Aktion gegen PlastikmüllRewe in Rhein-Erft verschenkt Mehrwegnetze an Kunden

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Rhein-Erft Obstnetz Symbol

Mit Mehrwegnetzen kann beim Einkauf auf Plastiktüten verzichtet werden.

Rhein-Erft-Kreis – „Wir begrüßen die Aktion, es ist an sich eine gute Sache, ökologisch sinnvoll und führt zu einem Umdenken in der Bevölkerung.“ Anerkennend urteilt Rüdiger Waldschmidt, Leiter der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale Brühl, über eine aktuelle Aktion der Rewe Group.

Im August werden in den Supermärkten von Rewe, Nahkauf und Penny rund 14 Millionen Mehrwegnetze für den Einkauf von unverpacktem Obst und Gemüse verschenkt. Die Kunden sollen auf die kleinen Kunststoffbeutel verzichten. Pro Einkauf gibt es eine Packung mit zwei Netzen kostenfrei dazu.

Die Netze fürs Obst immer dabei: „Am besten bleiben sie im Kofferraum.“

„Bei uns in den Märkten gab es wohl schon kleine Streitereien, weil manche Kunden mehrere Packungen mit Netzen mitnehmen wollten“, berichtet Peter Richrath. Mit seinem Bruder Lutz Richrath besitzt er 16 Rewe-Märkte, 13 davon im Rhein-Erft-Kreis.

„Wir investieren Hunderttausende in alternative Verpackungen, aber hochwertige Lebensmittel müssen auch vernünftig verpackt sein, um sie gut transportieren zu können.“ In einigen Märkten würden auch kompostierbare Obstbeutel angeboten, dafür werde zurzeit noch nach einem günstigeren Produzenten gesucht. Richrath hat einen Tipp: „Man muss sich damit organisieren, am besten bleiben die Netze im Kofferraum liegen und nicht zu Hause – dann hat man sie immer dabei.“

Mehr als 100.000 Tonnen Verpackungsmüll beim Obstkauf in Deutschland

Auch Otmar Ophoven, Projektleiter beim Naturschutzbund (Nabu) Rhein-Erft, hat für den Obsteinkauf einen Rat: „Wiederverwendung schont die Ressourcen, daher sind die Mehrwegfrischenetze eine gute Sache. Allerdings müssen sie auch regelmäßig genutzt werden, um einen echten Umweltvorteil zu bieten.

Kleiner Tipp, wenn man mal sein Netz vergessen hat: Das meiste Obst und Gemüse kann man auch einfach unverpackt in der Einkaufstasche mitnehmen.“ Laut einer Studie, die der Nabu 2019 in Auftrag gegeben hat, fielen beim Obst- und Gemüsekauf in Deutschland 103.069 Tonnen Verpackungsmüll, darunter 66.000 Tonnen Kunststoff an.

Koray Simsek: „Viele Kunden haben die Netze bereits.“

So spart man Plastik

Tipps für Verbraucher

Der Nabu Rhein-Erft und der BUND Rhein-Erft haben Tipps zum Plastiksparen beim Einkaufen erarbeitet, eine kleine Auswahl: Regionale und saisonale Produkte kaufen

Auf schädliches Mikroplastik achten, zum Beispiel in Kosmetika Einkauf im Unverpacktladen.

Stofftaschen, Korb und Rucksäcke statt Kunststofftragetaschen verwenden Mehrweggefäße und -flaschen kaufen.

Eigene Trinkbecher statt To-Go-Plastiktassen.

Waschbare Putz- und Spüllappen statt Küchenrolle und Einwegreinigungstücher verwenden.

Vor dem Neukauf prüfen, ob das alte Produkt repariert werden kann.

Bei haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln oder Reis große Packungen kaufen.

Nachfüllpackungen für Kosmetik und Putzmittel erwerben.

Ein umweltbewussteres Verhalten der Kundschaft kann auch Koray Simsek, stellvertretender Marktleiter des Rewe Richrath in Efferen, feststellen: „Die Aktion ist eine gute Idee, kommt aber etwas zu spät, viele Kunden haben die Netze bereits.“ Seit mehr als einem Jahr konnten die Verbraucher in dem Markt bereits zwei Netze für 99 Cent kaufen – das wurde gut angenommen. „Zu Anfang war es für die Kunden neu, jetzt gehört es fast dazu“, sagt Simsek, „wir legen auch viel Wert auf Waren aus der Region, die werden zumeist unverpackt angeboten“.

Regionale und unverpackte Ware ohne lange Anfahrtswege zu kaufen, empfiehlt auch Sebastian Schöne vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Rhein-Erft: „Jedes unverpackte Obst und Gemüse ist positiv zu sehen. Wir begrüßen die Vorgehensweise der Aktion. Wichtig ist natürlich, dass die Netze so oft wie möglich benutzt werden. Um eine Einmalnutzung zu vermeiden, wäre zu prüfen, ob ein kleines Entgelt nicht zielführender wäre. Ich selber nutze solche Netze regelmäßig, bei manchen Bio-Läden sind sie fast schon Standard.“

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Ein Fan der Mehrwegnetze ist auch die Frechenerin Mara Müller: „Wir nutzen die Netze nicht nur für den Einkauf, wir sammeln darin kleine Spielzeugteile wie Playmobil oder auch Schrauben und Dübel.“ Auch Waldschmidt hat noch einen Tipp: „Einfach mal die Sonntagsbrötchen in so einem Netz holen, das spart dann im Jahr fast 50 Papiertüten.“

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