Die Stadt Rösrath macht den Rheinisch-Bergischen Kreis für die Verzögerungen verantwortlich, dieser weist die Kritik von sich.
Streit um UnterlagenRösrather Firma reißt marode Sülzbrücke ab – Neubau verzögert sich

Vor zwei Wochen erst hatte das THW die einsturzgefährdete und seit März 2024 gesperrte Holzbrücke sichern müssen.
Copyright: Guido Wagner
Zuletzt hatten Technisches Hilfswerk und Feuerwehr einschreiten müssen – so einsturzgefährdet war die bereits seit Ende März 2024 gesperrte marode Fußgängerbrücke „In den Schlämmen“. Nun wurde der hölzerne Überweg von der Straße „Im Weidenauel“ zur Straße „In den Schlämmen“ abgerissen. Eine von der Stadt Rösrath beauftragte Firma hat die Brücke mit einem Autokran komplett hochgehoben, ans Ufer geholt und dort zerlegt.
„Noch im Laufe des heutigen Tages soll sie vollständig zur fachgerechten Entsorgung abtransportiert werden“, berichtete Stadtsprecher Marcel Roßmann am Freitag. So weit so gut – der geplante Neubau der Sülzüberquerung verzögert sich unterdessen und rückt erneut in weitere Ferne.
Genau hier liegt der Knackpunkt, der zu einer weiteren Verzögerung führen könnte: Der bei der Stadt zuständige Fachbereich ist seit über einem Jahr intensiv im Austausch mit der Genehmigungsbehörde beim Kreis.
Ursprünglich hatten Abriss und Neubau der Brücke in einem Zug stattfinden sollen. Weil der Abriss nun aber vorgezogen werden musste, da die Brücke zuletzt weiter an Substanz verloren hatte und als einsturzgefährdet galt, sei das nicht möglich gewesen, so Stadtsprecher Marcel Roßmann. Der unmittelbare Bereich rund um die Widerlager der alten Brücke bleibe auf beiden Uferseiten nun bis zum Einbau der neuen Brücke weiterhin gesperrt. Glasfaser- und Stromleitungen, die zuvor auf der Unterseite der nun abgebauten Holzbrücke verlegt waren, sind laut Stadt zwischenzeitlich unter der Sülz hindurch verlegt worden.
Alles zum Thema Technisches Hilfswerk
- Infos für Schüler Auf dem Hennefer Schulcampus klickten beim Blaulichttag die Handschellen
- Übungsszenario So reagieren Einsatzkräfte im Kreis Euskirchen auf ein Erdbeben der Stärke 6,5
- Gepanzertes Fahrzeug im Einsatz So lief die Drogenrazzia in Euskirchen-Wüschheim ab
- Länderübergreifende Razzia Zwei Cannabis-Plantagen bei Durchsuchung in Gummersbach gefunden
- Einsturzgefahr Wie es mit der maroden Sülzbrücke weitergeht
- Großeinsatz Sülzbrücke in Rösrath droht einzustürzen
- Polizeihubschrauber kreist Geldautomat in Bergheim gesprengt – Verdächtiger flüchtete ohne Komplizen

Bevor die Brücke über die Sülz zerlegte wurde, musste sie ans Ufer gebracht werden.
Copyright: Guido Wagner

Ein Autokran wurde benötigt, um die Brücke anzuheben.
Copyright: Stadt Rösrath
Die Verzögerungen beim Neubau der Brücke begründet die Stadt damit, dass „weiterhin die wasserrechtliche Genehmigung, die für die Errichtung von Bauwerken an überirdischen Gewässern erforderlich ist“, fehle. Diese werde durch die Untere Wasserbehörde des Rheinisch-Bergischen Kreises erteilt, so Stadtsprecher Roßmann. Allerdings sei die Genehmigung bisher nicht erfolgt. Roßmann: „Genau hier liegt der Knackpunkt, der zu einer weiteren Verzögerung führen könnte: Der bei der Stadt zuständige Fachbereich ist seit über einem Jahr intensiv im Austausch mit der Genehmigungsbehörde beim Kreis. Seit März dieses Jahres liegen der Unteren Wasserbehörde die abgestimmten Planunterlagen vor.“ Trotz intensiver Abstimmungsgespräche würden nun vier Monate nach Abgabe der bereits abgestimmten Unterlagen weitere Unterlagen nachgefordert, die laut Kreis zur Genehmigung benötigt werden, argumentiert der Stadtsprecher. „Diese Nachforderung ist nach Rechtsauffassung der städtischen Fachabteilung deutlich zu hoch gegriffen, dennoch hält der Kreis daran fest.“
Es gibt also ein erhebliches Schadenspotenzial.
Kreissprecher Frank Dudley weist die Kritik an der Kreisverwaltung zurück: „Hier gilt Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Auch geht es nicht um unterschiedliche Rechtsauffassungen, sondern zu prüfende Fakten.“ Der Antrag für einen Neubau der Brücke liege der Unteren Wasserbehörde des Kreises seit dem 10. März dieses Jahres vor, so der Kreissprecher: Im vorliegenden Fall gibt es jedoch eine Besonderheit, die von hoher Relevanz sei und weitere Unterlagen erfordere. Denn das Gefälle der Flusssohle sei vor der Brücke auf zirka 200 Metern sehr gering, so Dudley. „Im Rahmen der Antragsprüfung wurde festgestellt, dass die Brücke im Bestand einen Rückstau erzeugt, der sich grob geschätzt bis ungefähr 150 Meter weiter oberhalb erstreckt.“ Bei einem Rückstau erhöhe sich aber die Wahrscheinlichkeit eines Uferübertritts der Sülz auf einer relativ großen Strecke, die im vorliegenden Fall auch bebaut ist. Dudley: „Es gibt also ein erhebliches Schadenspotenzial.“
Ob dies ausschließlich an dem Brückenüberbau liege, der erneuert werden soll, oder aber auch an den Widerlagern beziehungsweise den jeweiligen Rampen zur Brücke , könne mit den vorliegenden Unterlagen nicht abschließend beantwortet werden, begründet Dudley die Nachforderung von Unterlagen durch die Untere Wasserbehörde.

Mit diesem Autokran wurde die Brücke angehoben.
Copyright: Guido Wagner
Wann der Neubau der Brücke kommt, bleibt offen
Die Brücke liege im gesetzlich festgesetzten Überschwemmungsgebiet, in dem nach Paragraph 78 Absatz 4 des Wasserhaushaltsgesetzes die Errichtung von baulichen Anlagen wie Brücken eigentlich verboten sei, so der Kreissprecher: „Eine Befreiung von diesem Verbot kann nach geltender Rechtslage nur erteilt werden, wenn unter anderem nachgewiesen ist, dass die Brücke den Wasserstand und den Abfluss bei Hochwasser nicht nachteilig verändert.“ Genau das aber könne mit den vorgelegten Unterlagen derzeit nicht nachgewiesen werden, so der Kreissprecher.
Die Stadt sieht nun vor, „trotz anderer Rechtsauffassung schnellstmöglich der Nachforderung gerecht zu werden, um die Genehmigung zu erlangen“. Das allerdings führe dazu, dass der angedachte Neubau der Brücke bis zum Spätsommer 2025 nicht zu halten sein werde, kündigt Stadtsprecher Marcel Roßmann an: „Eine weitere Verzögerung, die aus Sicht der Stadt vermeidbar wäre.“ Wann die Anwohner und andere Nutzer des früheren Überwegs nun mit einem Neubau der Fußgängerbrücke über die Sülz rechnen können, lassen beide beteiligte Verwaltungen vorerst offen.