GefahrenUnfallbilanz Rhein-Berg – Unfälle mit E-Scootern und Pedelecs häufen sich

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Ein Mann fährt mit einem E-Scooter auf der Straße.

Eine 79-jährige Bergisch Gladbacherin starb im vergangenen Jahr nach einem Unfall mit einem E-Scooter. (Symbolbild)

Neue Verkehrsmittel und veränderte bekannte finden sich in der Verkehrsunfallbilanz 2023 der Polizei für Rhein-Berg wieder.

Waren es in den Corona-Jahren vor allem Fahrräder und insbesondere solche mit Elektrounterstützung (Pedelecs), die bei den verunfallten Fahrzeugen rapide in die Höhe schnellten, so sind die Zuwächse nun bei noch kleineren Gefährten zu beobachten. Einige Schlaglichter aus der diese Woche vorgestellten Verkehrsunfallbilanz für das vergangene Jahr:

Elektrokleinstfahrzeuge:

Zwar sind sie in Rhein-Berg nicht so stark verbreitet wie in vielen Großstädten – zugenommen haben in den vergangenen Jahren allerdings auch im Rheinisch-Bergischen Kreisgebiet die Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen wie E-Scootern. Beliebt sind diese elektrobetriebenen Roller keineswegs ausschließlich bei jungen Menschen. Die Unfallbeteiligten im vergangenen Jahr waren laut Polizei zwischen 17 und 79 Jahren alt.

Zwar ist die Gesamtzahl der erfassten Unfälle mit E-Scootern 2023 gegenüber dem Vorjahr wieder zurückgegangen, erstmals allerdings kam im Kreis ein E-Scooter-Fahrender ums Leben. Eine 79-jährige Frau stürzte am 24. Juli vorigen Jahres mit einem E-Scooter auf nasser Fahrbahn an der Einmündung Töpferweg/Pannenberg in Bergisch Gladbach so schwer, dass sie an den Unfallfolgen starb.

Zwei E-Scooter-Fahrer wurden im zurückliegenden Jahr von Autos erfasst, weil deren Fahrer sie beim Abbiegen übersehen oder ihre Geschwindigkeit unterschätzt hatten, sieben weitere E-Scooter-Fahrer stürzten ohne Fremdeinwirkung und zogen sich Verletzungen zu.

Fahrrad/Pedelec:

Wie schon 2022 ist die Zahl der Unfälle, bei denen die Verunglückten mit einem Fahrrrad oder Pedelec unterwegs gewesen sind, auf dem Vorjahresniveau geblieben. Während die Unfälle mit Fahrrädern weiter abnehmen (von 155 auf 150), nehmen die mit Pedelecs zu (von 104 auf 110), was allerdings vor allem an der ständig steigenden Zahl von Pedelecs auch in Rhein-Bergs Fahrradschuppen, -garagen und -kellern liegt. Am stärksten zugenommen hat die Zahl der verunglückten Erwachsenen mit Pedelecs (plus 15). Bei ihnen handelte es sich laut Polizei um immer mehr Berufstätige, die mit ihrem Zweirad auf dem Weg zur Arbeit waren. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 57 erwachsene Pedelec-Fahrer leicht und 22 schwer verletzt.

Präventivangebote, wie sie für Senioren seit Jahren erfolgreich angeboten werden, könnten gegebenenfalls auch in der Gruppe der Erwachsenen hilfreich sein.

Motorräder/motorisierte Zweiräder:

Leicht zurückgegangen auf 71 ist die Zahl der bei Unfällen verletzten Motorradfahrer im vergangenen Jahr. Tödlich verunglückt ist 2023 niemand, zuletzt war das 2019 der Fall gewesen.

Anders sieht das bei den motorisierten Zweirädern wie Mofas, Mopeds, Motorrollern und Leichtkrafträdern aus. In dieser Gruppe kamen im vergangenen Jahr zwei Menschen ums Leben. Ein 82-Jähriger wurde am 2. Januar mit seinem Motorroller in Rösrath auf der Hans-Böckler-Straße übersehen, kollidierte mit einem Kleintransporter und starb später an den Unfallfolgen im Krankenhaus. In Burscheid verunglückte ein 18-jähriger Leverkusener am 30. März mit seinem Leichtkraftrad tödlich, nachdem er in einer Kurve in den Gegenverkehr geraden und dort frontal mit einem Auto zusammengestoßen war. Auch bei diesen Fahrzeugen spiele das Alter kaum eine Rolle.

Ein Roller ist unter einem roten Mercedes-Transporter eingeklemmt.

Übersehen und mit dem Pkw erfasst: Auch der 82-jährige Fahrer dieses Rollers starb im vergangenen Jahr an den Folgen dieses Unfalls auf der Rösrather Hans-Böckler-Straße.

Blick auf die Unfallursachen:

Im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen, bei denen Beteiligte ums Leben gekommen sind, war eine zu hohe beziehungsweise nicht angepasste Geschwindigkeit laut Polizei nach wie vor die Hauptunfallursache. Auch der mit seinem Leichtkraftrad in Burscheid verunglückte Leverkusener habe seine Geschwindigkeit nicht den Verkehrsverhältnissen angepasst, so der Leiter des Verkehrsdienstes der Kreispolizei, Thomas Schliwitzki.

Ein trauriger Rekord: Die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen die Fahrer zu schnell unterwegs waren, ist laut Kreispolizei auf einen neuen Höchststand gestiegen. 145 Mal krachte es im vergangenen Jahr, weil die Fahrerinnen und Fahrer die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten oder ihr Tempo nicht den Sicht-, Wetter- oder Verkehrsverhältnissen angepasst hatten (siehe Grafik).

„Zu einem Drittel waren Fahrer motorisierter Zweiräder betroffen“, sagt der Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizei Rhein-Berg, Markus Szech. Insbesondere außerhalb der Orte hätten sie ihre Geschwindigkeit nicht entsprechend angepasst.

„Bei 33 Unfällen mit nicht angepasster Geschwindigkeit kam Alkohol- oder Drogenkonsum der Verursacher hinzu“, so Szech. Die Zahl der Unfalle im Zusammenhang mit Rauschmitteln sei zwar leicht zurückgegangen, mit 50 Unfällen, bei den Personen zu Schaden gekommen seien, aber immer noch zu hoch.

Einen neuen Höchststand haben wie berichtet die Unfälle erreicht, bei denen die Fahrer die Regeln beim Abbiegen missachteten oder Vorfahrtsberechtigte schlicht übersahen. Insgesamt waren solche Fehler im vergangenen Jahr Ursache bei 199 Unfällen im Kreisgebiet.

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