50 Jahre Rhein-Sieg-KreisWarum Windeck nur mit Widerwillen entstanden ist

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Nur noch die Ruine erinnert an die Burg, die dem Amt Windeck und 1969 der Gemeinde ihren Namen gab.

Nur noch die Ruine erinnert an die Burg, die dem Amt Windeck und 1969 der Gemeinde ihren Namen gab.

  • Die Dreierbeziehung, die vor 50 Jahren zur neuen Gemeinde Windeck zusammengeführt wurde, war von Anfang an keine „Wunschehe“.
  • Insbesondere die Rivalitäten zwischen Dattenfeld und Rosbach prägten die Diskussionen im Vorfeld der kommunalen Neuordnung von 1969.
  • Aber auch die Herchener zogen nicht mit wehenden Fahnen mit den beiden größeren unter das gemeinsame Dach Windeck. Wir blicken zurück.

Windeck – Das Amt Windeck mit Sitz auf der Burg und zuletzt in der Burg im heutigen Reichshof-Denklingen war 1825 im preußischen Landkreis Waldbröl aufgegangen. Der reichte im Norden bis an die Agger vor die Tore Gummersbachs. Bei einer Kreisreform 1932, noch vor der Zeit des Nationalsozialismus, wurde dieser Landkreis aufgelöst.

Rosbach und Dattenfeld wurden dem neuen Siegkreis zugeschlagen, die nördlichen Kommunen dem neuen Oberbergischen Kreis. Im Thal Altwindeck hält sich bis heute das Gerücht: „Von da an ging es bergab.“ Mitte der 50er Jahre hatte das stärker konservativ-katholisch geprägte Dattenfeld sich selbstständig gemacht, weil das etwas reichere, evangelisch und politisch eher links angesiedelte Rosbach stets den Kurs angeben wollte. Genau diese Konstellation aber drohte 1967 erneut, als landesweit über die Neugestaltung der Kommunen und Kreise diskutiert wurde.

Hüben wie drüben, in Rosbach wie in Dattenfeld, legten es Politiker und Verwaltungen darauf an, im Vorfeld der „Vereinigung“ Fakten zu schaffen. So gab es schon 1967 Verhandlungen mit Herchen. Das Ziel: eine Verwaltungsgemeinschaft Dattenfeld-Herchen als Gegengewicht zu Rosbach mit seiner Industrie – damals vor allem dem Stahlwerk Hermes und den Schladerner Elmores-Werken mit Hauptsitz am Rosbacher Siegufer.

Mehrheit für Eitorf-Anschluss

In Herchen hatten sich die Bürger bei einer Unterschriftenaktion mit mehr als 95 Prozent klar für einen Anschluss ans benachbarte Eitorf ausgesprochen. Nur wenig mehr als vier Prozent wollten mit Dattenfeld und Rosbach vereinigt werden, hieß es im Protokoll der Umfrage, die im Eitorfer Gemeindearchiv liegt. Von Rosbach aus versuchte der dortige Gemeindedirektor Erich Krämer mitzumischen. Er schlug vor, die Gemeinde aufzuteilen. Herchen selbst und die westlichen Ortschaften im Siegtal wollte er Eitorf, die Nutscheidhöhe Ruppichteroth und die Westerwaldorte um Leuscheid Rosbach zuschlagen.

Es gab Ende der 60er Jahre genug Streitpunkte und Eifersüchteleien zwischen den Zwangsgeschwistern Herchen, Dattenfeld und Rosbach. Vor dem Zusammenschluss wurden im heutigen Dattenfelder Kurpark noch schnell erste Fundamente für eine eigene Hauptschule gegossen. Gleichzeitig begann in Rosbach der Umbau der Grundschule für denselben Zweck. Und während Dattenfeld sich eine „Hauptstraße“ leistete, punktete Rosbach mit dem alten und neuen Rathaus an der „Rathausstraße“ und einem Gebäude gleich gegenüber, die zusammen genügend Platz für die Verwaltung boten.

Rathausfilialen in Herchen und Dattenfeld geschlossen

Noch rechtzeitig vor endgültigen Beschlüssen zum Zusammenschluss der Kommunen wurde Rosbach durch die Angliederung von Dörfern wie Rüddel, Obernau und Roth erheblich erweitert und so klar zum größten Ort der neuen Kommune. Auch die Weichen für das Gewerbegebiet im Maueler Siegbogen stellte Gemeindedirektor Krämer. Während die Abwässer in Rosbach noch größtenteils in die Sieg flossen, hatte Dattenfeld bereits in Kanäle investiert.

Wenn auch einige Rechnungen Krämers am Ende aufgingen, so tickten die Uhren auf der landespolitischen Ebene am Ende doch etwas anders. Der Landtag zerschlug Herchen nicht, schlug den Ort aber der neuen Gemeinde Windeck an der Oberen Sieg zu. Sehr zum Ärger der Dattenfelder zog die Hauptschule nach Rosbach.

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Rathausfilialen in Herchen und Dattenfeld wurden aus Mangel an Nachfrage im Laufe der Zeit geschlossen. Den Namen übernahm die neue Gemeinde vom alten Amt Windeck. Das Dorf am Fuß der Ruine hieß fortan „Altwindeck“, um Verwechslungen zu vermeiden.

Auch wenn die jüngere Generation sich inzwischen als Windecker fühlt, flammen die alten Rivalitäten dann und wann wieder auf. Nachdem ein Handlungs- und Entwicklungskonzept für Dattenfeld derzeit unter anderem mit dem Umbau der Hauptstraße umgesetzt wird, hat der Gemeinderat mit einem Beschluss dafür gesorgt, dass demnächst auch Rosbach weiter entwickelt wird.

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