Um 200.000 EuroNeue Kita in Bensberg wird wegen Frischkochküche teurer

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Eine Frau bereitet mit Kindergartenkindern, die Kochmützen tragen, Fruchtspieße zu.

Im Kindergarten sollen, so das pädagogische Konzept der Awo, Essen frisch zubereitet werden.

Die neue Kita in Bensberg sollte 4,2 Millionen Euro kosten. Jetzt kommen noch einmal 200.000 Euro drauf.

Für den Bau der neuen Kita in Bensberg muss die Stadt tief in die Tasche greifen: Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 4,2 Millionen Euro. Doch dieses Gesamtbudget gerät ins Wanken. Im Jugendhilfeausschuss kämpft die Awo Rhein-Oberberg als Bauherrin und Trägerin für die Einrichtung einer Frischkochküche. Es ist ein Konflikt zwischen Qualität und Kosten.

Die zusätzlichen Kosten für die Küche, in der das Essen frisch zubereitet wird, belaufen sich auf 200 000 Euro. „Diese Mehrkosten können nicht an anderer Stelle eingespart werden“, betont Dezernent Ragnar Migenda. Er bekundet zwar seine Sympathie für den pädagogischen Wert einer Frischkochküche, mahnt aber eindringlich: „Haushaltsdisziplin ist unerlässlich, um handlungsfähig zu bleiben.“ Sonst bestehe die Gefahr, im nächsten Jahr ins Haushaltssicherungskonzept zu rutschen.

Awo Rhein-Oberberg wird Kita betreiben

„Eine eigene Küche ist das Herzstück in der Kita“, sagt Alwine Pfefferle, stellvertretende Geschäftsführerin der Awo Rhein-Oberberg. Ein zentraler Baustein im Kita Alltag – nicht nur in Bezug auf eine gesunde kindgerechte Ernährung, wenn die Kinder „wie zu Hause“ ein frisch zubereitetes warmes Mittagessen erhalten.

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„Bei der Eigenversorgung kann ein hoher Anteil an regionalen und ökonomisch erzeugten Produkten verwendet werden“, erläutert Dunja Brala, Leiterin der Awo-Kita Kunterbunt, das Konzept des Selbst-Kochens. Auf Allergien könne eingegangen werden.

Sie hebt vor allem die pädagogischen Gesichtspunkte hervor: „Die Kinder helfen beim Kochen, sind am Einkauf auf dem Wochenmarkt beteiligt, lernen Produkte und die Zubereitung kennen, können Wünsche äußern.“ Ein weiteres Argument sei die Nachhaltigkeit: „Lebensmittel, die nicht aufgebraucht werden, können am nächsten Tag aufgebraucht werden.“

Bergisch Gladbach: Frischkochküchen gibt es in allen 14 städischen Kitas

Der Koch oder die Köchin sei eine besondere Bezugsperson für die Kinder, berichtet Brala. „Die gute Seele des Hauses“, die sich um das kulinarische Wohl kümmert: Festtagskuchen und Plätzchen backt. In der Investition in eine solche Küche sieht Brala „ein Zeichen und ein Statement für die Erwachsenen der Zukunft.“

In allen 14 Awo-Kindergärten im Stadtgebiet gibt es eine Frischkochküche. Eine solche Küche ist auch Bestandteil bei der Ausschreibung für die neue fünfgruppige Kita an der Kreuzung Reiser/Mondsröttchen gewesen. „Sonst hätten wir uns gar nicht erst beworben“, sagt Alwine Pfefferle.

Bei der Eigenversorgung kann ein hoher Anteil an regionalen und ökonomisch erzeugten Produkten verwendet werden.
Dunja Brala, Leiterin der Awo-Kita Kunterbunt

Sie verweist auf die sprunghaft gestiegenen Material- und Baukosten als Grund dafür, dass das einstige Gesamtbudget für den zweistöckigen Neubau nicht eingehalten werden konnte. Trotz des Investitionszuschusses in Höhe von 1,159 Millionen Euro, den die Awo erst Ende 2021 erhielt sowie Abstrichen, die an verschiedenen Stellen etwa bei Fenstern, Wegfall von Kellerräumen gemacht wurden, um die Kosten zu senken.

Der Jugendhilfeausschuss billigt das Projekt Frischküche trotz der Mehrkosten einstimmig. Weil die Kostenentwicklung überzeugend vorgetragen wurde, aber vor allem aus pädagogischer Sicht.

„Die Mehrkosten sehen wir zwar sehr kritisch, aber die Küche befürworten wir ausdrücklich. Sie bedeutet einen deutlichen Mehrwert“, sagt Brigitta Opiela (CDU). „Wir müssen den Haushalt im Blick behalten. Es gibt aber keine Argumente gegen die Küche“, betont Dominik Klaas (SPD). „Es bleibt ein mulmiges Gefühl, 200 000 Euro draufzulegen. Aber wir müssen uns jetzt entscheiden“, sagt Collin Eschbach (Grüne).

Beigeordneter Migenda kündigt an, das Projekt werde final bei den Haushaltsberatungen im Finanzausschuss entschieden.


Kita in Bensberg soll im Sommer 2024 fertig sein

Die neue Kita an der Straßenkreuzung Reiser/Im Mondsröttchen in Bensberg bietet Platz für 93 Kinder. Die Bauarbeiten sollen im Sommer 2024 fertiggestellt sein. Von dem Investitionsvolumen in Höhe von 4,2 Millionen Euro können 2,7 Millionen Euro über Landesmittel refinanziert werden. Vorgesehen ist aktuell eine sogenannte Aufwärmküche. Das Essen wird von einem Caterer geliefert. Die zusätzlichen Kosten in Höhe von 200 000 Euro für eine Frischkochküche entstehen durch bauliche Umsetzungen wie Belüftung, Elektroinstallationen oder Fettabscheideranlage sowie Einrichtungsgegenstände wie Herd oder Geschirrspüler. (ub)

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