Rettungsflieger in Rhein-ErftSwen Bischoff ist von Beruf Lebensretter

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Rettungsflieger Swen Bischoff: Bei seiner Arbeit sieht er die Welt aus der Vogelperspektive.

Rettungsflieger Swen Bischoff: Bei seiner Arbeit sieht er die Welt aus der Vogelperspektive.

Rhein-Erft-Kreis – Es ist kurz nach sechs. Swen Bischoff (39) kommt zur Arbeit und checkt die Maschine. „Mit Sonnenaufgang sind wir einsatzbereit“, sagt er. Bischoff ist Rettungsflieger. Wenn der Alarm geht, rennt er zum Hubschrauber und wirft die Triebwerke an. Der Rettungssanitäter holt noch die Funkeinsatzdaten, der Notarzt läuft direkt zur Maschine. Knapp zwei Minuten nach der Alarmierung hebt in der Regel der Helikopter ab. „Wir sind unterwegs, um Leben zu retten“, sagt Bischoff.

Sein Einsatzgebiet sind die rund 50 Kilometer um den Stützpunkt der Luftrettung am Köln-Bonner Flughafen. Im Rettungshubschrauber ist er alleinverantwortlicher Pilot. „Meine Aufgabe besteht zunächst darin, meine Besatzung, Notarzt und Sanitäter sicher zum Einsatzort zu bringen“, erklärt er. Und nach mehr als 1000 Stunden in der Flugrettung und in den mehr als 2000 Einsätzen sei ihm das bisher immer gelungen. „Es sieht manchmal einfach nur spektakulärer aus, als es ist.“

Den Verkehr gestoppt

Unwillkürlich denkt Bischoff an einen schweren Verkehrsunfall auf der Autobahn 4 bei Kerpen-Horrem. „Wir waren als Erste vor Ort, ich sah beim Anflug weder Feuerwehr noch Notarzt- und Rettungswagen.“ Lange habe er da nicht nachdenken müssen. „Ich bin ja kein Mensch, der mit dem Wissen, da unten gebraucht zu werden, fünf Minuten über einer Einsatzstelle kreist“, sagt er. Also sei er langsam runter und habe so den immer noch an der Unfallstelle vorbeifahrenden Verkehr selbst gestoppt.

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Diese Aktion war nicht die erste ihrer Art. Insbesondere bei Unfällen auf Autobahnen sei die Flugrettung oft zuerst am Einsatzort. Unvergessen wird Bischoff auch der Einsatz bleiben, bei dem er im Wechsel mit seinem Notarzt und dem Sanitäter auf der A 4 einen Schwerverletzten so lange reanimierte, bis die Bodenrettung eintraf und übernehmen konnte. „Bei solchen Einsätzen spüren und erleben wir alle drei unser Team ganz besonders intensiv“, sagt Bischoff. Blind könnten sie sich aufeinander verlassen und einander vertrauen.

Einer von 14 Nothelfern

Christoph steht für Christophorus. Der Heilige ist einer von 14 Nothelfern. Er ist auch der Schutzpatron der Reisenden, Seeleute, Kraftfahrer und Luftschiffer. Deswegen heißen alle Rettungshubschrauber Christoph. Die Bundespolizei hat 18 Rettungshubschrauber in zwölf Zentren bundesweit im Einsatz. Mit wenigen Handgriffen können aber auch die blauen Polizeihubschrauber EC 135 so umgerüstet werden, dass sie als Rettungshubschrauber einsetzbar sind. Anders als die gelben Rettungshubschrauber des ADAC ist Christoph 3 der Bundespolizei orangefarben lackiert. Die Helikopter sind Eigentum des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn. (mkl)

Bischoff liebt seine Arbeit. Auch nach zwölf Jahren ist er immer noch für jede Zusatzschicht zu haben. Dabei ist die Arbeit alles andere als einfach.

Bei schrecklichen Unfällen und Großschadensfällen ist das ganze Ausmaß der Katastrophen ja oft nur aus der Luft vollständig zu erkennen. „Ich sage mir deswegen immer, dass wir gerufen werden, um zu helfen und nicht, weil etwas Schlimmes passiert ist.“ Täglich zeige ihm seine Arbeit aber auch, wie Menschen durch Krankheiten oder Unfälle aus ihrem Alltag gerissen würden und wie sich das Leben von einer auf die andere Minute vollkommen ändern könne. „Ich bin dadurch sehr viel gelassener geworden und habe gelernt, mich über Nebensächlichkeiten nicht mehr aufzuregen. Wirklich wichtig sind ohnehin nur die Gesundheit und das Leben.“

Aber nicht nur bei Unfällen und häuslichen Notfällen werden Bischoff und sein Team alarmiert. „Wir helfen auch bei der Personensuche zu Land und zu Wasser“, berichtet er. Dann fliege er auf Sicht, das heiße, im Vergleich zu den anderen Rettungseinsätzen, bei denen er in etwa 300 bis 500 Metern Höhe mit bis zu Tempo 230 unterwegs sei, extrem tief. „Da muss man sein Umfeld schon hundertprozentig im Auge halten“, sagt der Pilot.

Hochspannungsmaste erkennt man abends kaum noch

Insbesondere Hochspannungsmaste erkenne man in der Abenddämmerung kaum mehr aus der Luft. Deswegen entscheide der Pilot, wann der Einsatz wegen Dunkelheit abgebrochen werde und es zurück zum Stützpunkt gehe.

Platz ist in Swen Bischoffs Rettungshubschrauber nur für einen Patienten und das Rettungsteam. Die Trage, umringt von einer kleinen Intensivstation, ist im Hubschrauberbauch so platziert, dass sich Notarzt und Sanitäter auch während des Fluges gut um ihren Patienten kümmern können. „Immer öfter werden wir aber auch gerufen, weil unser Notarzt vor Ort gebraucht wird“, sagt Bischoff.

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