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Rückkehr zu G9Frisch saniertes Gymnasium in Bergisch Gladbach soll schnell einen Modulbau erhalten

Lesezeit 4 Minuten
Rechts und links stehen Containerbauten, im Vordergrund zwei hölzerne Spielpferde.

Die Containeranlage, in der aktuell noch die Grundschule Bensberg einquartiert ist, kann nicht mehr ertüchtigt werden. Das Otto-Hahn-Gymnasium soll ein neues Klassenhaus in Modulbauweise bekommen.

Die Stadtverwaltung will bei der Erweiterung auf G9 das sanierte Ott0-Hahn-Gymnasium vorziehen. 120 Kinder würden sonst auf der Straße stehen.

Das Otto-Hahn-Gymnasium in Bensberg, als einziges Gymnasium im Stadtgebiet generalsaniert und auf modernem Stand, ist schon zu klein. Für die zusätzliche G 9-Klassenstufe gibt es keinen Platz. Die Errichtung eines Klassenhauses soll nun den dringend benötigten Schulraum sichern. „Klappt das nicht, stehen 120 Fünftklässler im Sommer 2026 auf der Straße“, schlägt Schulleiter Karl-Josef Sulski Alarm.

Die Uhr tickt. Auf Sulskis Schreibtisch steht ein Counter. „Es sind noch genau 811 Tage, bis der zusätzliche Jahrgang vor der Tür steht, keine zweieinhalb Jahre mehr“, warnt er am Telefon, „steht der Zusatzbau bis dahin nicht, ist nicht Holland, sondern Bergisch Gladbach in Not.“

Die neuen Fünftklässler können nicht auf verteilt werden

Das übernächste Schuljahr hängt wie ein Damoklesschwert als riesige Herausforderung über der städtischen Schulplanung. Dann bleiben nämlich mit dem ersten G 9-Jahrgang alle Schüler ein Jahr länger an den Gymnasien. Das heißt: Es werden an den Gymnasien keine Schulplätze frei. Gleichzeitig müssen aber die neuen Fünftklässler untergebracht werden.

Die 120 neuen Kinder, die Sulski zusätzlich im Sommer 2026 am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) erwartet, kommen überwiegend aus den Zuzugsgebieten in Refrath und Bensberg und könnten nicht einfach auf benachbarte Gymnasien verteilt werden: „Die sind selbst bereits voll und leiden ebenfalls unter Raumnot“, stellt Sulski klar.

Das Projekt an den Otto-Hahn-Schulen wurde bereits vor dem Beschluss der Priorisierungsliste angestoßen und wird wie vereinbart fortgesetzt
Thore Eggert, Dezernent Bergisch Gladbach

Für das OHG meldet Sulski einen Zusatzbedarf von elf Klassenzimmern sowie kleineren Nebenräumen für Integrationsklassen an. Die Planung für die Grundsanierung des Schulzentrums an der Saaler Mühle mit Gymnasium und Realschule sei in den Jahren 2016 und 2017 auf G 8 ausgerichtet gewesen. „Die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren war damals noch nicht entschieden“, erinnert sich Sulski und verschont deshalb die Stadtverwaltung von dem Vorwurf einer Fehlplanung.

Der Hauptanlass für einen Neubau ist zwar das Raumdefizit am Gymnasium. Vom Raumdefizit im Schulzentrum ist aber auch die Otto-Hahn-Realschule als Schwerpunktschule für Inklusion betroffen. „Uns stehen keine Inklusionsräume zur Verfügung. Wir machen das auf dem Flur“, beanstandet Schulleiter Felix Bertenrath, dass das bereits vor Jahren von der Stadtverwaltung abgegebene Versprechen, das Gebäude zu erweitern, nicht umgesetzt worden ist.

Containeranlage kann nicht mehr ertüchtigt werden

Die Sprachfördergruppe musste in einem weit vom Schulgebäude entfernt gelegenen Container untergebracht werden. „Das ist ein Unding“, kritisiert Bertenrath. Zusätzlich fehlen an der Realschule drei Klassenzimmer. Über die Perspektive, einen Erweiterungsbau zu erhalten, sind beide Schulleiter sehr froh: „Das muss mit Hochdruck verfolgt werden“, betont Bertenrath.

Die aktuell noch von der GGS Bensberg als Interimsschule genutzte Container-Anlage bis zum Umzug in den Neubau an der Karl-Philipp-Straße kommt laut Verwaltung als Quartier für die Otto-Hahn-Schulen nicht in Betracht: „Die Container sind in einem extrem schlechten Zustand und können nicht mehr ertüchtigt werden.“

Stadt ist zu einem schnellen Handeln gezwungen

Dies zwinge die Stadt zu einem schnellen Handeln. Anstatt in eine neue Containeranlage mit begrenzter Standzeit zu investieren, schlägt die Stadtverwaltung vor, ein nachhaltiges Klassenhaus in Modulbauweise zu errichten. „Der Neubau soll mindestens zweigeschossig sein und sich in das Gebäudeensemble einfügen“, erläutert Dezernent Thore Eggert.

Gegenüber den anderen drei Gymnasien, wo das eklatante Raumdefizit ebenfalls im Sommer 2026 akut wird, fühlt sich die Verwaltung nicht in Erklärungsnot. Ausgerechnet das OHG als frisch saniertes und am besten ausgestattete Gymnasium soll neben dem Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium zuerst einen zusätzlichen Neubau bekommen? Dies wird Albertus-Magnus-Gymnasium, Gymnasium Herkenrath und Nicolaus-Cusanus-Gymnasium nicht einleuchten.

Stadt sucht nach Lösungen für die anderen Gymnasien

Die Erklärung von Eggert lautet: „Das Projekt an den Otto-Hahn-Schulen wurde bereits vor dem Beschluss der Priorisierungsliste angestoßen und wird wie vereinbart fortgesetzt.“ Die Stadt sei dabei, für alle Gymnasien Ideen und Terminpläne zu erarbeiten, um Erweiterungen anzugehen. In Bälde würden diese Abläufe kommuniziert. „Der Termindruck für die Verfügbarkeit bis nach den Sommerferien ist der Verwaltung bewusst“, sagt Eggert.

Mit der Umsetzung der Errichtung des Klassenhauses an den Otto-Hahn-Schulen soll die städtische Schulbau GmbH beauftragt werden – vorausgesetzt der Schulausschuss gibt in seiner Sitzung am 19. Juni ein positives Votum. Für die Management- und Planungskosten veranschlagt die Schulbau GmbH 237 000 Euro. Die Baukosten müssen erst noch ermittelt werden.

Der Countdown an den Schulen läuft jedenfalls. Der Zähler auf Sulskis Schreibtisch zeigt ab jetzt noch 810 Tage an.