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Aufbau der StreitkräfteEhemaliges Camp Altenrath in Troisdorf könnte wieder militärisch genutzt werden

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Im Jahr 2014 wurden die zweijährigen Renaturierungsarbeiten am ehemaligen Kasernengelände Camp Altenrath abgeschlossen, das nun wieder für militärische Zwecke genutzt werden könnte.

Im Jahr 2014 wurden die zweijährigen Renaturierungsarbeiten am ehemaligen Kasernengelände Camp Altenrath abgeschlossen, das nun wieder für militärische Zwecke genutzt werden könnte. (Archivbild)

Das Gebiet des ehemaligen Camps Altenrath in der Wahner Heide eignet sich laut Verteidigungsministerium für eine erneute militärische Nutzung.

Das Verteidigungsministerium hat angekündigt, dass die Umwandlung militärisch genutzter Liegenschaften für zivile Zwecke ausgesetzt werden soll. Der Grund dafür: Ein höherer Bedarf an Standorten für das Militär aufgrund der geplanten Vergrößerung der Bundeswehr.

Das gilt offenbar auch für das ehemalige Camp Altenrath in Troisdorf, eine von ehemals zwei Kasernen der belgischen Streitkräfte im Naturschutzgebiet Wahner Heide, die schon vor Jahren abgerissen und renaturiert wurde. Von dem Plan des Ministeriums sind insgesamt 187 ehemalige militärische Liegenschaften betroffen, die nicht mehr militärisch genutzt werden, aber nach wie vor im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sind (BImA) und sich für eine solche Nutzung eignen würden.

Ehemalige Kasernenanlage wurde zwischen 2012 und 2014 renaturiert

All diese in Betracht gezogenen Immobilien würden der sogenannten „strategischen Liegenschaftsreserve der Bundeswehr“ zugeführt, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Diese Reserve umfasse grundsätzlich alle Liegenschaften, die aufgrund militärischer Eignung von der Bundeswehr in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit genutzt werden könnten. Mit der Reserve sollen im Bedarfsfall kurzfristige Lösungen für die infrastrukturellen Bedürfnisse der Bundeswehr ermöglicht werden.

Das ehemalige Camp Altenrath, früher als „Kwartier Maj SBH-BEM Legrand“ bezeichnet, wurde ab Januar 2012 abgerissen und bis etwa 2014 renaturiert. Die Anlage umfasste einst neben Unterkünften eine Kirche, Lagerhallen, eine Tankstelle, Sportanlagen und eine Panzerwaschanlage außerhalb des Kasernengeländes. 

Camp Altenrath: Heute Gelände für Vogelbrut, Islandpferde und Ziegen

Nach 50 Jahren der Nutzung zogen die belgischen Truppen 2003 ab und ließen 121 massive Gebäude und 18 Hektar versiegelte Flächen zurück. Bis auf eine kleine Parkplatzfläche ist davon aber heute nichts mehr übrig. Das Renaturierungsprojekt wurde 2019 als UN-Dekade-Projekt ausgezeichnet.  

Statt Versiegelung und Panzern haben sich nach und nach auf dem Gelände viele Tier- und Pflanzenarten angesiedelt: Heidenelke, Knabenkraut, Zweiblättrige Waldhyazinthe. Ebenso brüten dort Schwarzkehlchen, Wiesen-Pieper und weitere Pieper-Arten. Aber auch Vierbeiner wurden auf den Wiesen des ehemaligen Camps Altenrath mit einem Beweidungsprojekt – entwickelt vom Bundesforstbetrieb und der Unteren Naturschutzbehörde des Rhein-Sieg-Kreises – angesiedelt, so zum Beispiel Islandpferde, Ziegen und Schafe. Sie sollten den Busch- und Waldbewuchs im Zaum halten.

Islandpferde und Ziegen auf dem Gelände des ehemaligen Camps Altenrath (Archivbild)

Islandpferde und Ziegen auf dem Gelände des ehemaligen Camps Altenrath (Archivbild)

Als Erfolg verbuchten es damals die Beteiligten, dass unter den vielen Wünschen für die Verwendung des Geländes Altenrath – darunter ein Gewerbestandort und eine Fläche für Flughafen-Nutzfahrzeuge – der Naturschutz gewonnen habe; so sagte es der damalige Bürgermeister der Stadt Troisdorf, Klaus-Werner Jablonski.

Ob das Gelände des ehemaligen Camps Altenrath tatsächlich militärisch genutzt wird, ist noch nicht klar. In der Mitteilung des Bundesverteidigungsministeriums ist aber von einer „hohen Wahrscheinlichkeit“ die Rede, die sich auf die Gesamtheit der Liegenschaften beziehe. Der Umwandlungsstopp betrifft zum Beispiel direkt ein Gelände auf dem stillgelegten Berliner Flughafen Tegel sowie zwei Kasernen und Flugplätze in Bayern.

„Wir sind uns der Tragweite der Entscheidung sehr bewusst und wissen, dass in vielen Fällen bereits Planungen bestehen, betroffene Flächen zivil zu nutzen“, teilt Staatssekretär Nils Hilmer mit. Es sei deshalb sehr wichtig, in einem Dialog mit Ländern und Kommunen gute Wege zu finden, um die notwendigen Planungen der Bundeswehr im gemeinsamen Interesse umzusetzen. „Wo immer dies möglich ist, werden wir versuchen, auch bestehende zivile Planungen zu berücksichtigen“, sagte Hilmer weiter.

„Der Aufwuchs der Bundeswehr ist dabei aufgrund der Bedrohungslage nicht nur im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung zwingend, sondern bietet auch strukturpolitisch Chancen für unsere Kommunen und Länder. Das Bundesministerium für Verteidigung begrüßt daher die bereits auf vielen Ebenen konstruktiv geführten Gespräche und sichert zu, diese intensiv fortzuführen.“