1. FC KölnAnfeindungen gegen Verein nach Äußerung zu China

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Heldt Gisdol

FC-Geschäftsführer Sport Horst Heldt (l.) und Trainer Markus Gisdol

Köln – Die Zufälligkeit der Spielansetzung wollte es, dass sich FC-Präsident Dr. Werner Wolf und Christian Seifert, der Geschäftsführer der in Frankfurt ansässigen Deutschen Fußball Liga (DFL), am Mittwochabend in der Commerzbank Arena gegenüberstanden.

Bei diesem Treffen herrschte Redebedarf, und zwar über die alltäglichen Themen hinaus, die der mächtigste Mann des Wirtschaftsunternehmens Bundesliga mit einem der hochrangigen Vereinsvertreter gemeinhin führt. Es ging um Äußerungen von FC-Seite, wonach man „China im Sport nicht braucht“. Dabei wurde von chinesischer Seite mit der DFL der drittgrößte Fernsehvertrag abgeschlossen. Die Größenordnung dürfte im dreistelligen Millionenbereich liegen.

Akademie des 1. FC Köln in China

Stefan Müller-Römer, Vorsitzender des Mitgliederrates des 1. FC Köln, hatte schon im Sommer als Interims-Vorstand das China-Geschäft abgelehnt. Nun entschied sich auch das neue Präsidium zum Rückzug von der Betreuung einer Jugend-Akademie in Shenjang. Dort sollten die Kinder und Jugendlichen von Mitarbeitern der Autohersteller-Kooperation BMW-Brilliance betreut werden. Knapp zwei Millionen Euro hätte der FC dafür erhalten. Doch angesichts der Abstiegsbedrohung will man die personellen Kräfte in Köln bündeln, statt in China Geld zu verdienen.

Nachdem FC-Präsident Dr. Werner Wolf dies mitgeteilt hatte, kritisierte Stefan Müller-Römer im Kölner Stadtanzeiger, dass „in China die Menschenrechte in massiver Form missachtet werden. Dort wird ein totaler Überwachungsstaat aufgebaut. Als gemeinnütziger Verein können wir eine so totalitäre und brutale Diktatur nicht unterstützen“. Daraufhin reagierte der Präsident mit einer Richtigstellung, dass es sich um eine unabgestimmte, private Äußerung des Mitgliederratschefs handele. DFL-Chef Seifert soll das zufriedenstellend aufgenommen haben.

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Für den FC kann der Vorgang wirtschaftliche Folgen haben. Werbemaßnahmen von chinesischer Seite, wie sie Nachbar Bayer Leverkusen einging, dürften zunächst ausbleiben. Auf den Banden in der Bayarena wirbt für die Übertragungen nach China ein Wettanbieter und zahlt dafür rund 130.000 Euro pro Saison.

Beschimpfungen in sozialen Netzwerken

Bei der DFL hofft man, dass Müller-Römers Äußerungen bei den chinesischen Partnern so aufgenommen werden, als sei in Köln ein Kartoffelsack umgekippt. Der FC bekam allerdings den Ärger im Reich der Mitte bereits zu spüren. In sozialen Netzwerken in China, in denen der Club vertreten ist, hagelte es Beschimpfungen.

Die gab es im Oktober auch gegen die Huston Rockets. Deren langjähriger Manager Daryl Morey hatte an die Adresse der Anti-China-Protestanten gepostet: „Kämpft für Freiheit. Steht zu Hongkong.“ Daraufhin strich das chinesische Fernsehen CCTV, das auch am Samstag das Kölner Heimspiel gegen Bremen live überträgt, zwei NBA-Spiele und sagte eine Wohltätigkeitsveranstaltung der US-Basketballliga ab.

Deren Spiele werden von bis zu 800 Millionen Chinesen verfolgt. Rund 300 Millionen Chinesen schauen sich wöchentlich mindestens einmal Fußballspiele an. Dabei rangieren die Bundesliga-Übertragungen vor denen der Premier League und anderer Ligen. Deshalb, so war seitens der DFL zu hören, ist der chinesische Markt für die Bundesliga mehr denn je von Bedeutung. Zum Kölner Vorgang wolle man sich nicht äußern.

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