Kampf im WaldLohmarer Schüler bauen einen Staudamm fürs Moor

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Jugendliche tragen angespitzte Holzstämme

Für den Dammbau am Moor: Die Gymnasiasten schleppten viele Stämme.

Der Bach schimmert rötlich, ein Stiefel steckt im Schlamm, und im Wald tobt ein Kampf. Spannendes erlebten Lohmarer Schüler im Moor.          

Fichte gegen Torfmoos: Förster Axel Horn spricht von einem „Kampf“, der im kleinen Moor an der Rothenbachbrücke tobt. Welche Pflanzen den Wettstreit um den Lebensraum gewinnen, das können die Achtklässler vom Gymnasium Lohmar maßgeblich beeinflussen. Sie erleben Biologieunterricht ganz praktisch.

Einige Mädchen und Jungen schleppen angespitzte Stämme heran und balancierten mit ihrer Last über eine Behelfsbrücke aus einem schmalen Brett. Andere füllen massenhaft Jutesäckchen mit Sand. Beides Material für einen Damm, denn die feuchte Fläche soll größer werden.

Das Lohmarer Niedermoor liegt unweit der Bundesstraße 484

Manche haben schon sichtbar Tuchfühlung aufgenommen, Hosen sind voller Schlammspitzer, ein Gummistiefel blieb im Morast stecken, die Besitzerin hüpft auf einem Bein, der andere Fuß ist pitschenass. Auf die  flehende Frage: „Haben Sie vielleicht ein Tuch?“ erntet sie Kopfschütteln. Ach, egal. Lehrerin Susanne Elvenich schmunzelt.    

Der Nachwuchs ist eingebunden in ein Gemeinschaftsprojekt. Der Heimatverein Lohmar will das Moor unweit der Bundesstraße 484 renaturieren. Einst von unseren Vorfahren trockengelegt, soll das wertvolle Ökosystem nun wieder durch Vernässung zum Wasserfilter und CO2-Speicher werden. Und dafür müssen viele Menschen Hand anlegen.

Eine Feuchtfläche im Wald

Das kleine Moor an der Rothenbachbrücke soll sich mit Hilfe von Heimatverein Lohmar und Schülern entwickeln.

In einem ersten Schritt entfernten die Vereinsaktiven in Abstimmung mit dem Förster im Februar etwa 70 Bäume und etliche Sträucher, schildert Wolfgang Weber; bei dem Fachbereichsleiter für Heimatpflege und Naturschutz laufen die Fäden zusammen.

Die Schülerinnen und Schüler erkundeten das an einer Wegegabelung gut zugängliche Gelände und dokumentierten, was hier wächst. Sie machten einen Wasserversickerungs- und einen Lichttest und maßen den pH-Wert.

Im Mittelalter wurden im Lohmarer und Siegburger Wald Ton abgebaut und Moore trockengelegt

 An diesem sonnigen Apriltag wiederholen sie die Messungen, erfassen auch den Wasserfluss durch ein Nivelliergerät, sehen erste Flecken Torfmoos, ein gutes Zeichen. Auch Ältere aus dem Q1-Leistungskurs Bio sind mit im Boot.

Anfang Juli soll sich eine ganze Projektwoche rund ums Moor drehen. Experte Dr. Martin Grund vom Bund für Umwelt und Naturschutz NRW (BUND) begleitet das Vorhaben. Für den Heimatverein ist die Belebung des Niedermoors ein Baustein für den Klimaschutz. Das zweite große Projekt nach dem Pflanzgarten mit 4500 neuen Bäumen.

Drei Mädchen mit einer Wasserprobe und einem Messgerät

Wie ist die Wasserqualität? Die Achtklässler und der Leistungskurs Q 1 vom Gymnasium Lohmar ziehen Proben.

Bereits im Mittelalter wurden im Lohmarer und Siegburger Wald Ton abgebaut und  Moore trockengelegt. Der so gewonnene Torf diente als Brennstoff und Eintreu. Die Flächen wurden mit den nicht ortstypischen Fichten bepflanzt und mit Hemlocktannen. Zusätzlich wurden Fischteiche angelegt, um die Bevölkerung zu versorgen.  

Laut einem EU-Gesetz sollen bis 2050 die Hälfte der ursprünglichen Feuchtgebiete wiederhergestellt sein. Ein Langzeitprojekt: In einem Jahr wächst die Torfschicht nur um einen Millimeter, für einen Meter Torf braucht es also tausend Jahre. 

Nur wer seine Umwelt kennt, kann sie schützen, sagt Wolfgang Weber. Die Schüler betrachten den Wald schon jetzt mit anderen Augen. Und warum der Rothenbach rötlich schimmert, wissen sie auch: Die Tonmineralien in der Erde sind eisenhaltig, und sobald das Wasser steht, bildet sich quasi Rost, und der färbt das sonst klare Nass ein. Förster Horn: „Daher hat der Bach seinen Namen.“   

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