ProklamationFeuerwerk, stille Örtchen und das Gladbacher Dreigestirn im Glück

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Das frisch proklamierte Bergisch Gladbacher Dreigestirn tanzt auf der Bühne des Bürgerhauses Bergsicher Löwe.

Drei im Glück: Direkt nach ihrer Proklamation machten Prinz Andreas I. (Kaldenbach), Bauer Gerd (Schöbel) und Jungfrau Sabine (Auweiler) mit einer bunten Palette von Liedern kräftig Stimmung im Bürgerhaus Bergischer Löwe.

Wie Bergisch Gladbachs neues Dreigestirn die Stunden vor seiner Proklamation erlebte – Die Redaktion hat die Tollitäten begleitet.

Der Empfang im närrischen Hexenkessel des Bürgerhauses Bergischer Löwe ist gigantisch, Mehr als 20 Minuten dauert's, bis sich die angehenden Tollitäten den Weg durch das Meer der Jecken zur Proklamationsbühne gebahnt haben.

„Unvergesslich“, wie Prinz Andreas I. (Kaldenbach) später in seiner Jungfernrede sagen wird. Die Stunden vor der feierlichen Amtseinführung allerdings waren nicht nur für ihn eine aufregende Herausforderung . . .

Je näher die Proklamation desto öfter meldet sich die Prinzenblase

„Wo ist denn hier die Toilette?“, erkundigt sich seine angehende Tollität gegen 20 Uhr im Penthouse des Bergischen Löwen, während unten im Saal auf der Bühne gerade die Höhner an die „Strunde-Pänz“ der Großen Gladbacher KG übergeben.

Ein Prinzengardist nimmt Prinz Andreas I. in den Arm.

Aufgeregt: Prinz Andreas I. (Kaldenbach) noch vor seiner Proklamation bei der Prinzengarde im Penthouse des Bergischen Löwen.

Noch gut eine Stunde bis zum großen Auftritt für Andreas Kaldenbach, Gerd Schöbel und Sabine Auweiler. Auf den haben sie seit Jahren hingefiebert. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich die Prinzenblase im Löwen-Penthouse nicht zum ersten Mal meldet – und auch nicht zum letzten Mal.

Wir sind doch alle bei euch – und es sind ja auch nur 600 Zuschauer.
Jörg Volberg, Prinzengardist, zum Dreigestirn vor dessen Proklamtion

Die versammelten Gardisten der Gladbacher Prinzengarde jedoch beruhigen die drei: „Wir sind doch alle bei euch – und es sind ja auch nur 600 Zuschauer“, sagt Jörg Volberg aufmunternd.

Prinzengardisten stehen in Uniform im Penthouse des Bürgerhauses Bergischer Löwe.

Die Prinzengardisten beruhigen die angehenden Tollitäten beim Treffen vor der Proklamation im Penthouse des Bergischen Löwen.

„Wir freuen uns mega auf die gemeinsame Zeit mit euch“, begrüßt Andreas Kaldenbach die Prinzengardisten. Um 4 Uhr ist er am Morgen bereits aufgewacht. „Mir war noch was eingefallen, was ich noch in meine Rede einbauen wollte – da habe ich mir schnell eine WhatsApp an mich selbst geschickt.“

Bauer war am Vorabend noch bei der Eröffnung der Handball-WM

Auch Bauer in spe Gerd (Schöbel) war am Morgen schon früh auf den Beinen. „Um 5.15 Uhr aufgestanden, dabei bin ich gestern Abend noch beim Eröffnungsspiel der Handball-WM in Düsseldorf gewesen“, sagt er so entspannt wie die angehende Jungfrau Sabine (Auweiler), die am Morgen immerhin bis halb acht ruhte, obwohl auch sie noch einiges zu organisieren hatte.

Mit Prinzenführer Frank Mehren, seinem Vize Roland Theißen, Fahrer Jürgen Schneider und den Adjutanten haben sich die drei bereits am frühen Abend zum Essen getroffen – zur Stärkung.

Jungfrau Sabine (Auweiler) und Adjutantin Andrea Habrunner stehen vor dem Penthouse des Bürgerhauses Bergischer Löwe.

Warm anziehen: Jungfrau Sabine (Auweiler) mit Adjutantin Andrea Habrunner vor dem Penthouse des Bürgerhauses Bergischer Löwe.

Jetzt geht's mit den Prinzengardisten hinunter auf den Platz vor dem „Löwen“. Ein Feuerwerk erhellt den Himmel. Die designierten drei schauen fasziniert nach oben.

Das angehende Dreigestirn schaut zum Himmel, wo ein Feuerwerk zu sehen ist.

Mit einem Feuerwerk empfängt die Prinzengarde das angehende Dreigestirn, bevor es zur Proklamation geht.

Fünf Minuten später stehen sie einmarschbereit im Foyer des Löwen. Prinz Andreas kennt auch hier bereits den Weg zum stillen Örtchen. Dann heißt es nur noch: Strahlen. Den angehenden Tollitäten, die neben der Prinzengarde von Abordnungen zahlreicher Vereine und Gesellschaften der Kreisstadt zur Bühne geleitet werden, fällt das offenkundig nicht schwer. Sie bützen, werfen Blumen und jubeln was das Zeug hält.

Prinz Andreas I. (Kaldenbach) steht auf einem Stuhl und jubelt über dem Publikum.

Mehr als 20 Minuten dauert der Einzug des Dreigestirns in den Saal zur Proklamtionsbühne.

„Ich bin froh, dass ihr noch hier oben angekommen seid“, empfängt der Präsident der Großen Gladbacher KG, Alexander Pfister, die angehenden Tollitäten aus den Reihen der Großen Bensberger KG.

Würdigung des scheidenden Dreigestirns, das seinen Nachfolgern dankt 

Bevor sie feierlich in Amt und Würden kommen, gilt der Dank zunächst dem scheidenden Dreigestirn von Prinz Frank III. (Haag), Bauer Andreas (Rossa) und Jungfrau Melanie (Pfister). „Ihr habt eure Sache hervorragend gemacht“, würdigt Pfister die drei vielfach in der KG engagierten scheidenden Tollitäten, die sich ihrerseits bei ihren Nachfolgern bedanken, dass die ihre Amtszeit noch ein Jahr geschoben haben, um den von Corona zweifach ausgebremsten Vorgängern am Ende doch eine Amtszeit zu ermöglichen.

Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein überreicht die Rathausschlüssel an Prinz Andreas I., Bauer Gerd und Jungfrau Sabine.

Bürgermeister Frank Stein (r.) überreicht die Rathausschlüssel an Prinz Andreas I., Bauer Gerd und Jungfrau Sabine. Links: Präsident Alexander Pfister.

Bürgermeister Frank Stein überrascht mit einer Reimrede auf Platt (siehe Kasten) und ruft dazu auf, Gegensätze während der fünften Jahreszeit einmal beiseite zu lassen und gemeinsam zu feiern. Die Rathausschlüssel gibt er dafür nach eigenem Bekunden gerne ab, zumal er voll und ganz auf die Fähigkeiten der Tollitäten vertraue und baue.

Dreigestirn steht für Toleranz, Integration und Verständigung

Da knüpft Prinz Andreas I. in seiner Jungfernrede souverän an, berichtet, dass er mit Bauer und Jungfrau auf dem Weg zur Proklamation schon die ersten Gräben in der Stadt zugeschüttet habe und ruft die Jecken dazu auf, das gleiche zu tun. Überhaupt stehe ein Dreigestirn, deren Jungfrau ein echtes kölsches Mädchen sei, dessen Bauer in der Uckermark groß geworden sei und dessen Prinz in einem D-Dorf am Rhein das Licht der Welt erblickt habe, für Toleranz, Integration und Verständigung, sagt Andreas I..

Mit ihren Liedern aus der Feder von Martin Hardenacke und Ralf Hahn nehmen Prinz, Bauer und Jungfrau auf jeden Fall schon mal alle mit – das zeigt sich beim Bekenntnis-Song zu Gläbbisch ebenso wie im Potpourri bekannter Lieder vom „Stammbaum“ bis zu „Stääne“. Die Gäste im Saal schunkeln, klatschen, singen mit – und Prinz Andreas I., Bauer Gerd und Jungfrau Sabine sind im siebten Himmel.

Prinz hat sich am morgen noch eine WhatsApp zur Erinnerung geschickt

Gut, dass sich Prinz Andreas I. am Morgen noch eine WhatsApp geschickt hat, so vergisst er nicht zu erwähnen, dass er und seine Dreigestirns-Mitstreiter gemeinsam mit dem Kinderdreigestirn einen Malwettbewerb für Kinder planen. Thema: Wie unsere Kinder den Karneval sehen. Er sei gespannt, so Prinz Andreas I., „vielleicht zeigen uns die Kinder ja auch, wo wir in Sachen Karneval noch mal neu denken müssen.“

Tanzoffizier Conrad Wirth hebt Tanzmarie Leonie Bochnig zu einer Hebefigur.

Mariechentanz des Prinzengarde-Tanzpaars.

Nachdem auch Präsident Alexander Pfister zu seinem elfjährigen jecken Präsidentenjubiläum geehrt ist und eine große Präsidentenkappe erhalten hat, legt das Prinzengarde-Tanzpaar einen wahrhaft akrobatischen Mariechentanz hin, bevor der Präsident zum „schnellsten Ausmarsch aller Zeiten“ anhält. Schließlich warten die Musiker der „Räuber“ schon vor der Tür und treten auch noch das Tanzkorps Rot-Weiß Bechen, Redner Martin Schopps und die Rabaue im hochkarätigen Programm von Literat Martin Hardenacke auf – für eine rundum gelungene Proklamation, bei der bis tief in die Nacht gefeiert wird.


Überraschung von der Frau des Bauern

Daisiana macht mit „Räuber“-Frontmann Sven West Stimmung.

Daisiana macht mit „Räuber“-Frontmann Sven West (l.) Stimmung.

Das war ein echter Überraschungsauftritt: Unverhoffte tänzerische und stimmliche Unterstützung erhielt „Räuber“-Sänger und -Frontmann Sven West von Sängerin Daisiana. Die saß bei der Bergisch Gladbacher Proklamation nicht von ungefähr direkt vor der Bühne im Bergischen Löwen – ihr Mann ist schließlich Bauer Gerd (Schöbel). „Räuber“ Sven West kennt Daisiana gut, schließlich ist er ein Künstlerkollege der Bergisch Gladbacherin, die seit einigen Jahren zu den erfolgreichsten und bestgebuchten Live-Entertainerinnen in Deutschland zählt. Schon in ihrer fernöstlichen ersten Heimat sammelte sie zahlreiche Musik-Auszeichnungen. (wg)


Blaue Zylinder für das Dreigestirn a.D.

Das scheidende Dreigestirn trägt blaue Zylinder und den Lappenfrack der Großen Gladbacher KG.

Viel gelobt: das scheidende Dreigestirn im blauen Zylinder.

Nicht nur Präsident Alexander Pfister, auch Bürgermeister Frank Stein würdigte die scheidenden Tollitäten Prinz Frank III. (Haag), Bauer Andreas (Rossa) und Jungfrau Melanie (Pfister) für ihren Einsatz und ihre Ausdauer. Diese Session tragen sie blaue Zylinder. (wg)


Verdiente Urgesteine der Großen Gladbacher

Günter Wszolek (r.) und Rudolf Irlenbusch (l.) mit Präsident Alexander Pfister.

Geehrt: Günter Wszolek (r.) und Rudolf Irlenbusch (l.) mit Präsident Alexander Pfister.

Seit 28 Jahren hat Günter Wszolek als Schatzmeister die Große Gladbacher KG geprägt, Rudolf Irlenbusch ebenfalls seit Jahrzehnten die Sessionshefte gestaltet. „Ohne euch wären wir nicht da, wo wir heute sind“, würdigte KG-Präsident Alexander Pfister und ernannte beide zu Ehrenmitgliedern. (wg)


Neuer Tanzoffizier der Prinzengarde

Der neue Tanzoffizier Conrad Wirth trägt Marie Leonie Bochnig.

Der neue Tanzoffizier Conrad Wirth trägt Marie Leonie Bochnig.

Beim Einzug der Bergisch Gladbacher Prinzengarde zur Proklamation war zunächst vor allem Tanzmarie Leonie Bochnig zu sehen. Derjenige allerdings, der sie auf Händen trug, sorgte später für ordentlich Aufsehen, wirbelte er doch mit der Tanzmarie in akrobatischsten Hebefiguren über die Bühne. Conrad Wirth heißt der neue Tanzoffizier der Prinzengarde, der das Amt in dieser Session von Tim Oppermann übernommen hat. Der ist wegen eines dualen Studiums parallel zum Beruf zeitlich zu stark eingespannt, wie er im Gespräch hinter der Bühne berichtet. So oft wie möglich wolle er aber auch künftig in den Reihen der Prinzengarde dabei sein. (wg)


Bürgermeister reimt Rede auf Platt

Auszüge der Rede von Bürgermeister Frank Stein zur Bergisch Gladbacher Proklamation:

Ich saren üch, ich bin et einfach leid jestochen Hochdeutsch jede Red Nie darf ich schwade wie ich bin, verjeblich söök ich do ne Sinn,

Denn ich bin ne bergisch Jung Und et Hätz dat litt mer op der Zung. Wie de Brings et immer singe will ich ming Red op Platt hück bringe.

(...) Jeck up fiere, tanze, singe. Jeck dodrup, die Freud uns ze bringe Die mer all bruche, jrad in ener Zick wo mer sööke muss no Jlück.

Wo mer sich manchmal frore muss Wat soll der janze blöde Stuss ? Wo der ein dem andre sagen will wie hä levve sull, wat sull dat Spill ?

Präsident Alexander Pfister hält ein Textblatt für Bürgermeister Frank Stein

Präsident Alexander Pfister assistiert Bürgermeister Frank Stein bei dessen Rede zur Proklamation.

Do bruche mer e Dreigesteen Mit Hätz und Humor, dat souverän dä Minsche zeigt, wat wirklich zählt: Zesammeston in unsrer Welt !

Zesamme jejen all dä Driss Dä Kreech un Hass bringt, denn dat ess et Jejenteil von däm, wat zählt: Menschlichkeit op unsrer Ääd.

(...) Uns Fründe in Israel un der Ukraine, in Krieg un Militarismus Se künne sich up uns verlosse: Mir helfe, solang et sin muss.

Wä hilft un arbeet, dä darf uch fiere. Und wat soll ich jetz jroß lamentiere Dä Fasteleer fängt jetz richtig an Un et Dreigesteen janz füren dran.

(...) Ich zähl up üch un ühr Diplomatie Ze helfen unsrer Stadt-Demokratie! Bringt Bensberg un Gläbbisch zesamme zum fiere Dann künne se sich all amüsiere Un freuen sich, dat unsere Stadt So vill Jeckes ze bieten hat.

Dofür jäv ich üch den Stadtschlüssel jähn Övernämmt de Herrschaft, mir is et anjenehm. Denn in der Politik, dat wisse mer all: Im Stadtrat, do es oft Krawall Do bruch ich oft janz vill Jeduld, Denn eins ist klor: Dä Bürjermeester is an allem schuld.

(...) Un wenn dann all die, die sich sunst bekrieje Singend und schunkelnd in de Ärme lije Dann määt der Fastelovend Sinn  Un is ne echte Hauptjewinn!

Ich bin mer sicher, Ihr drei kriegt dat hin Als Dreijesteen mit Hätz un Sinn Un die Session hät nur ein Melodie: Jeck wie nie mit vill Poesie !

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