CoronaRhein-Sieg-Kreis stellt mobiles Impfangebot ein – Nachfrage „dramatisch“ gesunken

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Ein Mann erhält eine Corona-Impfung in Siegburg.

Einer der Letzten, die das mobile Angebot in Siegburg in Anspruch nehmen, war am Montag Mohammed Fazil Asghari.

Am 16. Dezember stellt der Rhein-Sieg-Kreis sein mobiles Impfangebot gegen das Coronavirus ein. Die Nachfrage habe „dramatisch abgenommen“ – die Arztpraxen sehen sich gerüstet.

Mohammed Fazil Asghari ist an diesem Tag der 13. Besucher: Zwölf Menschen haben sich am Montagvormittag im Kreishaus gegen das Coronavirus impfen lassen, bevor der junge Afghane gegen 13 Uhr den Hemdsärmel aufrollt. Zum vorerst letzten Mal machte das mobile Impfteam des Rhein-Sieg-Kreises Station in Siegburg; Ende der Woche werden die stationären und mobilen Impfangebote der Kreisverwaltung eingestellt.

Die Nachfrage habe „dramatisch abgenommen in den letzten Wochen“, gab Ingo Freier, Leiter des Amts für Bevölkerungsschutz bei der Kreisverwaltung, Auskunft. Wobei die Zahlen stark schwankten: 800 Personen holten sich in der 41. Kalenderwoche eine Impfdosis ab, in anderen Wochen waren es weniger als 100. „Absolut“ lautet Freiers Antwort auf die Frage, ob die Bevölkerung das Virus nicht mehr so ernst nehme. „Beim Impfen ist das wie mit den Masken.“

320.000 Menschen hat der Rhein-Sieg-Kreis über die aufgebauten Strukturen geimpft

Immerhin 204 Personen nutzten in der zurückliegenden Woche das Angebot des Kreises, ließen sich an den Impfstellen in Sankt Augustin und Meckenheim oder bei einem Termin des Impfteams immunisieren. Eine einzige Erstimpfung war darunter, auch für den 17-Jährigen Mohammed Fazil, der seit Mitte Oktober bei einer Siegburger Familie lebt, war es bereits die Booster-Impfung. „Überhaupt keine Bedenken“, habe der junge Mann gehabt, berichtet Judith Haneke, die den Geflüchteten aus Afghanistan in ihrer Familie aufgenommen hat.

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„Weit mehr als 320.000 Menschen“ habe der Rhein-Sieg-Kreis über die seit Anfang 2021 aufgebauten Strukturen erreicht, zog Ingo Freier eine erste Bilanz: im Sankt Augustiner Impfzentrum ebenso wie später in Impfstellen und bei den Einsätzen der mobilen Teams. „Hinzu kommt die hervorragende Arbeit der Hausärzte“, lobte Freier.

Die werden nun allein die Impfkampagne fortsetzen, der Rhein-Sieg-Kreis baut seine Strukturen ab. Das Impfmobil fährt ins Lager, die aus anderen Fachabteilungen der Verwaltung abgeordneten Kolleginnen und Kollegen kehren an ihre gewohnten Schreibtische zurück. Aber, so betont Ingo Freier: „Wir können das in wenigen Tagen wieder hochfahren.“

Booster-Impfung wird in Rhein-Sieg nur mäßig nachgefragt

Der Rückzug des Kreises aus der Impfkampagne inmitten einer wütenden Infektionswelle bereitet Dr. Jacqueline Hiepler, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Rhein-Sieg-Kreis, derzeit wenig Sorge. Der Anteil derjenigen, die nicht in den Hausarztpraxen geimpft wurden, sei ohnehin gering gewesen. „90 Prozent aller Impfungen im Kreis haben wir durchgeführt – die nun fehlenden Prozent kriegen wir gut unter den Hausarztpraxen aufgeteilt.“

Ohnehin werde die Booster-Impfung derzeit nur „mäßig“ nachgefragt. Die Situation sei also trotz der aktuell angespannten Lage unter Kontrolle. „Wirklich unter Druck sind derzeit die Kinderärzte. Gerade die ganz kleinen Kinder haben ein untrainiertes Immunsystem“, berichtet Hiepler.

KV-Vorsitzende Hiepler sieht Durchseuchung erreicht

Aber auch unter den Erwachsenen dominierten Infektionen der oberen Atemwege. „Das macht derzeit 70 Prozent der Patientinnen und Patienten aus – die restlichen 30 Prozent verteilen sich auf Grippe- und Corona-Infektionen“, sagt die KV-Vorsitzende.

Die Verläufe bei den Corona-Infizierten seien, so die Hennefer Ärztin, „unspektakulär“, die allermeisten seien geimpft oder genesen. „Menschen, die nicht in diese beiden Kategorien fallen, muss man mittlerweile mit der Lupe suchen – ich denke, wir haben die Durchseuchung erreicht.“

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