Mit musikalischer Begleitung und persönlichen Anekdoten und Erinnerungen führte Anna Hüsch die Windecker durch den Abend.
„Mein Vater der Poet“Tochter liest zum 100. Geburtstag von Hanns Dieter Hüsch in Windeck

Hanns Dieter Hüschs Tochter Anna und Nicolas Evertsbusch bescherten den Windeckern im Herchener Haus des Gastes einen wundervollen Abend mit Erinnerungen an den großen Meister des Kabaretts.
Copyright: Sylvia Schmidt
Ohne den großen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch wäre der Matineeverein Herchen vielleicht nie gegründet worden. Er war der Türöffner zu den ganz großen Namen seiner Zunft, die sich seit 1992 im Haus des Gastes bis heute die Klinke in die Hand geben. Am 6. Mai wäre der 2005 in Windeck verstorbene Ehrenvorsitzende des Vereins 100 Jahre alt geworden. Seine Tochter Anna Hüsch hatte aus seinen Texten, Gedichten, Liedern und persönlichen Erinnerungen das Programm „Mein Vater der Poet“ zusammengestellt.
„Es ist mir eine Ehre, hier auftreten zu dürfen“, bedankte sich die Psychologin im Ruhestand für die Einladung. „Je älter ich wurde, wünschte ich mir, einmal meine Lieblingstexte von meinem Vater vorlesen zu dürfen. Daraus ist ein ganzer Abend geworden.“ Alle Stücke habe ihr Vater auf dem Klavier komponiert, weiß sie, später auf der Orgel. Diese Orgelstücke hatte Nicolas Evertsbusch wieder auf das Klavier übertragen und begleitete Anna Hüsch durch den Abend.
Texte von Hanns Dieter Hüsch haben nicht an Aktualität eingebüßt
Unprätentiös konzentrierte sich die Tochter auf die Lesung der von ihr ausgewählten Texte und verzichtete auf alles, was von deren tiefgründigen Inhalten hätte ablenken können. Ihr Vater hatte es verstanden, seine Inhalte in beinahe spielerisch leichter Sprache zu servieren, berührend klar, vorausschauend und ehrlich. Besondere Strahlkraft erhalten sie durch wahrlich meisterhaftes Abschmecken mit der perfekten Prise Alltagspoesie. Das Zuhören war sprachlich und inhaltlich ein Genuss, zumal die Texte nichts an Aktualität verloren haben, teils noch dringlicher sind als ehedem. Bestes Beispiel schon zum Auftakt: das Märchen vom Planeten Terra, der Erde, eine kleine Komödie/Tragödie aus dem Jahr 1958.
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Terra wurde krank und richtet sich so zugrunde, dass kein vorübergehender Planet ihn wiedererkannte mit Brandwunden an Händen und Füßen und sprach ein merkwürdiges Kauderwelsch aus chinesisch und amerikanisch. Terra gab am Ende Hass, Ungerechtigkeit, Gewalt, Atombomben und anderes ab. Mit leeren Händen wurde er (Hüsch hat Terra (der Planet; männlich vorgegeben) nach vielen Jahren gesund und heiratete den Himmel.
„Das Phänomen“ beschreibt Werdegang in den Faschismus
Als Anna Hüsch sieben Jahre alt war, sollten die Schulkinder sagen, was ihre Väter beruflich machen. „Mein Vater ist Trapezkünstler“, war sie überzeugt. Hüsch hatte selbst von einem frühen „Auftritt“ in der Schule geschrieben, als er in Sachen binomische Formeln an die Tafel musste. Ahnung habe er keine gehabt, hatte er schriftlich festgehalten, aber dafür Fantasie. Wie eine Partitur habe er endlose Zahlen und Formeln an die Tafel geschrieben, nichts davon habe gestimmt, aber er sei überzeugt gewesen, durch endloses Aufschreiben irgendwann zu einem Ergebnis zu kommen. Auch zum Helden taugte er nicht, wie er schon 1948 im Lied „Ich bin so unmuskulös“ vertont hatte, nun mit Witz vorgetragen von Nicolas Evertsbusch.
Anna Hüsch und ihr musikalischer Begleiter machten Halt an Lebensstationen und politischen Überzeugungen des Künstlers. In seinem Traum im „Lied vom runden Tisch“ etwa, darf jeder sitzen, außer den Faschisten. Deren Werdegang beschrieb er 1981 in „Das Phänomen“. „Ganz früh fängt es in uns an“, nahm er in der Kindheit den Faden auf, wenn es heißt: „Mit dem da spielst du nicht mehr.“ „Nur wenn wir in uns alle sehen, besiegen wir das Phänomen“, war sein Schluss als Erwachsener.
Mit viel Applaus erhob sich das Publikum von den Sitzen und dankte damit für dieses köstliche Seelenfutter. Der Matineeverein bedankte sich bei den Künstlern mit seiner Broschüre zu Hüschs 100. Geburtstag, in dem sich künstlerische Weggefährten wie Jürgen Becker, Konrad Beikircher und viele andere an ihn erinnern.
Der Matineeverein Herchen lädt für Mittwoch, 28. Mai, ab 19.30 Uhr im Rahmen des „Stadt Land Fluss“-Festivals erstmals zu „Kunst gegen Bares“ ein. Fünf lokale Künstlerinnen und Künstler treten im Haus des Gastes an, um mit Figurenspiel, Märchen, Liedern und Zauberei zu begeistern. Jede Darbietung dauert maximal zehn Minuten.