Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Immer wieder UnfälleADAC bringt Ausbau der B 59 bei Pulheim ins Spiel

Lesezeit 3 Minuten
Die Polizei hat auf der B 59 zwischen Pulheim und Rommerskirchen eine Schwerpunktkontrolle durchgeführt.

Die Polizei hat auf der B 59 zwischen Pulheim und Rommerskirchen eine Schwerpunktkontrolle durchgeführt.

Der 2024 in Betrieb genommene Blitzer zeigt kaum Wirkung. Zwischen Pulheim und Rommerskirchen wird gerast wie eh und je.

Der ADAC fordert einen vierspurigen Ausbau der B 59 zwischen Pulheim und Rommerskirchen. Ein solcher Schritt könne dazu führen, die Unfallzahlen auf dem rund acht Kilometer langen Abschnitt zu senken. Die Fahrspuren müssten dann durch Mittelleitplanken getrennt werden, sagt Roman Suthold, Leiter des Fachbereichs Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein.   „Da müsste der Bund mal richtig Geld in die Hand nehmen“, teilt der Verkehrsexperte mit. Er räumt allerdings ein, dass dies unwahrscheinlich ist. 

Daher müsse man mit der akuten Unfallgefahr, vor allem durch Raser, leben. Baulich sei alles ausgereizt, um die Straße sicherer zu machen. Von ihrer Anlage her verleite die B 59 aber zu zügigem Fahren. „Sie verläuft überwiegend schnurgeradeaus,   es gibt kaum Wohnbebauung“, sagt Suthold. Und durch die fehlende Mittelleitplanke gerieten Überholmanöver regelmäßig auf die Gegenfahrbahn. „Das würde man heute nie mehr so planen.“

Pulheim: 2023 verloren zwei Menschen auf der B 59 ihr Leben

Ob überhöhte Geschwindigkeit die Ursache für einen Verkehrsunfall am Mittwochabend (11. Juni) in Höhe von Stommeln gewesen ist, ist unklar. Ein Motorradfahrer (32) war auf einen Pkw aufgefahren, dessen Fahrer (54) nach Polizeiangaben verkehrsbedingt bremsen musste. Bei dem Sturz wurde der 32-Jährige schwer verletzt; er wurde mit einem Rettungshubschrauber in die Kölner Uniklinik geflogen.

Nach dem Tod zweier Verkehrsteilnehmer im Jahr 2023 haben die Behörden mehrere Maßnahmen ergriffen, um die B 59 zu entschärfen. 2024 war auf Empfehlung der Unfallkommission des Kreises eine Lasermessanlage in Betrieb genommen worden. Der Landesbetrieb Straßen NRW hat zwischen Pulheim und Stommeln sogenannte „Leitboys“ installiert.

Diese Strecke ist der Wahnsinn. Die fahren da wie die Bekloppten
Ein Facebook-User

Dabei handelt es um Kunststoffbaken mit einem Gummifuß, der in Standplatten geschoben wird. Sie sollen verhindern, dass Autofahrer an den Stellen, an denen sich zwei Fahrspuren zu einer verengen, über die schraffierten Flächen fahren, um zu überholen. Zudem führt die Polizei auf der B 59 regelmäßig Tempokontrollen durch. So auch Anfang Juni.

Dabei war ein Mann mit mehr als 140 km/h geblitzt worden. Erlaubt ist Tempo 70 an dieser Stelle. Die Folge: 700 Euro, zwei Punkte in Flensburg und drei Monate Fahrverbot. Damit befindet er sich in bester – oder sollte man sagen: schlechtester – Gesellschaft. Mehr als 600 Verkehrsteilnehmer waren binnen weniger Stunden mit überhöhter Geschwindigkeit gemessen worden. Weiteren acht Autofahrern droht ebenfalls ein Fahrverbot, weil sie bei zugelassenen 70 Stundenkilometer mindestens 26 Stundenkilometer mehr auf dem Tacho hatten.

Roman Suthold, Leiter des Fachbereichs Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein.

Roman Suthold, Leiter des Fachbereichs Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein.

Die Polizisten schrieben unter anderem fünf Strafanzeigen, weil Fahrzeugführende nicht die erforderliche Fahrerlaubnis besaßen. Dies geht aus einem Post der Polizei auf ihrer Facebookseite hervor. Bei mehr als 15 Fahrzeugen stellten die Beamten fest, dass die Ladung mangelhaft gesichert war.

Bei einer anderen Schwerpunktkontrolle im August 2024 war jeder fünfte Verkehrsteilnehmer zu schnell: 530 von knapp 2800 Fahrzeugen. Drei Fahrer mussten mit einem Fahrverbot rechnen. Darunter befanden sich ein Pkw-Fahrer, der im Bereich einer Baustelle mit etwa Tempo 100 statt der erlaubten 50 Kilometer pro Stunde geblitzt worden war, und ein Lkw-Fahrer.

Der Facebook-Post der Polizei wird kontrovers diskutiert. So schreibt ein User: „Super, gerne öfter und mehr. Die Ergebnisse geben Euch in erschreckendem Maße recht.“ Ein anderer bestätigt: „Diese Strecke ist der Wahnsinn. Die fahren da wie die Bekloppten. Am liebsten wird an den Verengungen auf Teufel komm raus bis in den Gegenverkehr überholt. Hat schon genug dicke Unfälle gegeben.“ Und ein Dritter ergänzt: „Fahre da jede Woche mit dem Lkw von Rommerskirchen nach Pulheim. Was ich da jedes Mal erlebe, da sträuben sich mir jedes Mal die Haare.“


Das empfiehlt die Polizei:

Von einer Brücke beobachten Polizeibeamte den Verkehr auf der Bundesstraße.

Von einer Brücke beobachten Polizeibeamte den Verkehr auf der Bundesstraße.

  1. Verkehrsteilnehmer sollen ihre Geschwindigkeit an die Verkehrslage, die Beschilderung und die Straßenverhältnisse anpassen.
  2. Je höher die  Geschwindigkeit ist, desto länger wird der Bremsweg. Eine angepasste Geschwindigkeit und defensive Fahrweise kann helfen, Unfällen vorzubeugen.
  3. Frühzeitig losfahren, um nicht unter Zeitdruck zu geraten.