KG „Große Geistinger“Ein wahres Biotop für Büttenredner

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Hennef – Ohne großes Aufsehen hat sich in Hennef ein ungewöhnliches Sitzungsformat etabliert. Seit sieben Jahren gibt es den Rednerfrühschoppen der KG „Große Geistinger“, der mittlerweile mehr als ein Geheimtipp ist. Die Karten-Nachfrage ist riesig, innerhalb kürzester Zeit sei die Aula der Grundschule Wehrstraße auch diesmal ausverkauft gewesen, sagt Präsident Christoph Morell. Die Kombination aus zünftigem Herren-Frühschoppen und Rednerauftritten („Martin Schops“, „Dä Tuppes vum Land“, „Klaus & Willi“) ging erneut voll auf.

Das eher puristische Ambiente, das im Gegensatz zu klassischen Herrensitzungen auf Musikkapelle, Tanzcorps, Elferrat und Karrnevalsprotokoll verzichtet, ist das Geheimnis des Erfolgs, von dem beide Seiten profitieren - auf und vor der Bühne.

Puristisches Ambiente

Eine Viertelstunde vor Beginn lassen Kneipenstimmung mit lautem Verzäll, Gläserscheppern, emsiges Treiben der Kellner und Gedrängel in den Gängen nicht vermuten, dass es gleich mucksmäuschenstill sein wird, wie Vorsitzender Wolfgang Knott prophezeit. Doch in der Tat: Nach einem tosenden Intro – einem Zusammenschnitt von „Seven Nation Army“ und den Radioreportagen der deutschen Weltmeister-Endspieltore – kann Morell die 450 Herren in disziplinierter Theateratmosphäre begrüßen.

Was nicht heißt, dass es in der Folge bei den Reden ebenso zugegangen wäre. Im Gegenteil: Da wurde vom Start weg bei „Willi & Ernst“, Topstars der diesjährigen Session, ausgiebig gejohlt, gebrüllt und auf die Schenkel geklopft, um gleich danach den nächsten Pointen erneut in erwartungsvoller Stille zu harren. „Bei vielen Sitzungen haben es die Redner echt schwer“, sagt Morell. Die vermeintlich „raderdolle Partystimmung“ werde zum Feind der Bühnenakteure. Mit dem – so Morell – „etwas anderen Konzept“ erhielten diese indes volle Aufmerksamkeit, die an diesem Sonntag bis zur siebten Nummer „Manni der Rocker“ anhalten sollte.

Zur lockeren Frühschoppen-Atmosphäre trugen „der leichte Bieranzug“ bei, der bei den Gastgebern den obligatorischen Sitzungs-Smoking ersetzte, sowie der Kölsch-Tresen auf der Bühne, an dem Morell, Knott und Geschäftsführer Jörg Reinhardt Platz genommen hatten und den Rednern Gesellschaft leisteten.

Daraus entwickelten sich ebenso jecke Situationen wie durch die Gay-Rocker-Nummern-Boys oder den nervösen Finger des Technikers, der die „Tusch-Taste“ in schneller Folge drückte. Für die Comedians „Willi & Ernst“ war all dies ein gefundenes Fressen für zündende Stand-Up-Kunst.

„Ernst“ Markus Kirschbaum lobte den Rednerfrühschoppen im Gespräch mit dieser Zeitung als „großartiges Format“ und „Geschenk“. Das „Wir-wollen-zuhören-Signal“ der Gäste „war ein herrliches Erlebnis“. Als Ritterschlag jedenfalls dürfen Morell und die Seinen Kirschbaums Resümee werten, der Geistinger „Willi & Ernst“-Auftritt habe zu ihren Top-Drei der gesamten Session gezählt.

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