Fluglärm in HennefBürger fordern Rücknahme der Routenänderung

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Die Heisterschoßer wehren sich gegen den Fluglärm.

Die Heisterschoßer wehren sich gegen den Fluglärm.

Hennef – Bruno Schinke gibt nicht auf. Seit mehr als 20 Jahren kämpft er mit weiteren Einwohnern von Heisterschoß gegen Fluglärm, seit 1999 durch die Verschiebung der so genannten DOM-Route die vom Flughafen Köln/Bonn startenden Flugzeuge nicht mehr vor, sondern über seinem Heimatort Heisterschoß nach Norden abdrehen und seit die COL-Route leicht nach Norden verschoben wurde. Außerdem wurden durch das Ness-Verfahren die Routen gebündelt.

Thema im Umweltausschuss

2006 kamen noch einmal weitere Überflüge durch die häufigere Nutzung der mit Abstand am meisten geflogene COL-Route über Heisterschoß hinzu. Schinke hat durch Nachfragen erfahren, dass es 2009 im Vergleich zu 1997 rund 15 Prozent mehr Starts gewesen sind. Am morgigen Dienstag, 3. März, tagt der städtische Umweltausschuss im Rathaus, dort ist das Thema auf der Tagesordnung.

„Zu laut und zu viele Überflüge, daran muss sich etwas ändern, so darf das nicht weitergehen“, sagt der Rentner. Viele Nächte ist er, wie zahlreiche andere Heisterschosser auch, wach, geweckt durch Starts von Fracht- und Passagiermaschinen. Und weil sie zuweilen alle zweieinhalb Minuten kommen, können sie auch nicht mehr einschlafen. „Was uns kaputt macht, ist die Masse der Überflüge, aber das kann ich nirgendwo deutlich machen“, kritisiert er das Beschwerdesystem des Flughafens. Individuelle Texte laufen, so hat er es erlebt, ins Leere.

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Fragebögen sollen helfen

Aufgeben werden der 70-Jährige und seine Mitstreiter jedoch noch lange nicht. Er hat jahrelang Korrespondenz mit Flughafen, Flugsicherung und Politikern geführt. Das ist seine große Forderung: „Der Fluglärm muss demokratisiert werden.“ Mit einem neuen Projekt ist er jetzt wieder aktiv geworden. Er hat an gut 450 Haushalte in Heisterschoß einen Fragebogen verteilt; aus 155, in denen 417 Menschen leben, bekam er eine Rückmeldung. Die daraus resultierenden Forderungen hat er an den Vertreter der Stadt Hennef in der Fluglärmkommission, Umweltamtsleiter Johannes Oppermann, geschickt.

Die Bündelung und die Verschiebungen der Startrouten wollen die Bürger zurückgenommen haben. Sie fürchten Lärmsteigerungen, denn die Kapazität des Flughafens ist noch nicht ausgeschöpft, die Überflüge auf der COL-Route sollen gedeckelt werden. Die Überflughöhe über Heisterschoß müsse erhöht, ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr eingeführt werden. Außerdem wünschen sie sich einen anderen Modus zur Entscheidungsfindung in der Fluglärmkommission, der „Benachteiligungen einzelner Städte und Kommunen verhindert und den Fluglärm sozialgerecht verteilt“. Zu guter Letzt soll die Fluglärm-Messstelle wieder von Happerschoß nach Heisterschoß verlegt werden.

Nachtflugverbot lässt weiter auf sich warten

In seiner Antwort weist Oppermann darauf hin, dass die zweite Hennefer Messstelle an der Gesamtschule Hennef-West einen höheren Dauerschallpegel und auch mehr Einzelschallereignisse aufweist. Eine höhere Belastung zugunsten anderer Gebiete gebe es also nicht. Eine überzeugende Alternative zur kritisierten Bündelung gebe es nicht, eine Änderung der Flugrouten habe wenig Aussicht auf Erfolg. Die Ursache des Problems sei die praktisch schrankenlose Nachtfluggenehmigung unter „Ausnutzung einer in Deutschland einmaligen rechtlichen Genehmigungskonstruktion“. Die Einführung eines Nachtflugverbots verfolgt die Stadt seit vielen Jahren ohne Erfolg. Und Oppermann stellt noch einmal klar, dass die Fluglärmkommission keine Entscheidungen fällt.

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Schinke hält dagegen: Verlärmte Orte werden untereinander verglichen, niemals verlärmte Orte mit ruhigen. Derzeit würden die Bewohner weniger besiedelter Gebiete stärker mit Überflügen belastet, genau das hält er für undemokratisch und krankmachend. Gemeinsam mit Angelo Zientarski will Schinke nichtsdestotrotz weiter daran arbeiten, die Lärmbelastung erträglicher zu machen. Die Parteien hat er wieder alle angeschrieben. Die 155 Haushalte, die sich gemeldet hatten, wird er nach der Umweltausschusssitzung weiter informieren. Denn aufgeben ist Schinkes Sache nicht. Zum Glück seien nun jüngere Einwohner von Heisterschoß mit im Boot, die ihn unterstützen würden.

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