Vorzeitiger RuhestandRegionalkantor aus Rhein-Erft ist enttäuscht vom Umgang der Kirche mit Missbrauch

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Das Bild zeigt die Tastatur einer Kirchenorgel.

Regionalkantor Michael Koll verabschiedet sich in den vorzeitigen Ruhestand. (Symbolbild)

Weil die Kirche ein Glaubwürdigkeitsproblem habe, geht Regionalkantor Michael Koll frühzeitig in den Ruhestand.

Wenn Michael Koll die 28 Jahre Revue passieren lässt, die er als Regionalkantor im Rhein-Erft-Kreis tätig war, erinnert er sich an viele Aktivitäten, die ihm unvergesslich bleiben werden. Dazu gehören die Kirchenmusiktage Rhein-Erft, die er 2003 mit seinen Kolleginnen und Kollegen etabliert hat, die zahlreichen Chortage, die er veranstaltet hat und als Höhepunkt mit Gänsehautfaktor die Kirchenmusikwoche „einfach himmlisch“ im Jahr 2018 mit einem großen Chorfest in der Lanxess-Arena, an dem mehr als 16.000 Sängerinnen und Sänger beteiligt waren.

Jetzt verabschiedet sich Koll vorzeitig in den Ruhestand. Grund dafür ist die Enttäuschung darüber, wie die Kirche mit den Fällen von sexuellem Missbrauch umgeht. Koll hatte Kontakt zu Tätern und zu Opfern und stellt fest: „Die Kirche hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Kann es etwas Schlimmeres für die Kirche geben?“.

Chorsingen ist ein gemeindebildender Faktor

Die Konsequenz daraus ist der vorgezogene Rückzug aus dem Amt. Weil er „für die christliche Botschaft einstehen wollte“, hatte er sich an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf zum Kirchenmusiker ausbilden lassen. Seine erste Stelle führte ihn 1988 gleich nach Abschluss des Studiums nach Brühl, wo er 23 Jahre bleiben sollte.

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Die Orgel, die 1996 in der Pfarrkirche St. Margareta eingebaut wurde, „trägt meinen Fingerabdruck“, wie Koll betont. In der Schlossstadt hat er alle zwei Jahre ein großes Chorkonzert initiiert, „gerne mit abseitigem Programm“ wie der „Mass“ des amerikanischen Komponisten und Jazzpianisten Steve Dobrogosz oder John Rutters „Mass of the Children“. „Zu Anfang herrschte da oft Skepsis“, erinnert Koll sich schmunzelnd, der in Brühl seine „kreativste Zeit als Kirchenmusiker“ erlebt hat.

1995 wurde Michael Koll Regionalkantor

Neben der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste in St. Margareta und St. Stephan hatte er viel Freude an der Leitung der Chöre. „Chorsingen ist ein gemeindebildender Faktor“, stellt der 63-Jährige fest, der an seinem Beruf besonders schätzt, dass sich hier die „Möglichkeiten des Selbstständigen mit der Sicherheit des Angestellten“ verbinden lassen.

Das Bild zeigt Michael Koll, Regionalkantor aus dem Rhein-Erft-Kreis.

Michael Koll, Regionalkantor geht in den Ruhestand

1995 wurde er Regionalkantor, 2010 außerdem Referent für Kirchenmusik bei Erzbistum Köln. In diesen Funktionen war er unter anderem für die Beratung der Seelsorgebereichsmusikerinnen und -musiker, die Ausbildung der nebenberuflichen Kirchenmusiker und die Entwicklung von Kirchenmusikkonzepten zuständig.

Der Musik bleibt Michael Koll als Organist, Pianist und Chorleiter auch im Ruhestand verbunden. „Jetzt kommt die Kür“, freut sich der Kirchenmusiker, der am 13. Dezember im Kreise vieler Weggefährten in St. Audomar in Frechen verabschiedet wird.

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