der Festmesse deutliche Kritik an dem Vorgehen des Erzbistums vor. Dieses hatte mit der kurzfristigen Bekanntgabe des „Modellprojekts“ zahlreiche Gemeindemitglieder und selbst Gremienmitglieder überrascht und vor den Kopf gestoßen, was in scharfem Protest auch im Bergisch Gladbacher Westen zum Ausdruck kam.
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Bergisch Gladbach: Auffällig viele Vertreter aus Politik und Wirtschaft
Zum Hander Patronatsfest waren neben den Brauchtumsvertretern auch auffällig viele Vertreter aus Politik und Wirtschaft in die Festmesse gekommen: vom Landrat bis Landtagsabgeordneten, vom Unternehmer bis zum Regionalvorstand der Kreissparkasse.
„Dann kam als Katastrophenlandung, in diesem Jahr ein Proklamandum. Pfarreien haben richtig reagiert, doch weiß ich nicht, was jetzt passiert“, reimte Darscheid selbst in seiner Predigt, die traditionell zu Beginn den Heiligen Sebastian als Schutzpatron der Schützen in den Fokus rückte, zugleich aber auch wieder aktuelle Themen aufgriff.
Das bewegendste war nicht nur für Darscheid sein offenbar in Köln geplanter rascher Abschied von den Gladbacher Pfarreien, die er anders als sein Pfarrerkollege Winfried Kissel in Refrath, übergangsweise noch bis Ende November als Pfarrvikar unter dem neuen Seelsorgeteamleiter und Kreisdechanten Norbert Hörter in eingeschränktem Umfang begleiten darf.
„Was soll ich sagen? War’s das jetzt? Oder nur kurz: Das war’s?“, reimte Darscheid in seiner Predigt, in der er abermals zu dem Schluss kam: „Bis jetzt keinen Reim ich drauf fand, auch das steht ganz in Gottes Hand.“
„In der Kirche läuft es einfach gründlich falsch“, sagt ein Politiker, der seinen Namen in diesem Zusammenhang lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, nach der Messe auf dem Weg nach draußen. „In solch einer Situation, mit den Schwierigkeiten, kann man doch nicht auch noch die besten Mitarbeiter vor die Tür setzen.“
Minutenlang ist nach der Predigt und am Ende der Messe für den Seelsorger, der im Westen der Kreisstadt in den vergangenen Jahren auch sehr unterschiedliche Gemeinden zusammengeführt hat, applaudiert worden. Der Seelsorger selbst steht nach der Messe noch mit Gemeindemitgliedern zusammen: „Es tut schon weh, dass das jetzt – wenn nicht noch ein Wunder passiert – meine letzte Festmesse zum Patronatsfest hier war“, sagt der 57-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung.
Ein Abschied von Pfarrer Darscheid? Das möchte sich auch der amtierende Karnevalsprinz Frank III. (Haag) nicht vorstellen. Beim anschließenden Empfang im Schützenheim zeichnete er Darscheid nicht nur mit Orden und Dreigestirnsbild aus, sondern brachte auch die Hoffnung zum Ausdruck, dass auch künftig Dreigestirne noch dieses Fest mit Darscheid feiern können. „Gottes Wege sind unergründlich“, so der Karnevalsprinz, ja, aber es gilt auch der kluge Satz: „Am Ende wird alles gut und wenn noch nicht alles gut ist, ist es noch nicht zu Ende.“