Erfinder der „Pütz Dart Liga“„Vor 25 Jahren waren nur Freaks am Start“

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Karneval bei Weltmeisterschaft im „Alexandra Palace“: Freakig ist das Publikum in London auch heute noch.

Karneval bei Weltmeisterschaft im „Alexandra Palace“: Freakig ist das Publikum in London auch heute noch.

Troisdorf – Wolfgang Pütz (51) aus Troisdorf ist Erfinder und Organisator der nach ihm benannten Pütz Dart Liga, die auf regionaler Ebene im Rhein-Sieg-Kreis und weit darüber hinaus von Hilden bis Koblenz einen Liga-Betrieb und Ranglisten-Turniere im Automaten-Dart (E-Dart) organisiert. Gerade kehrte er von den Darts-Weltmeisterschaften im legendären „Alexandra Palace“ aus London zurück.

Wie oft waren Sie bereits bei der Weltmeisterschaft?

Jetzt das dritte Mal in Folge vor Ort im „Ally Pally“. Es ist immer wieder spannend, zu beobachten, was sich von Jahr zu Jahr verändert und wie sich die Veranstaltung insbesondere organisatorisch weiterentwickelt. So sehe ich die Spieler vorher live, die ich dann für Events in Köln, Bonn oder im Rhein-Sieg-Kreis verpflichte.

Wen haben Sie denn diesmal getroffen?

Zum Beispiel Russ Bray, den bekanntesten Caller (zu deutsch: Ansager, die Red.) im Dartsport. Oder auch Peter Wright, den Weltranglisten-Zweiten, den ich morgens ganz entspannt in seinem Hotel sprechen konnte.

Ganz vorn in London mit dabei: Wolfgang Pütz (links) aus Troisdorf, der Caller Russ Bray (rechts) und Achim Lintzen (hinten) aus Würselen, der in Troisdorf das Turnier leitet.

Ganz vorn in London mit dabei: Wolfgang Pütz (links) aus Troisdorf, der Caller Russ Bray (rechts) und Achim Lintzen (hinten) aus Würselen, der in Troisdorf das Turnier leitet.

Abends habe ich dann leider mit ansehen müssen, wie er überraschend in der zweiten Runde gegen den Walliser Jamie Lewis ausgeschieden ist. Auch mit Kevin Münch aus Bochum, der ja sensationell Doppel-Weltmeister Adrian Lewis in der ersten Runde ausgeschaltet hat, habe ich mich intensiv ausgetauscht.

Wie hat sich der Darts-Sport aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren entwickelt?

Als ich 1993 die Liga gegründet habe, waren da im Prinzip nur Freaks am Start. Damals musste man erklären, was Darts eigentlich ist.

Die Entwicklung, die der Darts-Sport seitdem bis heute in Deutschland genommen hat, ist selbst für die Stars der Szene wie Phil Taylor oder Michael van Garwen überraschend. Die Cologne Darts Gala hat im vergangenen Oktober bei ihrer Premiere auf Anhieb rund 8500 Zuschauer angelockt. Das gab es noch nie.

Woher kommt dieser Erfolg?

Zum einen ist es die Mischung aus Show, Party und Sport. Zum anderen hat die Visualisierung aus meiner Sicht einen maßgeblichen Anteil.

Das Reglement

Mit Pfeilen wird beim Darts auf eine runde 34 Zentimeter große Scheibe geworfen, die in Segmente mit unterschiedlichen Punktewerten unterteilt ist. Da man sich 2,37 Meter von der Scheibe aufstellen muss, erfordert die Sportart hohe Präzision, um die richtigen Felder zu treffen.

Jeder Spieler hat pro Durchgang drei Pfeile, je nach Spiel mit Stahlspitzen oder Kunststoffspitzen. Es gibt zahlreiche Spielvarianten. Bei der Weltmeisterschaft in London wird immer „501“ gespielt, das heißt, jeder Spieler hat 501 Punkte und muss diese auf Null runterspielen. Erschwerend kommt hinzu, dass der letzte Wurf ein „Double Out“ sein muss, also ein Feld mit doppelter Wertung. Dem Dachverband World Darts Federation (WDF) gehören über 60 Nationen an. (opo)

Die Fans sehen auf der Leinwand oder im Fernsehen gleichzeitig die Spieler und die Dartscheibe. Das ist sehr attraktiv. Außerdem ist es ein einfaches Spiel mit leichten Regeln. Und natürlich hilft auch, dass die Fußball-Bundesliga pausiert, wenn die Darts-WM in die entscheidende Phase geht.

Spüren Sie das auch im Rhein-Sieg-Kreis? Nennen Sie bitte ein paar konkrete Beispiele.

In den sozialen Medien ist Darts sehr präsent. Bei der Liga-Geschäftsstelle haben die Anfragen deutlich zugenommen. Immer mehr Menschen kaufen sich privat ein E-Dart-Gerät. Das sind Automaten, wo man mit Pfeilen, die Kunststoffspitzen haben, wirft. In der Gastronomie Ist das Kneipensterben ein Faktor, der den Boom etwas bremst. Andererseits haben Kneipen erkannt, dass sie mit den Geräten neue Kundschaft gewinnen und binden können. In Deutschland gibt es 120 000 organisierte E-Darter. Männer dominieren, aber der Frauen-Anteil liegt immerhin bei 15 bis 20 Prozent.

Wie viele Darts-Spieler gibt es im Sieg-Kreis? Wie viele Clubs? Wie haben sich die Zahlen in den letzten Jahren entwickelt?

Inzwischen gibt es 120 Teams mit circa 1000 Spielern. Angefangen haben wir vor 25 Jahren mit sechs Mannschaften und 30 Spielern. Und noch immer haben wir jedes Jahr 10 bis 15 Prozent Steigerung.

Was schätzen Sie: Wohin geht die Reise beim Darts-Sport?

Der Sport wird immer professioneller betrieben. Die jungen Spieler achten auf ihre Ernährung und haben oft zwei Trainer, einen für die Fitness und einen Mental-Coach.

Was steht denn jetzt als Nächstes an?

Am letzten Januar-Wochenende gibt es in der Stadthalle Troisdorf ein großes Darts-Saisonabschluss-Turnier und einen Dart-Cup. Übrigens ist Kevin Münch aus Bochum sonntags auch mit dabei.

Das Gespräch führte Olaf Pohl

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